Süssweine haben in Spanien eine grosse Tradition und sie haben ganz wesentlich den Ruf des Landes
mitbegründet. Es gibt sie in vielen Regionen. Allerdings sind Süssweine generell nicht sehr in Mode, rote
und sehr alkoholstarke schon gar nicht. Deshalb ist generell der Anbau sehr zurückgegangen. Fast alle
klassischen Süsswein-Regionen
versuchen auch ganz normale Weine zu produzieren, die sich leichter absetzen lassen.
Spanische Süssweine kommen auf verschiedene Arten und Weisen zu Stande. Die berühmtesten sind
wohl die süssen Sherry-Weine. Dabei
werden Trauben der Sorten Pedro Ximenez und Moscatel nach der Ernte noch rund zwei Wochen in der
Sonne getrocknet. Dadurch entstehen Moste mit extrem hohen Zuckerwerten. Sie können von den Hefen
gar nicht mehr vergoren werden, sondern bleiben im Grunde Saft (manchmal gären sie gerade ein bisschen
an, ohne wirklich zu normalen Alkoholwerten zu kommen). Zu alkoholischen Getränken werden sie erst,
wenn sie mit Alkohol versetzt werden. Solche Produkte nennt man "Mistella"-Weine. Typische Vertreter
dieser Kategorie gibt es in den
Anbaugebieten Malaga und Jerez. Bei diesen Produkten wird die volle Frucht der Trauben erhalten, denn
eine Gärung, die die Aromen verändern könnte, findet ja nicht statt. Allerdings würden wir in Deutschland da
eher von einem Cocktail mit Traubensaft reden als von einem Wein.
Manchmal werden solche Weine noch heute in riesigen Tonamphoren (Tinajas) im Freien gelagert, was sie
schnell und auf eine besondere Weise reifen lässt. Alternativ werden Trauben unter Dächern - also
ohne Sonneneinstrahlung einfach durch Wärme - getrocknet. Daraus
entstehen "Tostadillo"-Weine, die allerdings nur regionale Bedeutung
haben.
Die ältesten Süssweine sind wohl die "Rancios". Sie kommen wie von selbst zu Stande, wenn hochreife
Trauben in der Hitze des spanischen Spätsommers in mehr oder minder offenen Fässern gären. Dabei
entstehen Weine mit viel Alkohol (rund 15%) und trotzdem noch spürbarer Restsüsse. Sie sind klassische
Weine (also so entstanden, wie etwa unsere süssen Auslesen und Beerenauslesen) und nicht so
konzentriert wie die vorher genannten. Im Unterschied zu den deutschen Süssweinen werden sie aber voll
oxidiert (also der Winzer will sogar, dass sie viel Kontakt mit Luft haben). Das nimmt ihnen zwar die
Traubenfrucht, bringt aber neue, andere Aromen - nicht
zuletzt auch Holztöne von den Fässern, in denen sie gelagert werden. In Jumilla gibt es solche Weine und
der Fondillon aus Alicante ist ein weiteres Beispiel.
Manchmal werden solche Weine alternativ in Glasballons gealtert, die man in die Sonne stellt (in
Katalonien und Rüda hat man diese Methode wiederentdeckt). Es fehlt ihnen dann die Holzfassnote, dafür
haben sie eine ganz eigene angebrannte Note.
_Die bekanntesten Anbaugebiete_
* Malaga - war schon im Altertum berühmt und einst eine riesige
Weinprovinz. Heute ist der Anbau von Süssweinen auf winzige 1200 Ha rund um die Stadt Malaga an der
Costa del Sol zusammengeschrumpft. Es werden verschiedene Typen von Wein bereitet. Manche sind
trocken (seco), aber die meisten sind auf die eine oder andere der oben beschriebenen Weise süss
hergestellt. Dabei wird auch Arrope -
eingekochter Traubensaft - als Süssungsmittel verwendet. Relativ neu
sind fruchtige Süssweine wie der Moscatel Natural, die auf die gleiche Art wie deutsche Auslesen
entstehen (also nur aus dem süssen Most ohne zusätzlichen Alkohol und unter Luftabschluss). Klassische
Malaga-Weine sind sehr lange haltbar.
* Sherry - ist in Deutschland als süsser "Cream" auf dem Markt. Das
ist aber kein Produkt, dass die Spanier mögen. Er wird mit Zuckerlösung oder süssem Most und sehr
einfachem trockenem Sherry im Gemisch hergestellt. Wirklich grosse Tradition haben dagegen die Sherrys
aus der Rebsorte Pedro Ximenez, die auch unter diesem Namen oder unter der Abkürzung P.X. verkauft
werden. Sie sind echte Sherrys - also durch ständigen Verschnitt von jungen und alten
Weinen entstanden im sogenannten Solera-Verfahren.