Information, Fisch

Beifang - die grosse Vergeudung von Fisch (Info)



Für 1 Text

Zutaten

  • 1 Info
  • von Wolfram Schiebener
  • MMMMM------------------------QUELLE-------------------------------
  • - Servicezeit: Essen &
  • - Trinken - Kostprobe,
  • - WDR 06.06.2008
  • - Erfasst von Christina Phil
  • Tonnenweise Fisch wird bei jeder Fangfahrt als Abfall über Bord geworfen. Die unerwünschten Tiere überleben diese Prozedur meist nicht. Dadurch wird das weltweite Problem der Überfischung stark verschärft. Experten sprechen von einer sinnlosen Vernichtung, die nirgends erfasst wird. Bei einem Pilotprojekt wird nun untersucht, wie der Beifang entweder reduziert oder zumindest weiterverarbeitet werden kann.

    _Wertvoller Fisch als Abfall_ Die bei der Naturschutzkonferenz der United Nations (UN) 2008 in Bonn auch zentral zur Debatte stehende Ausbeutung der Meere und der damit einhergehende Artenschwund ist wesentlich dramatischer, als die offiziellen Zahlen zeigen. Zur Verharmlosung der Statistiken trägt auch eine Praxis bei, die weltweit verbreitet und sogar im EU-Recht verankert ist. Bei jeder Fangfahrt wird Fisch wieder über Bord geworfen - sogenannter "ungewollter" Beifang. Dieser besteht aus nicht marktfähigen Arten, ganz kleinen Exemplaren oder Fischen, deren Fangquote schon erfüllt und deren Fang daher verboten ist. Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation gibt es weltweit rund 20 Millionen Tonnen Beifang pro Jahr, der im Meer entsorgt wird. "Discard", nach dem englischen Wort für "wegwerfen", nennt sich diese Praxis.

    _Neues Pilotprojekt "Stopp Discard"_ Nicht nur bedrohte Arten, auch wertvoller Speisefisch wird dabei sinnlos vernichtet. Es kann sich um weit mehr als die Hälfte der gesamten Fangmenge handeln, so vermuten Experten, und nichts davon wird registriert, also auch der Bestandsschwund nicht erfasst. Nun gibt es ein neues Pilotprojekt, vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Berlin genehmigt, das sich zum Ziel gesetzt hat, durch das Sammeln wissenschaftlicher, verlässlicher Daten die Einführung eines Discard-Verbotes beziehungsweise eines Anlandegebotes innerhalb der Europäischen Union zu rechtfertigen und somit eine nachhaltige Bewirtschaftung der Fischereiressourcen zu ermöglichen.

    "Stopp Discard" ist ein auf zwei bis drei Jahre terminierter Feldversuch unter wissenschaftlicher Begleitung der Bundesforschungsanstalt für Fischerei (BFAFi). Bei dem Projekt werden zunächst drei Kutter in der Nordsee eingesetzt, die ausser Quallen alles, was ihnen in die Netze geht, an Land bringen. Auch die "unerwünschten" Fänge werden verwertet und auf die Quote der jeweiligen Art angerechnet. Durch die Verwendung von Netzen mit ungewöhnlich weiten Maschen soll Beifang möglichst vermieden oder zumindest reduziert werden, weil kleinere Fische entkommen können.

    _Alltag auf den Forschungskuttern_ Die "Kristin" gehört gemeinsam mit ihrem Partnerschiff "Victoria" zum neuen Forschungsprojekt. Beide Kutter sind auf der Nordsee nordöstlich von Dänemark unterwegs - sie fangen Kabeljau. Diese Fischart ist, wie so viele andere, am Rande der Überfischung. Um sie zu schüt# zen, werden Fangquoten festgelegt, die die Menge begrenzen, die jedes Schiff fangen darf. Vor allem Jungfische sollen verschont werden, damit der Bestand nachwachsen kann. Aber dennoch: Nicht jeder Fisch, der gefangen wird, ist ein ausgewachsener Kabeljau. Andere Fische im Netz gehören zu gänzlich anderen Arten.

    _Beifang wiegen und vermessen_ Unter Deck werden die Tiere sofort sortiert und geschlachtet. Schollen und andere Fischarten kommen in die Beifangkiste. Und hier landen auch die ganz kleinen Kabeljau als unerwünschter Beifang, der normalerweise später entsorgt wird. Praxisferne Bürokratie zwingt die Fischer zu solch absurdem Handeln.

    Auf Fahrten für das "Stopp-Discard-Projekt" gelten andere Regeln. Alles bleibt an Bord, wird gewogen und vermessen. Philipp Schweizer und sein Kollege von der Bundesforschungsanstalt für Fischerei, die auf dem Partnerschiff mitfahren, sammeln so erstmals Daten auch über die Fische, die sonst nicht registriert über Bord gehen. Auf diese Weise soll erreicht werden, dass der wahre Zustand der Fischbestände nicht weiter verschleiert wird.

