Information

Essen nach Farben (Info)



Für 1 Text

Zutaten

  • 1 Info
  • von Georg Lembeck
  • MMMMM------------------------QUELLE-------------------------------
  • - Servicezeit: Essen &
  • - Trinken - Kostprobe,
  • - WDR 11.01.2008
  • - Erfasst von Christina Phil
  • Warum greifen wir in der Süssigkeitentüte immer nach dem roten Bonbon? Und schmieren lieber gelbliche Butter auf das Brötchen, weil wir sie für gesünder und naturbelassener halten als weisse? Liegen diesem Essverhalten rationale Entscheidungskriterien zugrunde? Fest steht: Der Mensch reagiert bei der Lebensmittelauswahl positiv auf bestimmte Farben, vornehmlich auf Rot, Gelb und Grün. Unter anderem ist diese Fixierung auf Farbe auch eine evolutionsbedingte Prägung - erklären Psychologen, denn die natürlichen Farbstoffe sind selbst sehr gesund! _Assoziationen durch Farben_ Es ist meist eine bewusste Entscheidung, zu welcher Farbe der Mensch greift, wenn er Nahrungsmittel auswählt. "Eindeutig rot!", heisst meist die Antwort auf die Frage nach der Lieblingsfarbe bei Bonbons oder Gummibärchen. Den fruchtigen Geschmack von Kirschen oder Erdbeeren meinen die Naschkatzen bei roten Süssigkeiten zu schmecken, das zeigen verschiedene sensorische Tests. Und braune Eier werden weissen Eiern meistens vorgezogen, weil der Verbraucher annimmt, dass braune Eier von frei laufenden Hühnern gelegt werden. Dabei kommt es hierbei nicht auf die Haltungsform, sondern auf die Rasse der Hühner an.

    _Der Gummibärchentest_ Die Psychologin Gisla Gniech aus Bremen hat sich lange damit beschäftigt, welchen Einfluss die Psyche auf die Farbwahl beim Essen hat. Sie hat eigens einen Gummibärchentest entwickelt - mit interessanten Ergebnissen. In einem Blindtest hat Gisla Gniech passionierte Gummibärchenesser auf die Probe gestellt. Alle gaben zunächst an, welche Gummibärchen sie am liebsten essen - meist die roten. In einem Blindtest sollten die Probanden schliesslich die Farben der unterschiedlichen Bärchen herausschmecken - mit wenig Erfolg: "Unter 100 Leuten konnten nur drei hin und wieder die Gummibärchen im Blindtest erschmecken", so Gisla Gniech. "Der Mensch hat verlernt, auf den Geschmack zu achten!" So lautet das strenge Fazit der Psychologin.

    _Farbe beeinflusst den Geschmack_ Das Versuchsergebnis zeigt: Die Farbe bestimmt den Geschmack mit! Die Geschmacksintensität eines Produktes wird meist von der Intensität der Färbung abhängig gemacht. Beispiel: Je kräftiger das Rot eines Saftes ist, desto stärker empfinden Menschen das Aroma von reifen Früchten, das zeigte ein weiterer Versuch. Wissenschaftler sprechen hier von Farbbewertungsmustern. Das Gehirn des modernen Konsumenten ist visuell geprägt. Geschmackserwartungen hängen davon ab, welche Farbe man sieht. Verhaltensentwicklungen, die von der Lebensmittelindustrie natürlich genutzt werden. "Und zwar bei ganz simplen Nahrungsmitteln", so Gisla Gniech. "Butter wird eingefärbt. Butter, die weiss ist, signalisiert, dass sie vielleicht nicht so gehaltvoll ist. Oder bei Eiern - die Hühner werden mit solchem Futter gefüttert, dass das Dotter gelber ist. Das signalisiert bessere Gesundheit." _Evolutionsbedingte Prägung_ Diese Fixierung des Menschen auf die Farbe bei der Essenswahl ist wohl auch eine evolutionsbedingte Prägung. So lernte der Mensch beispielsweise, dass blau-grau und auch violett oder bläulich-türkis bei verschimmelter und somit giftiger Nahrung vorkommt. Mit den Farben Rot, Gelb und Grün scheint der Mensch dagegen eher gute Erfahrungen gesammelt zu haben.

    _Gesunde Farbe_ Pflanzenfarbstoffe zählen zu den sogenannten sekundären Pflanzenstoffen. In der Natur kommen viele verschiedene Farbstoffe vor, beispielsweise Anthocyane, Chlorophyll und Carotinoide. Diese natürlichen Farbpigmente, die sich während des Wachstums in den Pflanzen bilden, haben einen gesundheitlichen Nutzen, der allerdings noch nicht gänzlich erforscht ist. Warum die farbenfrohen Früchte so gesund sind und welchen Anteil die Farbstoffe selbst daran haben, versuchen Lebensmittelchemiker herauszufinden, beispielsweise auch an der Westfälischen Wilhelms-Universität zu Münster. Derzeit wird unter anderem untersucht, warum Blaubeeren bei diversen Darmerkrankungen eine heilende Wirkung haben. Dass es an dem enthaltenen Farbstoff liegen könnte, ist durchaus möglich, so die Einschätzung der Forscher.

    _Farbstoffe mit verschiedenen Funktionen_ Professor Dr. Hans-Ulrich Humpf vom Institut für Lebensmittelchemie in Münster erklärt, dass Stoffe wie rot und gelb färbende Carotinoide aus Tomaten oder Paprika oder gelbe Flavonoide antioxidativ wirken, das heisst, sie fangen aggressive, reaktionsfreudige Moleküle ab, sogenannte Freie Radikale. Allein zu den Gruppen der Carotinoide und Flavonoide gehören hunderte Stoffe, einige davon schützen und stärken die Gefässe, andere wirken entzündungshemmend oder krampflösend.

