Auf Lebensmittelverpackungen sind sie kaum zu übersehen - Tabellen
und Diagramme mit Angaben zu Inhaltsstoffen, dem Nährwert und Tagesbedarf. Diese Aufdrucke sollen
helfen, gesunde Lebensmittel besser zu erkennen und sich bestenfalls bei sehr fett- oder
zuckerreichen Produkten zurückzuhalten. Um die gesunden Lebensmittel zu identifizieren, müssen
Verbraucher also Nährwertinformationen lesen und diese richtig einordnen.
Viele Menschen kommen aber mit den ausführlichen Angaben auf den Packungen nicht zurecht. Trotz der
Informationen bleibt es für Verbraucher schwer, die Lebensmittel zu bewerten. Regina Heid: "Auf
den Verpackungen stehen viele Informationen, und ich muss die für mich notwendigen erst mal
heraussuchen. Ich erfahre ganz viel über die Nährwerte, über den Kaloriengehalt und über den
Zuckergehalt.
Aber das sind bei manchen Produkten drei unterschiedliche Tabellen." Verbraucherschützer fordern daher,
Fertigprodukte mit den Ampelfarben grün, gelb und rot zu markieren. Doch was kann eine solche
vereinfachte Kennzeichnung überhaupt leisten? _Wie gross ist eine Portion?_ Auf den ersten Blick
scheinen die Angaben über Kalorien auf vielen Verpackungen übersichtlich. Immerhin steht dort, wie viel
Fett pro Portion enthalten ist. Nur, wie gross ist eine Portion von 30 oder 50 Gramm, und wird man davon
satt? Die unterschiedlichen Portionsgrössen machen es nicht leicht, Produkte miteinander zu vergleichen.
Dazu die Verbraucherschützerin und Ernährungsberaterin Regina Heid von der Verbraucherzentrale NRW in
Düsseldorf: "Die Lebensmittelindustrie geht von vollkommen
unrealistischen Portionsgrössen aus. Eine Portion Erdnussflips wird hier mit 25 Gramm angegeben, die
ganze Packung beinhaltet aber 250 Gramm. Also, das ist ein Zehntel, eine winzige Hand. Wer einmal Flips
gegessen hat, weiss, dass man die Tüte dann nicht so schnell weglegen kann. Also, da muss man die
Angaben sehr deutlich hinterfragen." _Kalorienbedarf ist sehr unterschiedlich_ Auf vielen Verpackungen
sind die Nährwertangaben in Prozent angegeben, und zwar in Bezug auf den täglichen Kalorienbedarf einer
erwachsenen Frau, der auf rund 2.000 Kalorien eingestuft wird.
Dieses Vorgehen kritisiert Verbraucherschützerin Regina Heid:
"Diese 2.000 Kalorien sind wirklich nur eine Hilfsgrösse, denn letztendlich wird dabei nicht berücksichtigt,
ob man sich bewegt.
Wenn ich Sport treibe, dann habe ich einen höheren Kalorienbedarf.
Wenn ich aber viel sitze und mich auch nicht sportlich betätige, dann habe ich natürlich einen geringeren
Kalorienbedarf. So sind diese Aussagen ziemlich nichtssagend." Der Kalorienbedarf ist beispielsweise
auch abhängig vom Geschlecht und vom Alter einer Person.
_Ampelkennzeichnung: rot, gelb, grün_
Verbraucherschützer favorisieren eine einfache Kennzeichnung der Fertigprodukte mit den Farben rot, gelb
und grün. Sie bewertet den Gehalt an Zucker, Fett oder Salz. Jeder Nährwertgehalt bekommt eine farbliche
Untermalung:
* Rot bedeutet: Das Lebensmittel hat einen hohen Anteil an Zucker,
Fett oder Salz. Man sollte dieses Lebensmittel nur selten geniessen.
* Gelb bedeutet: Das Lebensmittel hat einen mittleren Anteil an
Zucker, Fett und Salz. Man kann dieses Lebensmittel öfters essen.
* Grün bedeutet: Das Lebensmittel ist unbegrenzt zu geniessen, weil
es einen sehr geringen Anteil an Zucker, Salz und Fett hat.
Die britische Lebensmittelbehörde "Food Standard Agency" (FSA) hat die Ampelkennzeichnung im Jahr
2006 eingeführt. Grund war eine Verbraucherumfrage, bei der sich die Befragten für die farbige
Nährwertkennzeichnung aussprachen.
_Welche Wurst enthält am meisten Fett?_ Sinnvoll ist die Ampelkennzeichnung bei allen
zusammengesetzten Lebensmitteln, wie zum Beispiel Müslis, Wurst, Erfrischungsgetränken oder
Fertiggerichten. Auf Grundnahrungsmittel ist sie dagegen nicht anzuwenden. Die Grundlage für die farbliche
Einteilung sind immer 100 Gramm oder 100 Milliliter des Produktes.
Der Vergleich innerhalb einer Warengruppe (zum Beispiel Müslis) soll so für die Verbraucher leichter sein.
