Das richtige Glas ist ein wichtiger Beitrag zum Weingenuss. Es entscheidet mit darüber, wohin genau der
Wein im Mund gelenkt wird
- wir schmecken verschiedene Nuancen in verschiedenen Regionen der
Mundhöhle. Tatsächlich schmeckt der gleiche Wein aus verschiedenen Gläsern sehr unterschiedlich!
_Grundsätzliches_ Ein ordentliches Weinglas ist nicht zu dickwandig, möglichst ohne Wulst am oberen
Rand, es hat einen Stiel, der nicht zu dick und lang genug ist, um das Glas anzufassen und es hat einen
ausreichend breiten Fuss, um sicheren Stand zu gewährleisten. Der Kelch ist so gross, dass er nur zu
einem Teil (max. 1/3 bei Rotwein, 1/2 bei Weisswein - zum Probieren deutlich weniger) gefüllt werden
muss.
Vor allem ist es aus Klarglas, nicht gefärbt, um die Farbe des Weins zur Geltung kommen zu lassen.
So wenig wie Kaffee aus Pappbechern schmeckt oder Weizenbier aus der Sektflöte, so wenig schmeckt
ein guter Wein aus dem Tonbecher.
Soviel rustikaler Charme ist bestenfalls einem Landwein beim Picknick zuzumuten.
_Genormte Probiergläser_ Wer eine breite Palette an Wein probieren will, ohne sich auf Spezialgläser
einzulassen, dem ist mit genormten Probiergläsern geholfen. Diese Gläser sind tulpenförmig und fassen
etwa 0,2 Liter
- werden aber nie voll gemacht!
Sie bringen alle Weine einigermassen vergleichbar zur Geltung. Das vor allem in Deutschland verbreitete
"Sensus-Glas" (entwickelt vom
Deutschen Weininstitut und der Deutschen Landwirtschaft-Gesellschaft) ist sozusagen das Standard-
Probierglas
auch bei vielen Weinmessen und -verkostungen.
Wein-Freaks schwören oft auch auf ein Becherglas mit
Fingerlöchern, das unter dem schönen Namen "Impitoyable" (Gnadenlos, Unerbittlich) bekannt ist und im
Ruch steht, vor allem die Fehler der Weine hervorzuheben.
_Weissweingläser_ Sie haben einen schmalen, kleineren Kelch - sehr schlank und am
oberen Rand ein wenig nach aussen gestülpt, wenn sie für junge, säurebetonte Weine ausgelegt sind,
etwas bauchiger und nach oben enger, wenn sie voluminösere Tropfen zur Geltung bringen sollen
(Tulpenform). Im ersten Fall lüpft der "Säurespoiler" den Wein direkt mittig auf die Zungenspitze; damit
werden Süsse und Frische betont. Die Weine schmecken weniger sauer. Umgekehrt bringt ein breiter Rand
den Wein eher auf die Zungenseiten und damit schmecken säurearme Weine frischer.
_Rotweingläser_ Sie sehen aus wie eine grosse Ausgabe des letztgenannten Weissweinglases
(Tulpenform), wenn daraus tanninstarke Rotweine getrunken werden sollen (Bordeaux, internationale
Cabernet Sauvignons, Rioja, Chianti).
Eher kugelige grosse Gläser sind den sehr schweren Rotweinen (Barolo-Typus) vorbehalten.
Tanninarme Rote vom Typ eines deutschen Spätburgunders auch eines Gamay (Beaujolais) werden aus
bauchigen Gläsern mit weiter Öffnung (und möglicherweise einem nach aussen gestülpten Rand - auch hier
als Säurespoiler) genossen.
_Roségläser_ Sie sind nur mittelgross und oben leicht eingezogen.
_Sektgläser_ Sie sollten wie eine hochgezogene und schlanke Version eines Weissweinglases aussehen.
Allzu schlanke Flöten lassen ihnen keinen Platz sich zu entfalten und die antiquierten Sektschalen sind
"Mord" für die Kohlensäure. Am Grund kann ein kleiner raür Punkt eingraviert sein; dies bewirkt feines
Perlen (Mousseux).
_Ganz praktisch_ Wenn Sie nicht so viel in Gläser investieren wollen, ist Ihnen mit einem Weissweinglas
für kräftige Weissweine geholfen, aus dem auch Rosés schmecken - dazu noch ein Rotweinglas, je nach
Vorliebe das
für fruchtige, tanninarme oder das für tanninreiche. Das genügt für die Praxis.