Der oder das Kardamom - beide Artikel sind im Gebrauch oder die
Kardamomen (oft wird das Mehrzahlwort verwendet) stammt von der Pflanze Elettaria cardamomum aus
der Gewürzlilienfamilie (Zingiberaceä). Die Kardamompflanze hat knollige Wurzelstöcke, schlank
aufragende Stengel mit lillenähnlichen Blättern und Trauben von weissen, sechszähligen Blueten, aus
deren Fruchtknoten längliche Kapseln heranreifen, die zahlreiche Samen enthalten. Die Samen duften dank
eines hohen Gehaltes an ätherischem Öl (Kardamomöl) intensiv und stellen daher ein wertvolles Gewürz
dar.
Die Kapseln erntet man am besten kurz vor der Reife, um nur keines der kostbaren Samenkörner
verlorengehen zu lassen. Die Samen werden getrocknet, manchmal auch gemahlen. In beiden Formen
gelangen sie in den Handel.
Die Kardamompflanze ist in den Tropen Südasiens heimisch, vor allem im südwestindischen Malabar und
auf Ceylon. Hier mag sie zuerst genutzt worden sein. Schon um das Jahr 3000 vor Christus war Kardamom
im Zweistromland, etwas später in China bekannt; es war also eines der Gewürze, mit denen schon sehr
früh auf den berühmten Gewürzstrassen Handel getrieben wurde. Kardamom wurde als heilkräftig erkannt
und bereits in römischer Zeit zur Verdauungsförderung verwendet: Vergil erwähnt die Pflanze als
"assyrisch", was auf die Herkunft des Handelsgutes verweist, und im Apicius-Kochbuch wird eine mit
Kardamom gewürzte Verdauungssosse
beschrieben. Im Mittelalter wurde den "Cardamömlin", wie man fast zärtlich die kleinen Samen nannte,
grosse Wertschätzung entgegengebracht. Wolfram von Eschenbach beschreibt im Parsifal einen
Prunkteppich aus Kardamom, Gewürznelke und Muskat - alle drei waren
sie exotische Gewürze von damals unschätzbarem Wert. Ebenso wie in römischer Zeit gebrauchte man
Kardamom auch in der Medizin: Ein
daraus angesetzter Schnaps half bei Magendrücken. Gegen Ende des Mittelalters und in der frühen
Neuzeit kam mehr Kardamom nach Mitteleuropa. Gelegentlich geschah es sogar, dass seine Samen
versehentlich weggeworfen wurden. In den Abfallschichten kann man sie bei archäologischen
Ausgrabungen finden, so geschehen zu Braunschweig, Leipzig, Herrieden in Franken und Ulm.
Kardamom darf heute vor allem in Weihnachtsgebäck und in Würsten nicht fehlen. Ausserdem wird es als
Bestandteil des Currypulvers verwendet. Aber nur ein geringer Teil der gesamten Gewürzernte verlässt die
Anbauländer. Der Mammutanteil der Welternte wird in den Erzeugerländern selbst verbraucht. Die Inder
streuen grosse Mengen Kardamom in die Blätter des Betelpfeffers, um sie zu kauen -
"Betelkauen" ersetzt dort traditionell die Verwendung von Kaugummi.
In der arabischen Welt ist Kardamom Zutat zu Kaffee; die Osmanen versprachen sich davon eine
Steigerung ihrer Geschlechtstriebe. Auch zu Tee wird das Gewürz viel verwendet. Grössere Mengen an
Kardamom werden nach Nordeuropa exportiert, vor allem nach Schweden, wo es in Likören und Gebäck
verarbeitet wird. In deutschen Rezepten kommt er als Zutat zum Sauerbraten vor. Kardamom ist heute
noch in Medikamenten enthalten, die die Bildung von Magensaft anregen.