Beispielsweise kann man mit Hilfe der Ampel schnell erkennen, welches Müsli im Regal am gesündesten
ist, welche Wurst am fettärmsten und welches Getränk am wenigsten Zucker enthält. Regina Heid: "Die
farbige
Kennzeichnung verdeutlicht mir innerhalb einer Warengruppe, also zum Beispiel der Müslis, eine
wesentlich grössere Transparenz. Denn ich kann innerhalb dieser Gruppe Produkte miteinander vergleichen
und erkennen: Ist in dem Produkt der Firma A weniger Zucker
enthalten als im Produkt der Firma B." _Hersteller wehren sich_ In Deutschland wird die
Ampelkennzeichnung bislang nicht angewendet, da sich die Lebensmittelhersteller dagegen wehren. Sie
erwarten eine "Diskriminierung" einiger Produkte, die den roten Punkt tragen müssten. Sie setzen weiterhin
auf die freiwillige Kennzeichnung der Nährwerte ohne Farben, so wie es bereits der Fall ist. Die Politik hat
diese Kennzeichnung lange unterstützt. Doch nachdem Verbraucherumfragen zeigen, dass die Ampel von
der Bevölkerung durchaus gewünscht wird, denkt man nun tatsächlich über eine farbige Untermalung der
Nährwertangaben nach.
_Ergebnisse der Internetumfrage_ Unsere zweiwöchige Internetumfrage "Halten Sie eine Ampel-
Kennzeichnung auf Lebensmittelverpackungen für sinnvoll?"
ergab folgendes Ergebnis:
Was hilft also, sich gesünder zu ernähren? Die Verbraucherzentralen bieten beispielsweise die Ampel-
Checkkarte an.
Über 5.000 dieser Plastikkarten haben sie schon an Interessierte verschickt. Die Karte nimmt man mit zum
Einkauf. Die Angaben auf den Verpackungen - beispielsweise, wie viel Fett enthalten ist - werden
mit den Zahlen auf der Karte verglichen. Der jeweiligen Grammzahl ist dann eine Farbe zugewiesen - rot,
gelb oder grün. Auf der
Homepage der Verbraucherzentralen haben die Experten einige gängige Lebensmittel aufgelistet, die sie
bereits mit Hilfe des Ampelchecks getestet haben.
Nicht gesünder durch die Ampel Keine Studie bestätigt, dass Verbraucher mit der Ampel oder mit einem
anderen Kennzeichnungsmodell gesünder leben. Eine aktuelle Studie zum Thema, die bislang noch nicht
veröffentlicht ist, wurde an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg durchgeführt.
Verschiedene Kennzeichnungsmodelle wurden in zwei Tests mit insgesamt 420 Probanden geprüft. Die
Studie zeigt, dass die Ampelkennzeichnung dabei hilfreich sein kann, gesündere Produkte zu identifizieren.
Sie hat aber dennoch keinen Einfluss auf die Zusammenstellung des täglichen Speiseplans. Die Experten
erklären das so: Obwohl der Mensch weiss, was gesund ist, heisst
das noch lange nicht, dass er sich auch entsprechend ernährt! Die Nährwertkennzeichnung, in welcher
Form auch immer, kann also nur so viel bringen, wie es die Verbraucher auch wollen. Automatisch
gesünder leben die meisten dadurch nicht.
Autorin: Heike Schmitz
_Links_
*
http://www.wdr.de/tv/servicezeit/essen_trinken/sendungsbeiträge/200
7/0601/07_essen_trinken_nährwertangaben.jsp Nährwertangaben auf Lebensmittelverpackungen werden
ausführlicher (Servicezeit: Essen & Trinken vom 1. Juni 2007)
* http://www.ampelcheck.de
Ampelcheck im Internet Mit dem Ampelcheck der Verbraucherzentrale kann man die Ampelfarben für Fett,
gesättigte Fettsäuren, Zucker und Salz selbst bestimmen.
* http://www.ampelcheck.de/Download/index.html
Die Ampelcheckkarte der Verbraucherzentrale als PDF-Datei
Möglichkeit zum Download
*
http://www.bmelv.de/cln_045/nn_753994/DE/02-Verbraucherschutz/Lebens
mittelsicherheit/Lebensmittelkennzeichnung/__Lebensmittelkennzeichnu ng__node.html__nnn=trü
Informationen über Lebensmittelkennzeichnung Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
*
http://www.aid.de/verbraucher/kennzeichnung_nährwertkennzeichnung.p
hpDie Grenzen der Ampelkennzeichnung aid infodienst Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft e.V.
* http://www.aid.de/downloads/gda_kennzeichnung.pdf
Die "Guideline Daily Amounts (GDA)" - eine Stellungnahme des aid
infodienstes PDF-Datei (185 KB)
* http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=794
DGE-Stellungnahme zur Anwendung von "Guideline Daily Amounts" (GDA)
in der freiwilligen Kennzeichnung von Lebensmitteln Deutsche Gesellschaft für Ernährung
*
http://www.foodwatch.de/kampagnen__themen/ampelkennzeichnung/index_g
er.html Ampelkennzeichnung - "foodwatch: Lebensmittel sollen Farbe bekennen"
Forderung der Verbraucherschutzorganisation foodwatch
http://www.wdr.de/tv/servicezeit/essen_trinken/sendungsbeiträge/200
8/1114/00_nährwertangaben.jsp
:Letzte Äend. am: 23.11.2008