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Persische Gaumenfreuden 01/12



Für 1 Info 1. Die Entwicklung der persischen Küche Persien, seit 1934 Iran, eine der ältesten und traditionsreichsten Kulturen unserer Erde, umfasst heute ein Staatsgebiet, welches in etwa dem Vierfachen der Bundesrepublik Deutschland entspricht, und wird von ca. 60 Millionen Menschen, die sich in 6 große Volksgruppen teilen, bewohnt: Perser, Aserbeidschaner, Kurden, Araber, Belutschen und Turkmenen. Neben ausgedehnten Wüstengebieten über zwei Drittel des Landes finden sich beachtNche fruchtbare Gärten mit üppiger Vegetation. Im Norden grenzt das Land an das Kaspische Meeres, im Süden an den Persischen Golf. Diese verschiedenen ethnischen Gemeinschaften ebenso wie die bewegte Landesgeschichte mit dem ständigen Wechsel von eigenen Eroberungszügen und Fremdherrschaft haben die Kochkunst dieses Landes geprägt.

Was wir heue unter der typischen persischen Küche verstehen, hat sich dabei seit Jahrhunderten kaum verändert. Sie gleicht durchaus der Küche ihrer Nachbarn in der Türkei und in den arabischen Ländern, dennoch bewahrt sie ihren eigenen unverkennbaren Stil: Die unnachahmlichen Reisgerichte, die VorÜebe für süßsaure Speisen, die Kombination von Fleisch mit Früchten, mit nur mäßiger Verwendung von Knoblauch und dem virtuose Umgang mit Gewürzen und deren Mischung ohne dabei de Schärfe der indischen oder arabischen Küche erreichen zu wollen. Sie verdient wahrNch die Bezeichnung slow food', werden doch die meisten Gerichte oft über Stunden geschmort oder bedürfen einer Vorbereitung über Tage. Deshalb bereitet sie auch unvergleichliche Genüsse, apostrophiere sogar als die französische Küche des Orients'. Trotzdem erfreut sich auch in Persien Coca-Cola großer Beliebtheit und verfügt Teheran seit den neunziger Jahren über den ersten McDonald's-Schnellimbiß - trotz aller Ressentiments gegenüber Amerika.

Durch die Ausdehnung des Perserreiches, welches sich ca. 500 v. Chr. von Russland bis Ägypten, von Griechenland bis Indien erstreckte, und den Kontakten mit den Händlern der Seidenstraße von China nach Syrien, vermischten sich die unterschiedlichsten Kochtraditionen und gelangten auch Produkte aus diesem Riesenreich bis nach Europa wie z.B. Safran und Granatäpfel. Auch das bei uns so beliebte Marzipan ist durchaus keine Lübecker Erfindung, sondern erreichte vielmehr im Mittelalter Europa über Italien aus Persien, wo es traditionell zum Neujahrsfest noruz als Leckerei gereicht wird. Die raffiniertesten Gerichte, die man auch heute noch nahezu unverändert zubereitet, wurden unter der Herrschaft der Sassaniden im frühen 7. Jahrhundert kreiert: Gefüllte Weinblätter, Reisaufläufe, Fleischmannaden aus Joghurt und Gewürzen und die Kombination von Fleisch mit Früchten und die Verwendung von gemahlenen Nüssen zum Andicken von Saucen . Die sassanidische Kochkunst bereicherte und verfeinerte später die karge Wüstenküche der arabischen Eroberer. In den Bezeichnungen vieler Speisen findet sich heute noch der persische Wortstamm: turshi (eingelegtes Gemüse), kufta (Fleischklößchen), dolmeh (gefüllte Weinblätter) und mezze (Vorspeisen).

Analog zur Ernährungslehre in der traditionellen chinesischen Medizin werden die Nahrungsmittel in zwei gegensätzliche Kassen eingeteilt, in warme (z.B. Datteln, Feigen, Melone, Trauben, Nuß, Ingwer) und kalte (Salate, Pflaumen, rote Beete, Joghurt). De Kunst der perfekten Speisezubereitung liegt nun dann, beide Komponenten ausgewogen in einem Gericht zu kombinieren bzw. de eine oder andere Seite entsprechend der persönlichen Konstitution des Gastes zu betonen.

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Info, Persien

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