    Viele Gemüsesorten sind jedoch in reifem Zustand nicht rot oder gelb, sondern grün. Dafür sorgt der Farbstoff Chlorophyll. Das Chlorophyll hat bei der Photosynthese eine Schlüsselrolle - es absorbiert zum Beispiel das Licht. Allerdings wissen die Chemiker nicht immer so genau, welche Funktion ein Farbstoff hat. Bei den roten und gelben Farbstoffen vermuten die Wissenschaftler, dass sie bei der Pflanze ähnliche Wirkungen haben wie nach dem Verzehr im menschlichen Körper. Professor Hans-Ulrich Humpf: "Die Carotinoide einer Paprika oder Tomate sind von der Natur als Schutz gegen UV-Strahlen vorgesehen - als ein Sonnenschutz, damit die Pflanze nicht geschädigt wird. Dieselben Carotinoide sind auch beim Menschen als eine Art Sonnenschutz notwendig." _Essen nach dem Ampelprinzip_ Die verschiedenen Obst- und Gemüsesorten enthalten nicht immer die gleichen Vitalstoffe. Grüne Pflanzen enthalten beispielsweise besonders viel Magnesium, Kalzium und Folsäure. Daher ist es für eine ausgewogene Ernährung sehr wichtig, abwechslungsreich und bunt zu essen. Ernährungsexperten empfehlen das Ampelprinzip: rote, gelbe und grüne Sorten jeden Tag. Das gilt jedoch nur für frisches Gemüse und Obst. Denn industriell hergestellte Nahrungsmittel werden oft künstlich eingefärbt - wohl auch, um eine Illusion von gesunder, naturbelassener Nahrung zu schaffen. Rot und Gelb etwa gelten als appetitanregend, Blautöne hingegen als abstossend. Das jedenfalls hat ein Versuch ergeben, bei dem ein Büfett mit den verschiedensten Farben bestrahlt wurde. Eine rötlich-gelbe Beleuchtung hatte zur Folge, dass die Probanden beherzt zulangten. Psychologin Gisla Gniech: "Wenn das Büfett violett angestrahlt wird und das in die schwarzen, ekligen, blau-grauen Nuancen geht, dann hat das Büfett nur gestanden, keiner hat es angerührt, weil das Auge eben mitisst." _Farben beim Kochen gezielt einsetzen_ Köche können die Farbwirkung natürlich nutzen. Wer seiner Familie etwa Appetit auf Gesundes machen will, sollte sich gezielt auf Rot und Gelb stürzen und alles appetitlich anrichten. Eine bunte Gemüsepfanne beispielsweise sieht lecker aus und enthält ein breites Repertoire an gesunden Inhaltsstoffen. Beim Erhitzen bleiben die Farbstoffe weitestgehend erhalten. Doch viele Vitamine sind weniger hitzebeständig, daher sollte man die Garzeiten kurz halten.

    _Links_ * http://www.ernährungsportal.nrw.de/Farben-machen-Appetit-2-31-3-150 .html Artikel "Farben machen Appetit" auf dem Ernährungsportal Nordrhein-Westfalen vom Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz * http://www.5amtag.de/index1.php Homepage der 5-am-Tag-Kampagne mit vielen wichtigen Informationen rund um eine gesunde Ernährung und über sekundäre Pflanzenstoffe * http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=635 Informationen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung rund um sekundäre Pflanzenstoffe * http://www.test.de/themen/essen-trinken/special/-/1132610/1132610/11 32631/ Liste mit sekundären Pflanzenstoffen und ihren Wirkungen auf der Seite von Stiftung Warentest * http://www.aid.de/ernährung/sekundäre_pflanzenstoffe.php Artikel "Schutz durch Gemüse und Obst" auf der Seite des aid Infodienstes * http://www.aid.de/downloads/übersicht_sekundäre_pflanzenstoffe.pdf Liste mit sekundären Pflanzenstoffen, PDF-Datei (15 KB)

    * http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20050919/b_1.phtml Geringeres Krebsrisiko durch Fisch und Gemüse (Servicezeit: Kostprobe vom 19. September 2005)

    * http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20040726/b_3.phtml Lebensmittelfarben aus Obst- und Gemüseextrakten (Servicezeit: Kostprobe vom 26. Juli 2004)

    * http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20050905/b_5.phtml Gemüse richtig garen (Servicezeit: Kostprobe vom 5. September 2005)

    * http://www.wdr.de/tv/service/essentrinken/inhalt/20070907/b_1.phtml Obst und Gemüse - meist nährstoffarm? (Servicezeit: Essen & Trinken vom 7. September 2007)

    _Buchtipps_ * Gisla Gniech, Michäl A. Stadler Die Farbe Donat, 2000 ISBN 9783931737757 Preis: 15 Euro

    * Gisla Gniech Essen und Psyche Über Hunger und Sattheit, Genuss und Kultur Springer, 2007 ISBN 9783540582908 Preis: 17,95 Euro

    * Ute Meyer Farbstoffe aus der Natur Geschichte und Wiederentdeckung Die Werkstatt, 1997 ISBN 9783895331879 Preis: 12,30 Euro

    * Hermann Herzmann Pflanzenfarbstoffe Westarp Wissenschaften, 2004 ISBN 9783894327309 Preis: 17,45 Euro

    * Bernhard Watzl, Claus Leitzmann Bioaktive Substanzen in Lebensmitteln Hippokrates, 2005 ISBN 9783830453086 Preis: 34,95 Euro

    http://www.wdr.de/tv/service/essentrinken/inhalt/20080111/b_2.phtml

    :Letzte Äend. am: 20.01.2008

    Stichworte

    Info, Information, Pflanzenstoffe

    Titel - Rubrik - Stichworte