Warum die Maultaschen auch "Herrgotts B'scheißerle" genannt werden und was die hungrigen Mönche
vom Kloster Maulbronn darin verstecken wollten Die Ordensmänner sollten es besser wissen: Vor Gott
kann man nichts
verbergen. Und doch haben sie es versucht - aber es war eher eine
sympathische Mogelei als eine Sünde. Nun, die Not entschuldigt so manches. Und Gott tut das erst recht.
Was war passiert? Im 17. Jahrhundert, zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, spielte ein glücklicher Zufall
den Zisterziensermönchen des Klosters Maulbronn ein großes Stück Fleisch in die Hände -
ausgerechntet zur Fastenzeit. Der Hunger war groß, und so hatten die Brüder eine rettende Idee: Sie
zerkleinerten das Fleisch, vermengten
es mit Spinat und Kräutern und hofften inständig, dass man es als solches nicht mehr erkenne. Um aber
ganz sicher zu gehen, versteckten sie die Mischung in einer Teighülle. So wurde aus der einfachen
Fastenspeise die Maultasche, im Volksmund auch deftig "Herrgotts B'scheißerle" genannt. Ob die gefüllten
Teigtaschen nun urschwäbisch sind oder ob ihre Vorfahren in Italien (Ravioli) oder Russland (Piroggen) zu
suchen sind, lässt sich wohl nie klären. Die Maultschen aber werden den Mönchen zugeschrieben.
Die lasterhafte Gräfin Es gibt auch eine andere Legende über die Herkunft der schwäbischen Spezialität.
Sie kommt zwar etwas plump daher, hielt sich aber erstaunlich lange.
Die Legende reicht bis ins 14- Jahrhundert zurück. Die Namensgeberin
soll die 1318 geborene Gräfin Margarete von Tirol sein, die Tochter König Heinrichs von Böhmen. Sie trug
den Beinamen "Maultasch" -
vermutlich weil sie sich bei ihren vielen Liebschaften nicht gerade um Diskretion vedient gemacht hat. zu
ihrere Zeit sorgte sie für einige Skandale und war sohl auch nicht sonderlich beliebt. Man sagte ihr zum
Beispiel nach, ihren zweiten Ehemann und ihren Sohn vergiftet zu haben. Ob's stimmt oder nicht: der
Beiname existierte tatsächlich. Und
seine Bedeutung ist bis heute ein ungelöstes Rätsel. Aber sicher ist:
Mit den schwäbischen Maultaschen hat die österreichische Gräfin nichts zu tun - das haben Experten
inzwischen bewiesen.
Maulbronn: Die mittelalterliche Klosteranlage ist Weltkulturerbe der
Unesco. Dichter und Denker wie Hesse und Hölderlin verbrachten hier ihre Schulzeit.