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Paprika und Gulasch



Für 1 Rezept Wie tröstete sich Herr Karl, als ihn seine Frau allein im Gemeindebau sitzen ließ? Er ging ins Beisl. "Klein's Gulasch, klein's Bier, geht schon wieder." Die tröstende Wirkung des Paprikapulvers kam über die k. u. k. Küche auf uns. Ob Gulyßs, Pörkölt, Paprikßs, bei uns geriet es zum Gulasch. Die feinen Unterscheidungen der Magyaren, nach denen Gulyßs die Suppe der gleichnamigen Hirten war, unser Gulasch ein Pörkölt ist und mit Sahne verfeinert Paprikßs heißt, störten den Siegeszug des Gulaschs nicht.

Für ein kleines Gulasch, Pardon: Pörkölt, l kg Rindfleisch aus der Schulter, gewürfelt, und 800 g gehackte Zwiebeln in Schweineschmalz anbräunen. 3 Knoblauchzehen, etwas Kümmel und frischen Majoran mit Salz zerdrücken und dazugeben. Die Hitze reduzieren und 2 Löffel Delikateßpaprika mit anschwitzen. Je 2 gehäutete und entkernte Tomaten und rote Gemüsepaprika zugeben, mit warmem Wasser aufgießen und zugedeckt eine gute Stunde köcheln lassen. Gegebenenfalls noch etwas einkochen und zum Schluß mit Rosenpaprika schärfen.

Gemüsepaprika fanden ihren Weg erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit den ersten "Gastarbeitern" aus Italien und dem Balkan zu uns. Paprika sollten Sie immer häuten. Das macht zwar Arbeit, ist aber magenfreundlicher. Die Früchte einmal einstechen und auf einem Backblech, leicht geölt, 15 Minuten bei 180 Grad im Ofen backen, ohne daß die Haut dunkel wird. Herausnehmen und mit einem feuchten Küchentuch 15 Minuten abdecken. Danach läßt sich die Haut kinderleicht abziehen. Stiel, Kerne und Innenhäute entfernen. In Streifen geschnitten, mit Knoblauch und ein paar Sardellen gewürzt und mit einem guten Olivenöl begossen, ist das eine herrliche Vorspeise.

Signora Torresan, die Mutter meines Piemonteser Kochs, servierte uns als Antipasto gehäuteten, gelben Gemüsepaprika, mit einer Mayonnaise überzogen, die mit Thunfisch, Sardellen und Kapern aromatisiert war. Ein vegetarisches "vitello tonnato". Gehäutete Paprikastücke, mit Zwiebeln, Zucchinischeiben, Auberginenwürfeln, Tomatenvierteln ohne Haut und Knoblauch in Olivenöl geschmort, ergeben, mit frischem Thymian, Rosinen und Pinienkemen süßsauer abgeschmeckt, die sizilianische "Caponata". Sie ist warm so gut wie kalt.

Das Aroma des Paprikas kommt auch in folgendem Sud zur Geltung. Gemüsezwiebeln halbieren und in feine Streifen schneiden, ebenso die gleiche Menge gelben Paprika ohne Haut. In Olivenöl mit 2 Knoblauchzehen, Thymian und 2 Lorbeerblättern anziehen lassen. Einige Safranfäden in heißem Fischfond einweichen. Das Gemüse mit einem guten Schuß Weißwein ablöschen, heißen Fischfond dazugießen und 5 Minuten köcheln. Gehäutete Seeteufelstücke in Öl braten und auf das Paprika-Zwiebel-Gemüse setzen. Mit dem Safransud und feinem Olivenöl begießen. Mit Tomatenconcassé und in Safransud gekochten Kartoffelwürfeln bestreuen.

Tips aus der hohlen Hand Sollten Sie in Florenz ein Lokal mit echter toskanischer Küche suchen, werden Sie im "Il Cibreo", Via dei Macci 118, Tel. 055-264141, fündig. Probieren Sie unbedingt "passato di peperoni gialli". Das ist eine Suppe von gelbem Paprika. Dafür wird gelber, gehäuteter Paprika mit Knoblauch, Sardellen und entrindetem altem Weißbrot in Geflügelbrühe gekocht. Durch die Flotte Lotte drehen oder mit dem Mixstab pürieren. Vorsicht beim Salzen, die Sardellen sind würzig genug. Im Teller mit Pfeffer und toskanischem Olivenöl abrunden. Cucina povera, leicht und gesund! Im Cibreo werden nur klassische toskanische Gerichte serviert, also keine Nudeln! Paprika, Capsicum annuum, stammt aus dem tropischen Amerika und kam als Spanischer Pfeffer nach Europa. Über Spanien und Italien gelangte er zu den Türken, die ihn auf den Balkan mitbrachten. Ursprünglich waren alle Sorten recht scharf. Erst zu Beginn dieses Jahrhunderts wurden mildere Varianten gezüchtet. Das pulverisierte Gewürz fand unter dem ungarischen Namen Paprika um 1835 Eingang in die deutsche Küche. Schärfe und Geschmack bestimmt sich aus dem Verhältnis von Schoten und Kernen. Dunkelrot und sehr mild der Delikateßpaprika, der Szegediner Edelsüße ist kräftigrot und von feiner Schärfe, der pikante Rosenpaprika ist würzig bis höllenscharf, je heller, desto schärfer. Gemüsepaprika gibt es in vielen Varianten. Lange, spitze Peperoni, scharf in Kalabrien und auf dem Balkan, milde Sorten kommen aus der Türkei. Ungarn liefert rote und gelbe eckig-spitze Sorten und aromatisch-süße rote Tomatenpaprika. Der eckig-abgestumpfte Paprika, der vierte Handelstyp, ist bei uns der gängigste. Es gibt ihn grün, gelb, orange, rot, violett und schwarz. Den grünen, mit Hackfleisch und Reis gefüllt, haben wir in den fünfziger Jahren als ersten kennengelernt. Am liebsten ist mir der gelbe aus dem Piemont.

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