Keine Angabe

Wasabi und Kartoffelstock



Für 1 Text

Zutaten

  • Kartoffelstock
  • Wasabi
  • NACH EINER RUBRIK VON

  • - Beat Wüthrich
  • - Erfasst von Rene Gagnaux
  • Woran erkennt man als Gast eine modisch orientierte Restaurantküche? Was steht in den Speisekarten der In-Restaurants gegenwärtig und in naher Zukunft? Hier eine Übersicht der Trendgerichte und Trendzutaten. Doch Vorsicht! Modische Restaurants sind wie Modeboutiquen: Stimmt die Qualität nicht, stimmt auch der Umsatz - früher oder später, eher früher - keineswegs.

    Zu den eigentlichen Modeartikeln im gastronomischen Bereich gehören die Sushi. Die gibt's in Grossstädten inzwischen an jeder Innerstadtecke, und auf dem Lande hat das Sushi-Fieber soeben angefangen. Sushi, die aus Japan stammenden Häppchen mit dem säuerlichen Reisinhalt, dürfen nie - so eine japanische Regel - zu viert als Portion aufgetragen werden. Wenn Sie also vier in Lachs oder Seetang oder Wasauchimmer (das war deutsch!) eingewickelte Sushi serviert bekommen, müssen Sie vorsichtig sein: Jemand versteht die Japan-Gastro-Ideologie nicht. Sashimi, ebenfalls aus Japan, zählt zu den Aufsteigern. Im Original werden dafür lebende Fische ihrer Filets beraubt und beispielsweise mit Sojasauce roh serviert. Meine Recherchen haben ergeben, dass in der Schweiz keine Lebendfische aufgeschlitzt werden. Das ist okay, heisst aber auch, dass Sashimi in der Schweiz nicht nach Originalrezepten zubereitet wird. Was sonst? Neues! Risotto, der gute alte, kommt extremer daher, Artischockenböden und Tintenfische müssen es sein, die ihn zu einer edlen Beilage machen. Dicke Morcheln hinein oder grosszügig gehobelte Trüffel.

    Möchten Sie etwas über Kerbel oder frischen Koriander lesen? Da liegen Sie bei mir falsch. Die zwei topmodischen Kräuter mag ich nicht, weil sie mir zu intensiv duften und schmecken. Ich bleibe trotzdem bei der Würze. Wasabi, der grüne japanische Meerrettich, der schärfer als scharf (und noch schärfer) ist, in Pastenform oder Pulver angeboten wird, ist ein Renner, den auszuprobieren sich lohnt. Safran gilt als Saucenkaiser auf der Speisekarte '98, aber nicht, wenn er etwa als Souvenir aus Nordafrika nach Hause gebracht wird. Der beste (ungestreckte) stammt aus Mund im Wallis, ist kaum erhältlich und unbezahlbar. Ingwer, frisch gehobelt, gilt als aktuell, was ich nicht ganz nachvollziehen kann, denn Ingwer in jeder Form empfinde ich als seifig und grässlich. Doch die Mode hat Vorrang. Zitronengras ist im Kommen, ob frisch oder getrocknet ist einerlei, Zitronengras muss es sein. Darauf, genauso wie auf Limonensaft, kann man getrost verzichten.

    Endlich absolut Erfreuliches: Ein Blick auf die Speisekarten muss frischgemachten Kartoffelstock loben, der immer und immer wieder auftaucht. Eigentlich ist es ein Püree, das oft mit Butter, Rahm und Muskatnuss auf dem Teller erscheint. Welche andere Möglichkeiten purer Kartoffelstock, pures Kartoffelpüree anbieten, sei der Kreativität der Köchinnen und Köche überlassen. Wie wär's mit Sellerie, 50 zu 50, mit Randen, 20 zu 80, wie wär's mit Trüffelöl oder frisch gehobelten Trüffeln? Im In-Bereich liegen, in alphabetischer Reihenfolge: Balsamico (mindestens zwölf Jahre alt), Blini (aus Buchweizenmehl; zu Kaviar), Entenbrust, frische oder getrocknete Feigen, Fischtatar, Glasnudelsalat, Granatapfelkerne über Fleisch und Desserts (Achtung: Flecken gehen nie, nie, wirklich nie mehr aus), Griessflammeri mit roter Früchtesauce, Honig, lauwarmer Hummersalat. Kräuterquark mit Sauerteigbrot, Kürbiskernöl aus der Steiermark für Salate und Suppen, Lammcarre, Linsen (am besten: Puy, die kleinen aus Frankreich), Marzipan in Desserts (Marzipaneis zum Beispiel), Nusssaucen zu Fisch, Fleisch und Desserts, Olivenöl (das teuerste aus Sizilien, "in" wie früher Butter), Parmesan (Parmigiano Reggiano oder Grano Padano), Red Snapper (ein eher trockener Fisch), Rucola (immer ohne Stiele zu verwenden), Rhabarber als Gemüse (stark im Kommen), Scampi, Shiitake-Pilze, Thunfisch (roh oder als Steak gebraten), getrocknete Tomaten, Wachteln, Ziegenkäse (gegrillt auf Salaten, ist er schon beinahe out).

    Langsam wird's für die Westentasche zu dick. Doch die sechste, immer und immer wieder neu bearbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage des "Büchleins" des Werbers und Weinfachmanns Ernst Meier (er wird auch als Weinsnobby bezeichnet) gehört zu den praktischsten der Führer in Sachen Wein. Gerade Schweizerinnen und Schweizer, die gerne Bescheid wissen über Weine des Aargaus bis hin zu Zuerichsee-Tropfen, sind gut bedient mit dem in jeder Buchhandlung für zwölf Franken erhältlichen Büchlein. Doch der Inhalt geht viel, viel weiter: Südafrika ist für Meier kein Problem, Australien nicht und das Bordeaux nicht. Soll ich auch die Toskana und Österreich erwähnen? Der "Westentaschen-Weinkenner" ist ein hübsches, ausgezeichnet gemachtes Booklet, das vielleicht den Fehler aufweist, dass es, wie anfangs erwähnt, zu dick ist. Für Zukunfts-Ideenhilfe wäre Ernst Meier, Edelweiss Werbe AG, 8030 Zuerich, bestimmt froh.

    Stichworte

    Aufbau, Info

    Titel - Rubrik - Stichworte