Grünkohl ist vor allem im Norden Deutschlands und in Westfalen sehr beliebt. In NRW hat die Stadt
Herford die wohl älteste Grünkohl-Tradition. Seit 1590 findet dort jedes Jahr am Donnerstag
nach dem ersten Advent ein deftiges Grünkohlessen statt. In der Jacobi-Kirche, einer ehemaligen
Pilgerkirche, wurden in vergangenen
Jahrhunderten Armenspeisungen mit Grünkohl arrangiert. Zu diesem Anlass wurde die Kirche sogar anstatt
mit Tannenzweigen mit Grünkohlblättern geschmückt. Noch bis in die 70er Jahre hinein hatten die Kinder
anlässlich des "Radeweger Kohlessens" schulfrei.
Reich an Vitamin A und C: Von allen Kohlarten hat Grünkohl den
höchsten Anteil an ernährungsphysiologisch wertvollem Eiweiss und Kohlenhydraten. Die grünen Blätter
liefern auch eine ansehnliche Menge an Ballaststoffen. Grünkohl ist ebenfalls reich an Mineralstoffen
(Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen) und Vitaminen.
Er ist ein bedeutender Lieferant des Provitamins A und der Vitamine E, K, B2 und Folsäure. Sein Vitamin-
C-Gehalt rangiert gleich hinter
dem von Paprika und Brokkoli.
Ernte nach dem ersten Frost: Am besten schmeckt Grünkohl, wenn er
nach dem ersten Frost geerntet wird. Daher kauft man ihn am besten von Dezember bis Februar ein. Der
würzige, etwas herbe Geschmack wird durch die Kälte von Eis oder Schnee ein bisschen süsser, die
Blattstruktur lockerer und der Kohl damit bekömmlicher. Manche versuchen, diesen Effekt auch dadurch zu
erzielen, indem sie den frisch geernteten Kohl vorübergehend in der Kühltruhe lagern.
Umstritten ist allerdings, ob damit geschmacklich die gleiche Qualität entsteht.
Kauft man Grünkohl "am Stück", d.h. nicht schon gerupft und küchenfertig in kleinen Plastikbeuteln
abgepackt, muss mit etwa 50 Prozent Abfall gerechnet werden. Für zwei Personen sollte also mindestens
ein Kilogramm roher Kohl eingeplant werden. Wer seinen Grünkohl etwas länger lagern möchte, friert ihn
am besten ein.
Zuvor sollte er gesäubert, grob gehackt, mit kochendem Wasser abgebrüht und in Eiswasser abgeschreckt
werden.
Neue leichte Grünkohlrezepte: Traditionell wird Grünkohl sehr fett
und deftig zubereitet, z.B. mit Schweinebauch, Kasseler, Grützwurst, Mettwürstchen etc. "Kohl muss
glänzen", behaupten die Anhänger der herkömmlichen Zubereitungsart. Sie kochen ihn auch so lange, bis
er bräunlich wird und viele wertvolle Inhaltsstoffe verloren hat. Einige Vertreter der so genannten "Neuen
Küche" haben sich mittlerweile aber modernere und bekömmlichere Rezepte einfallen lassen, so z.B. auch
Bernd Tönsing von "Tönsings Kohlenkrug" in Herford, der die "lippische Palme" gerne als vitaminreiche
Beilage serviert - fettarm
und kurz gegart.