Manchmal heisst er schlicht: "König der Rotweine", der Blaü
Spätburgunder. Er wird mit dem Riesling auf der weissen Seite auf eine Stufe gestellt. Weltweit allerdings
steht er heute im Schatten von Cabernet Sauvignon und Merlot. Der Spätburgunder ist weniger
Weltenbürger als diese Sorten, weniger anpassungsfähig.
_Herkunft_ Der Spätburgunder ist eine der ganz alten Sorten, steht den westeuropäischen Wildreben sehr
nahe und wurde schon zur Zeit Karls des Grossen (um 800) ausgelesen und kultiviert. Er ist der
Stammvater der anderen Burgundersorten: Aus ihm hervorgegangen sind der weisse
und der graue Burgunder, auch der Frühburgunder und der Schwarzriesling. Sein deutscher Name deutet
auf die Herkunft aus Burgund in Südostfrankreich, sein französischer Name "Pinot noir" spielt ebenfalls auf
die Farbe und auf die Pinienzapfen an, denen die Trauben in der Form ähneln.
_Verbreitung_ Nirgendwo ist der Spätburgunder so wichtig wie in Deutschland (7500 Hektar) und in
Frankreichs östlichen Anbaugebieten Champagne und Burgund (22.000 Hektar). Trotzdem wird heute mit
Spätburgunder fast überall auf der Welt experimentiert. Von Kalifornien bis Australien ist er zu finden.
Allerdings passt er sich längst nicht so gut an verschiedene Klimata an wie andere Sorten, vor allem
grosse Hitze verträgt er nicht. Und seine Weine lassen durchblicken, wo und wie sie herangereift sind. Er
ist zuletzt eine Sorte für die kühlen Extremstandorte der Rebe überhaupt, braucht lange milde Sommer,
warme Tage und kühle Nächte im Herbst, um Frucht zeigen zu können.
_Was den Wein ausmacht_ Spätburgunderweine haben eine gewisse süsse Fruchtigkeit, von Erdbeere
bis Brombeere, meist unterlegt mit einem Hauch Bitterkeit, einem Nuss- oder auch Bittermandel-Ton. Sie
sind tendenziell heller
als andere französische Sorten und haben eine deutlich fruchtigere Säure, dafür aber weniger Gerbstoffe.
Es gibt beim Spätburgunder beachtliche Unterschiede im Rebenmaterial und eine Fülle von "Klonen". Viele
davon sind in den 70er und 80er Jahren auf Ertrag getrimmt worden. Die Weine waren dementsprechend
dünn und hell.
Qualitätsklone haben kleine Beeren (dann ist der Anteil der Beerenhaut an der Gesamtmasse grösser,
Farbe und Geschmack werden intensiver) und lose Trauben (dadurch werden die Trauben besser
durchlüftet und es gibt nicht so viele Pilzkrankheiten).
_Berühmte Spätburgunder-Weine_
Sie wachsen vor allem in Burgund, an der Côte d#Or, wo er viele sehr durchschnittliche Weine, aber auch
jede Menge Spitzengewächse gibt, aus Lagen wie Chambertin, Clos de Vougeot oder Corton Charlemagne.
Gute Lagen, sehr niedrige Erträge (Burgunder spiegeln sehr stark das Menge-Güte-Verhältnis) und
perfekter Ausbau sind Voraussetzung. Den
Burgundern steht das Holzfass sehr gut.
Berühmt, ohne dass die Sorte draufstünde, sind aber auch die Champagner, für die der Spätburgunder
zusammen mit dem ebenfalls roten Bruder Schwarzriesling die Hauptgrundlage bildet (die roten Trauben
werden sofort abgepresst, so dass kaum rote Farbe aus den Beerenhäuten in den Traubensaft kommt).
In Deutschland ist die Ahr als Spätburgunder-Bastion bekannt. Sie
bietet heute wieder (nach einer langen Durststrecke) ausgezeichnete und dichte Weine. Im Rheingau
gedeihen in Assmannshausen beachtlich Spätburgunder sehr "deutscher Art", dagegen orientieren sich die
Winzer in der Südpfalz und in Rheinhessen heute eher an französischen Vorbildern. Württemberg kennt
auch die Spätburgunder-Spielart Samtrot.
Diese Weine sind heikel, was die Lagerung betrifft. Sie brauchen eine gewisse Reife, (jedenfalls bei
hochwertigen Qualitäten) aber sie bauen nach der Spitze auch schnell wieder ab. Einfache Weine kann
man sofort trinken, hochwertige (Spätauslesen trocken, Premier und Grand Crus) eher nach fünf Jahren,
meist aber auch vor dem 10. Jahr. Die Burgunder sollten eher leicht gekühlt als zu warm auf den Tisch: Sie
verlieren sonst schnell ihren fruchtigen Charme und werden plump.
Spätburgunder harmonieren mit kräftigem Braten.