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Patient Wein - Krankheiten im Weinberg (Info)



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  • Die Rebe ist eine ziemlich empfindliche Pflanze. Sie ist hochgezüchtet und vor allem: Mitte des 19. Jahrhunderts ist sie mit eine grossen Zahl von Krankheitserregern konfrontiert worden, gegen die sie keinerlei eigene Abwehrmechanismen hat. So wie die überall Eingeborene auf dieser Welt durch Krankheiten dezimiert wurden, die die europäischen Eroberer mitbrachten, so sind die europäischen Kulturreben durch eingeschleppte amerikanische Pilze und Parasiten fast vernichtet worden. Die amerikanischen Wildreben waren durch Jahrtausendelange Abhärtung resistent geworden. Seitdem aber kämpfen Winzer mit grossem Aufwand darum, gute Weinqualität aus gesunden Trauben zu erreichen, ohne allzu viel Chemie einzusetzen.

    _Die Pilze_ Sie sind die schlimmsten Plagen des Weinbaus. Der echte Mehltau (Oidium, Äscherich) wurde in Europa zuerst 1845 in England beobachtet und breitete sich über Frankreich nach Südeuropa aus. Der Pilz bildet einen charakteristischen feinen, weissen Belag auf den Blättern, der sich auch leicht wegwischen lässt. Die Schäden, die er an den Blättern verursacht nicht gravierend. Doch er geht auch an die unreifen Beeren und lässt deren Beerenhaut rissig werden und aufspringen. Dadurch leiden Ertrag und Qualität. Bekämpft wird der Mehltau durch Schwefelpräparate (auch im Bio-Weinbau) bzw. durch andere chemische Spritzmittel.

    Der falsche Mehltau (Peronospora) trat erst um 1880 auf, war aber schon nach 10 Jahren in ganz Europa verbreitet. Dieser Pilz verursacht auf den Blättern durchscheinende Flecken, die wie "Ölflecken" aussehen. Er lässt die Beeren schrumpfen und Abfallen und kann auch die Blätter so schädigen, dass sie früh abfallen und der Stock für das kommende Jahr geschädigt wird. Gegen Peronospora wird Kupfersulfat eingesetzt (in einer Mischung mit Kalk als sogenannte Bordeaux-Brühe - heute noch im Öko-Weinbau) bzw. andere chemische Mittel.

    Botrytis ist ein einheimischer Pilz, also nicht aus Amerika eingeschleppt, und: er hat zwei Gesichter: auf der einen Seite führt er zur Graufäule, die im Wein einen sehr unangenehmen Geschmack hinterlässt. Auf der anderen Seite aber, wenn er vollreife Beeren befällt, ist er der Verursacher der sogenannten Edelfäule, die erst edelsüsse Spezialitäten wie Beeren- und Trockenbeerenauslesen möglich macht. Die Botrytis ist schwierig zu bekämpfen, weil dieser Pilz schnell Resistenzen gegen chemische Pflanzenschutzmittel entwickelt. Er wird durch den modernen Rebbau gefördert, der mit Düngung und Schneidemassnahmen zu sehr kompakten, dichten Rebzeilen mit starkem Wuchs führt. Darin hält sich die Feuchtigkeit länger und die liebt und braucht dieser Pilz.

    Neben diesen grossen Drei der Pilzkrankheiten spielen auch die Schwarzfleckenkrankheit, der rote Brenner, der schwarze Brenner und - in letzter Zeit zunehmend - die Schwarzfäule eine Rolle.

    _Tierische Schädlinge_ Die Reblaus wurde um 1860 nach Europa eingeschleppt. Sie war die grösste Katastrophe überhaupt. Sie vernichtete Millionen von Hektar Weinreben vollständig. Erst nach rund 20 Jahren gelang es, sie zu überlisten: seitdem werden europäische Kulturreben auf amerikanische Unterlagen gepfropft (sozusagen auf deren Wurzeln gestellt).

    Der Traubenwickler, die Raupe eines Schmetterlings, hat gleich mehrere Generationen, die unterschiedlich genannt werden. Der Heuwurm zur Zeit der Heuernte, frisst die Fruchtknoten, der Sauerwurm nagt später die unreifen Beeren an und öffnet sie so vor allem für den Grauschimmel, der folglich auch Sauerfäule genannt wird.

    Bedeutende weitere Schädlinge sind Spinnmilben, die die Blätter aussaugen, und (ebenfalls wegen der Erwärmung mit wachsender Bedeutung) die Reb-Zikaden. Sie legen ihre Eier in die Blattadern und zerstören die Blätter dabei.

    Gegen all diese Probleme gibt es chemische Mittel. Die Winzer versuchen aber - auch um das Geld für die Spritzmittel zu sparen - vorzubeugen, wo immer das geht. Bewährt hat sich auch die Verwirrmethode gegen die Traubenwickler. Dabei werden Sexuallockstoffe überall in den Weinbergen aufgehängt, so dass die Männchen die Weibchen nicht mehr finden.

    Eine sehr gute Möglichkeit von der Chemie wegzukommen sind auch Kreuzungen von europäischen mit amerikanischen Reben. Die vereinen die Wiederstandskraft der einen mit der Qualität der anderen. Die Rebsorte Regent z.B. wird mit einigem Erfolg angebaut.

    Autor und Gast im Studio: Werner Eckert

    http://www.swr.de/kaffee-oder-tee/tipps-tricks/wein/2005/03/31/index .html :Letzte Änder. : 3.04.2005

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