Vielleicht erging es Ihnen ja auch lange so? Viele Jahre habe ich spanische Weine ausschliesslich mit
Rioja verbunden. Das hat sich in den letzten Jahren natürlich kräftig geändert - es gibt nämlich
sensationell gute Weiss - Rosé - und Rotweine aus bekannten und
weniger bekannten Weinregionen in Spanien. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass Spanien mit 1, 08
Mio. ha die grösste Rebfläche weltweit besitzt. Allerdings stehen sie von der Mengenerzeugung erst an
dritter Stelle, hinter Italien und Frankreich. Daraus lässt sich schon schliessen, dass geringere Erträge
auch für hervorragende Qualitäten sorgen.
Man geht heute davon aus, dass in Spanien schon 3000-4000 Jahre vor
Chr. Wein angebaut wurde. Später wurden die Weine in Steintrögen vergoren, eine Methode, welche auch
bis heute noch erhalten ist "Metodo Rural", "ländliche Methode". Früher waren dies schon sehr kräftige
Weine "rancio"-ranzig, weil sie meist oxidierten.
Besondere Beliebtheit erfuhren sie, weil sie immer sehr kräftig waren, und sie wurden deshalb auch gerne
verschnitten.
Ende des 15 Jh. wurden die Holzfässer eingeführt und im 19.Jh.
galt der Marques de Riscal als Pionier, seit den 50er Jahren Torres, wobei in den 50er Jahren einige
Cooperativen gegründet wurden und damit viel Masse produziert wurde. In den 60er Jahren übte der Staat
dann Druck aus für bessere Qualitäten.
Bei der Weinbereitung hat sich in den letzten Jahren sehr viel verändert, moderne Edelstahltanks mit
modernen Kühltechniken haben Einzug erhalten und die Rotweine reifen meist in französischer oder
amerikanischer Eiche.
Spanien besitzt ganz eigene Qualitätsstufen: so müssen die Weine
bestimmte Kriterien erfüllen, bevor sie in den Verkauf gelangen können. Auf alle Fälle sind die jeweiligen
Qualitätsstufen dem Rückenetikett zu entnehmen.
- Joven: Jungwein, manchmal nur 1/2 Jahr Holzfassreife
- Crianza: 1/2 Jahr Holzfassreife und 1 Jahr Flaschenreife, bzw. in
manchen Regionen (wie im Rioja) ist 1 Jahr Holzfassreife vorgeschrieben
- Reserva: 1 Jahr Holzfassreife und 2 Jahre Flaschenreifung
- Gran Reserva: 2 Jahre Holzfassreife und 3 Jahre Flaschenreife
Die Palette reicht von hervorragenden Cavas aus dem Penedes, über spritzige frische Weissweine aus
Katalonien, Rüda und Galizien über fruchtbetonte Rosados aus Navarra bis hin zu gehaltvollen Rotweinen
aus Regionen, wie Rioja, Ribera del Düro, Priorat, Yecla und vielen anderen mehr. Auch auf den Inseln, wie
z. B. auf Mallorca werden heute grossartige Weine ausgebaut. Und von Sherry haben wir noch gar nicht
gesprochen.
Wichtig ist natürlich, dass es in Spanien noch viele eigenständige Rebsorten gibt. Die Wichtigste:
Tempranillo - steckt praktisch in
allen grossen Rotweinen. Sie ist vielleicht nicht so bekannt, weil sie in den verschiedenen spanischen
Weinregionen unterschiedliche Namen tragen kann, - wie beispielsweise in Ribera del Düro, wo der
Tempranillo - Tinta del Pais oder Tinto Fino heisst, in Katalonien
trifft man ihn als Ull de Llebre an, oder in La Mancha wird er Cencibel genannt.
Bei den Weissweinen schätze ich ganz besonders die weisse Albarino Traube aus Galizien und die
Verdejo Traube aus Rüda.