Früher waren Fladenbrot und Lefser (eine Art Pfannkuchen) die wichtigsten Backwaren in Norwegen.
Hafer-Lefser z.B. werden bei
schwacher Hitze knusprig gebacken. Sie wurden früher wie das Fladenbrot im Vorratshaus (Stabbur)
längere Zeit aufbewahrt.
Weiche Lefser werden oft mit Sahne zubereitet und sind nicht so lange haltbar. Dieses Gebäck ist eine
Delikatesse für feierliche Anlässe, besonders wenn es noch andere wertvolle Zutaten enthält und mit Butter
und Zucker o.ä. bestrichen wird.
Als im 18. Jahrhundert Küchenherde aufkamen, begann man, das Essen aus frischen Lebensmitteln
zuzubereiten. Doch erst Anfang unseres Jahrhunderts war ein Herd in den norwegischen Küchen allgemein
üblich.
Rohstoffe je nach Jahreszeit Von den Konservierungsmethoden unserer Vorfahren bis zur modernen
Tiefkühltechnik ist es ein weiter Sprung. In der Nachkriegszeit wurden viele Lebensmittel nicht mehr
eingemacht, gepökelt oder eingelegt, sondern tiefgefroren. Die alten Methoden der Haltbarmachung
gerieten einige Jahrzehnte lang fast in Vergessenheit.
In dieser Zeit liessen wir uns von den neuen Möglichkeiten begeistern, und eine Weile glaubte man, mit der
Technik könne man den jahreszeitlichen Wechsel der Rohstoffe vergessen. Das ganze Jahr hatte man
Erdbeeren, Lachs und Lammfleisch in der Gefriertruhe. Heute ist man beim Gebrauch dieser
Konservierungsmethode weitaus zurückhaltender. Das Interesse an Rohstoffen und Esskultur ist in den
letzten Jahren gestiegen, nicht zuletzt dank der vielen erstklassigen Köche in Norwegen. Damit sind sich
weite Kreise der Bevölkerung wieder bewusst geworden, wie wertvoll es ist, die frischen Lebensmittel der
Saison auszunutzen.
Der beste Koch der Welt Norwegische Köche schneiden bei internationalen Wettbewerben sehr gut ab,
und der zur Zeit weltweit beste Koch ist ein Norweger! Bent Stiansen gewann 1993 den wertvollen Preis
Bocuse d'Or.
Die norwegische Küche auf Chefkoch-Ebene ist stark von der
französischen cuisine beeinflusst. In den letzten Jahren ist jedoch eine Tendenz bei den norwegischen
Küchenchefs festzustellen, die kontinentale Küche mit norwegischen Elementen, d.h. oft auch regionalen
Spezialitäten, zu kombinieren. Ein Pionier auf diesem Gebiet ist Arne Brimi, Meisterkoch aus Lom. Das
Essen soll möglichst naturgetreu sein. Der den Rohstoffen eigene Geschmack ist das Wichtigste. Und die
Zutaten kommen von norwegischen Feldern, Wiesen und Wäldern, aus Meer und Binnenseen.
Grossmutters Rezepte sind wieder modern. Wir erleben einen phantastischen Stolz auf norwegische
Rohstoffe und traditionelle norwegische Gerichte, was sich für einen Ausländer oft wie ein exotisches Erbe
früherer Essgewohnheiten ausnimmt.
Historisch gesehen hat es bei der Ernährung in Norwegen - bedingt
durch das ungleiche Angebot an Rohstoffen - regionale Unterschiede
gegeben, die heute allerdings nicht mehr so ausgeprägt sind. Denn überall kann man die Halbfabrikate und
Fertiggerichte der Nahrungsmittelindustrie kaufen. Jede Region hat aber trotzdem noch ihre eigenen
Rezepte für die Zutaten der betreffenden Gegend.
Schnellgerichte im Gegenwind Im 20. Jahrhundert hat sich die Ernährung der Norweger wie in anderen
Industriestaaten stark gewandelt. In den letzten Jahren scheint die Entwicklung sich mit "Fast food",
Fertiggerichten und "Light"-Varianten sehr stark beschleunigt zu haben. Für manch einen
ist Essen wohl nur noch ein notwendiges Übel, das "im Vorübergehen" erledigt wird. Gleichzeitig ist aber
auch eine gegenläufige Tendenz mit einem neuerwachten Interesse an Esskultur und grösserer Freude an
guten Mahlzeiten (und ihrer Zubereitung) festzustellen. Dies kommt insbesondere am Wochenende zum
Ausdruck. Die norwegischen Verbraucher wollen saubere, naturreine Ingredienzien, und norwegische
Nahrungsmittelhersteller sehen hier ihre Chance, gerade das zu produzieren, worauf sie sich verstehen:
Rohstoffe, die zu den
naturreinsten der Welt gehören.
Stellen Sie sich zwei Ausländer oder Ausländerinnen auf einer Norwegen-Reise vor. Der (die) eine hat sich
sein (ihr) Essen
mitgebracht, der (die) andere kehrt in Rasthäusern, Gaststätten und Restaurants ein, stattet der Bäckerei
am Ort einen Besuch ab, kauft sich Garnelen frisch vom Fischkutter und wird vielleicht von einer
norwegischen Familie zum Essen eingeladen. Besuchen diese beiden Touristen auf diese Weise eigentlich
das gleiche Land? Weiter: siehe Teil 4