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Thailändisch kochen - Menü 02/12
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DIE THAI-MAHLZEIT
Die Thailänder lieben zwar Snacks, es gibt aber keine Vorspeisen.
Zwar reicht man manchmal ein paar Gerichte vor der eigentlichen Mahlzeit, diese gelten aber als Hors
d'CEuvres, wörtlich »außerhalb der Mahlzeit«. Die meisten Speisen kommen mehr oder weniger
gleichzeitig auf den Tisch. Unter Thailändern beginnt normalerweise der Ranghöchste oder Gastgeber mit
dem Essen oder fordert die anderen dazu auf. Der Reis wird zuerst aufgetragen, und von den anderen
Gerichten nimmt man mit dem Servierlöffel immer nur wenig auf einmal. Diese Portion wird dann mit Reis
vermischt. Hat man diese verzehrt, wendet man sich dem nächsten Gericht zu - dafür gibt
es keine feste Reihenfolge, es ist lediglich eine Frage der Vorliebe.
Meist folgt aber auf ein scharfes Gericht ein kühlendes, auf ein schweres, süßes ein herbes, so dass man
auch während der Mahlzeit ein Gleichgewicht wahrt. Man häuft sich den Teller nicht mit Essen voll - das
gilt als ungehobelt.
Die Zeit spielt kaum eine Rolle, und die Thai gehen gelassen damit um. Es kümmert sie wenig, wenn das
Essen abkühlt oder nur lauwarm aufgetragen wird, denn mit dem traditionellen Ofen war es fast unmöglich,
alle Gerichte gleichzeitig heiß zu servieren. In der tropischen Hitze spielt das kaum eine Rolle, denn der
Geschmack entfaltet sich knapp über Zimmertemperatur am besten.
Früher trank man nur Tee oder Wasser. Für die Gläubigen war Alkohol verboten. Grüner chinesischer Tee
wurde dünn aufgegossen. Das Trinkwasser wurde mit Blumen parfümiert. Bei Sonnenuntergang, wenn der
Jasmin am stärksten duftet, pflückte man die Knospen und ließ sie über Nacht in Terracottagefäßen
ziehen. Dadurch bekam das Wasser ein luxuriöses Aroma. Es verstieß aber gegen die Etikette, während
der Mahlzeit zu trinken - man trank nur davor oder danach. Mit Suppe,
dem ständigen Begleiter während der Mahlzeit, stillte man den Durst.
Das ist heute anders, und die Thai trinken jetzt auch während der Mahlzeit. Das Problem bei einem moder
nen Essen ist die Wahl des Weins. Gerade die Kontraste machen eine Thai-Mahlzeit aus, und ein
Wein, der zu einem Gericht perfekt passt, schmeckt vielleicht zu einem anderen scheußlich.
Am besten passt ein reichhaltiger Wein, einer mit schönem fruchtigen Bouquet und etwas Restzucker.
Holzige oder tanninreiche Weine schmecken im Zusammenspiel mit den verschiedenen Gewürzen hohl
und bitter. Der Wein sollte nicht zu fein sein: Seine Zartheit kann sich
nicht wirklich gegen das würzige Essen behaupten - der Wein ist
vergeudet und lenkt vom Essen ab. Die Weinauswahl ist weitgehend Geschmackssache, ein guter
Semillon ist ideal zu knusprigen Fischplätzchen und grünem Mangosalat, Shiraz und Massaman-Curry
passen oft harmonisch zusammen, ein halbtrockener Champagner und ma hör (eine Vorspeise aus
Schweinefleisch, Huhn und Garnelen mit Ananas und Mandarinen) sind füreinander geschaffen. Ich
persönlich schätze zu diesem Essen Pinot noir, einen leichten Shiraz, Cöte du Rhone, Grenache, die
elegantesten roten Schaumweine, leichten Chardonnay, eine deutsche Spätlese oder einen
Gewürztraminer (besonders aus dem Elsass), aber das sind die Weine, die ich zu fast jedem Essen mag.
Trinken Sie, was Sie mögen. Ein erfrischendes Bier ist natürlich immer gut.
Die Zubereitung einer Thai-Mahlzeit ist häufig zeitraubend, vor
allem, wenn man alles allein oder am Tag des Essens erledigt. Die Thai essen jedoch selten allein, sie
machen überhaupt selten etwas allein. Schon bei der Essenszubereitung spürt man diese Freude an der
Geselligkeit: Freunde und Verwandte werden zum Helfen eingeteilt
- oder versüßen zumindest durch Plaudern die Arbeit. Einiges lässt
sich außerdem im Voraus zubereiten: Am Vortag kann man Currypasten
anrühren, Kokosnüsse vorbereiten und so weiter. Kochen sollte Spaß machen. Schätzen Sie deshalb
vorher ab, wie schwierig und zeitraubend die jeweiligen Gerichte sind. Wenn Sie die Technik nicht gut
beherrschen oder wenig Zeit haben, gestalten Sie die Mahlzeit so einfach wie möglich. Staffeln Sie die
Vorbereitungen - aber lassen
Sie sich nicht hetzen. Die folgenden Menüs verblüffen vielleicht manche Köche auf Grund ihrer Komplexität.
Nehmen Sie sie als Beweis für die Leistungsfähigkeit der Thai-Küche und die Vielfalt ihrer
Aromen und Texturen; Sie sind ja nicht verpflichtet, sie komplett nachzukochen. Eine Thai-Mahlzeit ist
flexibel; sie richtet sich nach
den Zutaten der Saison, der zur Verfügung stehenden Zeit und den Vorlieben von Köchin oder Koch. Sie
dürfen die Menüs selbstverständlich verändern oder vereinfachen und durch Rezepte aus den vorigen
Kapiteln ergänzen, bemühen Sie sich aber stets um das typische Gleichgewicht von Aromen und Texturen.
Die Menüs reichen für 4 bis 6 Personen - etwa ein Gericht pro Person
plus Reis. Kommen weniger Leute zum Essen, kochen Sie weniger von den einzelnen Gerichten, nicht
weniger Gerichte.
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