    _Appell an Eigenverantwortung_ Mit dem noch geltenden Recht ist niemand glücklich - am allerwenigsten die Fischer. Kapitän Karallus kennt das Ausmass der Verschwendung beim Kabeljau aus eigener Erfahrung: "Die Statistik hat ergeben, dass dieses Jahr europäische Fischer noch einmal so viel Kabeljau in der See versenkt haben wie die gesamte Quote, die zur Verfügung steht. Weil sie (Anmerkung der Redaktion: die Fische) nicht mehr angelandet werden durften. Das ist ein hochwertiges Nahrungsmittel, damit dürfen wir nicht so schandhaft umgehen." Durch weitere Netzmaschen erreichen die Fischer auf der "Kristin" bereits, dass kleinere Fische meist erst gar nicht an Bord kommen, der Discard also gering bleibt. Auch an solche Einsicht und Eigenverantwortung appelliert das Projekt.

    _Forderung: Alles an Land!_

    Um den Beifang anzulanden, wurde eine Sondergenehmigung erteilt. Zum Verbraucher gelangt er vorerst nicht. Immerhin wird er zu Fischmehl und Fischöl verarbeitet und kommt so zumindest der Aquakultur als Futtermittel zugute. Der Fischereibiologe Christopher Zimmermann von der Bundesforschungsanstalt für Fischerei steht als Wissenschaftler in diesem Projekt eindeutig auf Seiten der Fischer: "Das Problem zumindest in europäischen Gewässern ist, dass nicht reguliert wird, was der Fischer fängt, sondern nur, was er auf den Markt bringt. Was wir im Grunde aus wissenschaftlicher Sicht schon seit vielen Jahren fordern, ist ein komplettes Anlandegebot. Oder ein Verbot von Rückwürfen. Alles, was der Fischer fängt, muss mit an Land und muss im Zweifel auch auf die Quote angerechnet werden. Das heisst, der Fischer hat einen Anreiz, möglichst wenig ungewollten Beifang zu erzielen. Fischer können das - Fischer haben es tatsächlich in der Hand, umweltfreundlicher zu fischen." Man kann nur hoffen, dass das Projekt Erfolg hat, denn davon profitieren alle: das Meer, die Fischer und die Verbraucher. Norwegen und Island haben übrigens für ihre Fischer bereits ein totales Discard-Verbot verhängt.

    _Links_ * http://www.wdr.de/tv/servicezeit/essen_trinken/sendungsbeiträge/200 8/0411/00_aquakultur.jsp Fisch aus Aquakultur - giftige Stoffe entdeckt (Servicezeit: Essen & Trinken vom 11. April 2008)

    * http://www.bmelv.de/cln_044/nn_751680/DE/12-Presse/Pressemitteilunge n/2008/031-SE-Beifang-Vermeidung.html__nnn=trü "Pilotprojekt zur Vermeidung von unerwünschtem Beifang startet" Pressemitteilung von Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz am 21. Februar 2008 * http://www.deutschesee.de/map/umwelt_100.html Deutsche See Auf der Seite des Marktführers für Fisch und Meeresfrüchte in Deutschland finden sich viele Informationen rund um die ökologischen, gesellschaftlichen und sozialen Aufgaben zum nachhaltigen Schutz der Umwelt.

    * http://www.fao.org/fishery/en Fisheries and Aquaculture Department Auf der Seite der Welternährungsorganisation FAO findet man Fakten rund um Fischerei und Aquakultur in der ganzen Welt, unter anderem auch den Weltfischereibericht (Seite auf Englisch).

    * http://www.bfa-fish.de/cln_044/DE/Home/homepage__node.html__nnn=trü Bundesforschungsanstalt für Fischerei BFAFi * http://de.msc.org Homepage des Marine Stewardship Councils Der MSC hat es sich zur Aufgabe gemacht, Fischbestände weltweit zu sichern. Die gemeinnützige Organisation hat einen Umweltstandard für nachhaltige Fischerei entwickelt. Sie belohnt umweltgerechtes Fischereimanagement mit einem blauen Label, das auf die entsprechenden Lebensmittelverpackungen aufgedruckt werden kann (Seiten zum Teil auf Englisch).

    * http://www.fischinfo.de Homepage des Fisch-Informationszentrums e.V. FIZ mit Verbraucherinformationen, unter anderem Broschüren zum Download * http://oceans.greenpeace.org/de/unsere-ozeane/beifang Artikel "Beifang" Greenpeace mit Informationen über Beifang * http://www.cbd.int Convention on Biological Diversity CBD (Seite auf Englisch) http://www.wdr.de/tv/servicezeit/essen_trinken/sendungsbeiträge/200 8/0606/01_beifang.jsp :Letzte Äend. am: 29.06.2008

    Stichworte

    Beifang, Fisch, Info, Information

    Titel - Rubrik - Stichworte