Nirgendwo wird so viel prickelnder Wein getrunken wie in Deutschland.
Da sind wir Weltmeister. Pro Kopf knapp fünf Flaschen. Allerdings gibt es offenbar derzeit weniger zu
feiern: seit ein paar Jahren geht
der Sektverbrauch leicht zurück. Etwa 60% sind dabei deutscher Herkunft, 40% werden importiert. Aber
Vorsicht! "Deutscher Herkunft" heisst: das sind Sekte, die in Deutschland hergestellt wurden. Die
Weine, aus denen sie gemacht sind, die können ganz wo anders herkommen - und das tun sie in der
Regel auch. Selbst wenn klingende
deutschsprachige Marken auf dem Etikett stehen. Nur wenn ausdrücklich "deutscher Sekt" draufsteht, darf
man davon ausgehen, dass auch Weine aus Deutschland verwendet wurden.
_Die Qualitätspyramide_ Ganz oben stehen da der Sekt oder Qualitätsschaumwein. Die gibt es zur
Steigerung noch mal mit dem Zusatz "b.A." ("bestimmter Anbaugebiete") und dem Zusatz "traditionelle
Flaschengärung". Und dann kann da noch eine Traubensorte dabeistehen. Wenn dann auch noch ein
einzelnes Weingut dahintersteckt (oder aber eine Erzeugergemeinschaft), dann kennen Sie solche
Produkte als "Winzersekt". Sicher das beste, was es an deutschen Pricklern gibt.
In jedem Fall muss Qualitätsschaumwein aus Qualitätsweinen hergestellt werden. Er hat mehr als 3,5 Bar
Druck und mindestens 9,5% Alkohol. Einfacher Schaumwein kann dagegen aus Tafelwein gemacht werden
und hat nur 3 Bar Druck.
Darunter gibt es noch den Perlwein und da wird noch mal zwischen Perlwein und Perlwein mit zugesetzter
Kohlensäure unterschieden.
Beide müssen einen Kohlensäuredruck von zumindest 1 bis maximal 2,8 bar aufweisen. Die Flaschen
dürfen nicht so wie beim Schaumwein durch einen Drahtkorb (Agraffe) fixiert werden, sondern sind zumeist
mit einem Schraubverschluss oder einem einfach Korken verschlossen.
Aus optischen Gründen wickeln die Hersteller manchmal eine Schnur drum herum, die allerdings keine
weitere Funktion hat. Meistens wird die Kohlensäure einfach dem fertigen Wein zugesetzt. Das geht so
ähnlich wie beim Sprudel-Machen mit dem Sprudelgerät Zuhause - nur
im grossen Massstab. Solche Perlweine werden auch von deutschen Winzern gerne mit Phantasienamen
belegt, die die Silben -secco
enthalten. Das liegt daran, dass der Prosecco aus Italien als Vorbild für die erfolgreiche Vermarktung
solcher Weine gilt. Nur ist Prosecco dort der Name einer Rebsorte, und so darf der volle Begriff nicht auf
andere Weine übertragen werden. Da hilft man sich:
Rie-secco z.B. ist eine häufige Spielart für Perlweine aus
Riesling. Auch Frizzante (das ist italienisch für Perlwein) oder Pétillant (französich) werden gerne
abgewandelt.
_Vom Geld_ Auf einer Flasche Sekt liegt fast ein Euro Sektsteuer! Perlwein dagegen ist davon befreit.
Wenn man sich die Lage im Handel ansieht, dann gewinnt man den Eindruck, dass (italienischer) Perlwein
eher teurer verkauft wird als Massen-Sekte.
_Lagern und Behandeln_ Sekt ist fertig wenn er auf den Markt kommt. Er braucht kein Lager und wird -
nach ein, zwei Jahren - tendenziell schlechter. Serviert
wird er kühlschrankkalt, am besten auch auf dem Tisch im Kühler.
Preisfrage: Wie lagert man eine angebrochene Flasche? Der
Hausfrauentrick mit dem Silberlöffel locker in den Flaschenhals gesteckt, macht nichts schlechter, aber
auch nichts besser. Guter Sekt hält seine Kohlensäure eigentlich ganz gut. Selbst bei offener Flasche.
Wer mehr tun will, der nimmt einen luftdichten Verschluss.
Perlwein sollte sowieso schnell getrunken werden.