Gemüse

Historisch: Gemüse 1/2



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Zutaten

  • - Es war einmal...
  • - Gemüse: allgemeine Regeln
  • - beim Kochen der Gemüse
  • Die hier wiedergegebenen Informationen stammen aus der 18. Auflage des Buches aus dem Jahre 1844.

    a) Reinmachen der Gemüse. Vorab sei auf grosse Reinlichkeit und auf ordentliches Reinmachen der Gemüse und Kartoffeln hingewiesen.

    b) Rasches Weichwerden. Dann ist es eine Hauptsache, zu sorgen, dass das Gemüse ordentlich weich gekocht sei, da es andernfalls für die Gesundheit nachteilit ist. Es ist daher zum Einweichen von schwer weikochenden Gemüsen, sowohl von eingemachten, als lang aufbewahrten, frischen Gemüsen, z.B. Kohlrabi, Rüben, zu empfehlen, dass man etwas doppelkohlensaures Natron in sAbkochwasser gebe, am besten, bevor das Gemüse hineinkommt.

    c) Verfahren beim Kochen. Auch ist ein schweres Weichkochen der Gemüse häufig Folge von einem trockenen Sommer; im übrigen hat solches grösstenteils seinen Grund darin, dass die Gemüse oftmals zu lange auf dem Feuer stehen, ehe sie zum Kochen gelangen. Um letzteres zu verhüten, muss das Wasser sowohl zum Abkochen der Gemüse, als auch wenn sie nicht des Abkochens bedürfen, stark sieden, ehe sie mit demselben in Verbindung gebracht werden. Zu dem Zweck tü man das Gemüse nicht auf einmal, sondern portionsweise in den Topf, damit das Wasser nicht lange aus dem Kochen komme; zum etwaigen Nachgiessen darf auch nur kochendes Wasser genommen werden. Auch dient es zum schnelleren Weichkochen der Gemüse, das Salz erst, nachdem sie bald weich sind, hinzuzugeben; das Fett aber ist vor dem Hineintun derselben dem Wasser beizufügen. Das sich letzteres nicht auf abzukochende Gemüse bezieht, ist selbstredend; auch machen Blattgemüse, namentlich auch die ersten Frühlingsgemüse, in bezug auf das Salzen eine Ausnahme, da diese nur kurze Zeit in wenigem Salzwasser abgekocht am wohlschmeckendsten werden. Auch würde man alle grünen Gemüse durch langes Kochen in reichlichem Wasser minderwertig machen, da man sie dadurch aller nützlichen Mineralstoffe (Nährsalze) künstlich berauben würde. Im übrigen hat das sofortige Hinzutun des Fettes, das Vermeiden des Nachgiessens von kaltem Wasser, ein gleichmässiges, ununterbrochenes Kochen in einem fest verschlossnene Topfe, und grosse Reinlichkeit in den Kochgeschirren, sowie auch das gehörige Waschen und Spülen der Gemüse den grössten Einfluss auf den Wohlgeschmack und nciht weniger auf die Gesundheit. Ein gutes Gemüse muss nahrhaft gekocht, sehr weich und saftig, gehörig mit reinschmeckendem Fette und Salz verbunden, sämig aber nicht breiig sein; noch weniger darf eine klare Brühe darin stehen. Darum muss das Umrühren mit Vorsicht geschehen; bei zeitigem Hinzutun und verhältnismässiger Anwendung von Fett und Salz bedarf es gar nicht des Umrührens. Der jungen Hausfrau ist zu raten, sich ganz besonders im Kochen eines wohlschmeckenden Gemüses zu üben, es ist eine hauptsache für den täglichen Tisch.

    d) Bemerkung über Gemüse für den Dinestbotentisch. Für den Dienstbotentisch muss jedes Gemüse, wie man zu sagen pflegt, schlank, d.h. etwas mehr dünn als steif, ganz weich und sämig gekocht werden, auch darf das Gehörige Fett und Salz nicht fehlen. In Zeiten, wo die Kartoffeln nicht zerkochen und es also an der gehörigen Sämigkeit fehlt, kann auf folgende Weise nachgeholfen werden: Man reibe, wenn das Gemüse gar ist, zwei bis drei rohe Kartoffeln und lasse das Geriebene, mit einer Gabel nach und nach verrrührt, einmal durchkochen, wodurch der Verbrauch des Mehles überflüssig und die fehlende Sämigkeit bestens ersetzt wird; doch müssen die Kartoffeln in passendem Verhältnis angewandt werden. Zu viel macht das Gemüse kleistrig, andernfalls viel wohlschmeckender.

    e) Passenes Fett. Bei den Frühlingsgemüsen ist die Butter nicht zu entbehren; bei den späteren, frischen Gemüsen macht man einen Zusatz von gutem Braten- oder Nierenfett und wo es passend ist, auch von Schmalz. Bei sparsameren Verhältnissen lässt sichdie Butter durch diese Fette völlig ersetzen. Zu eingemachten Fassgemüsen ist Speckfett, oder eine Mischung von Schmalz- und Nierenfett (dem man für den Dienstbotentisch auch ausgeglühtes Rüb-, aber kein Rapsöl mit Vorteil zusezten kann) zu empfehlen. Steht der Hausfrau nur wenig Kochbutter zur Verfügung, so ist es ratsam, das Gemüse mit anderem Fette gar zu kochen und die bestimmte Butter erst beim Anrichten durchzurühren. Um das Nierenfett feinschmeckend für den Küchengebrauch zu bereiten, nehme man ein festes, kerniges Stück (bei einem kleinen Haushalt nicht über 1kg, damit das Fett stets möglichst frisch gebraucht werden kann), zerteile es in kleinere Stücke und wässere diese über Nacht in reichlichem Wasser. Danach hacke man das Gett ganz fein, füge zu einem Kilogramm eine Obertasse frische Milch, stelle es auf gelindes Feuer und lasse es bei öfterem Durchrühren so lange offen kochen, bis es klar erscheint; dunkelgelb darf das Fett nicht werden, weil es dadurch an Geschmack verliert. Nun füllt man es ohne weiteres in ein Steintöpfchen, und ist es zum Gebrauch der gewöhnlichen Gemüse und sättigenden Suppen ganz vorzüglich. Zur Verwendung bei feineren Speisen gebe man das ausgeschmolzene Fett durch ein Sieb, und sind die zurückbleibenden Greven, fein gehackt, zu Frikadellen von gekochtem Rindlfiesch, sowie zu gewöhnlichen Saucen gut zu verwenden. Auf das im Abschnitt "Fettwaren" schon erwähnte Palmin sei hier nochmals hingewiesen.

    f) Fassgemüse. Um bei eingemachten Gemüsen den sogenannten Fassgeschmack und -geruch zu vermeiden, muss hierbei die grösste Reinlichkeit in den Fässern aufrecht erhalten werden. Fassgemüse: Bohnen und Stielmus, koche man womöglich am vorhergehenden Tage ab und stelle sie kurze Zeit in Wasser, damit die Säure herausziehe, und dieselben am anderen Tage zeitig zum Kochen gebracht werden können.

    Fortsetzung 2

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