Die Hänge und steilen Lagen sind die Heimat des Weins - vor allem im
Norden. Das haben schon die Römer gewusst: Bacchus amat colles.
Bacchus liebt Hügel. Da wachsen die besten Weine. Die Ufer an der Ahr, der Mosel, der Elbe, Saale und
Unstrut, an Rhein und Main sind klassische Lagen. Allerdings sind aus wirtschaftlichen Gründen immer
auch im Flachland Reben angebaut worden. In Deutschland sind etwa 10 Prozent der Rebflächen steiler
als 30 Grad. Die Deutsche Weinverordnung spricht erst dann von Steillagen. Die sind jedoch ungleich
verteilt: Während die grossen Gebiete, Rheinhessen und die
Pfalz, nur wenige steile Hektare haben, sind es am Mittelrhein 85 Prozent, an der Ahr 70 Prozent, in
Württemberg 60 Prozent und an Mosel, Saar und Ruwer immerhin noch 44 Prozent.
Zu den zu den steilsten Lagen der Welt zählen die Lagen Calmont (68 Prozent) im Anbaugebiet Mosel-
Saar-Ruwer und Engelsfelsen (75
Prozent) im Bühlertal, Anbaugebiet Baden.
_Steillagen international_ Weinbau an steilen Hängen ist kein deutsches Privileg. Im französischen
Burgund wachsen hervorragende Spätburgunder an den Hängen des Rh#ne-Ufers. In der alpinen Schweiz
wachsen Reben in
über 1.000 Meterm Höhe, in Österreich an der Donau und in den Norditalienischen Anbaugebieten bis ins
Piemont sind steile Lagen ganz normal. Am Ufer des portugiesischen Duoro wachsen Reben auf
atemberaubenden Steilterrassen. Nur in der neuen Welt sind die meisten Weinberge eher eben oder nur
leicht hügelig.
_Was die Steillagen auszeichnet_ Bei uns hier auf der Nordhalbkugel nahe des 50. Breitengrades steht
die Sonne im Sommer zwar hoch am Himmel, aber nicht senkrecht. Im Herbst, wenn die Trauben sie
besonders brauchen, ist die sogar am Mittag nur noch auf halber Höhe. Wenn die Sonne nun aber nicht
zum Weinberg kommt, dann muss eben der Weinberg zur Sonne kommen. Ein Hang, der sich nach Süden
hin neigt, hat auch dann noch Sonnenbestrahlung im günstigen 90-Grad-Winkel. Das ist das Besondere
an Steillagen. Ausserdem fliesst in solchen Lagen die Kaltluft gut ab, so dass es weniger Frostschäden
gibt.
Trotzdem ist nicht jeder Hang eine grosse Lage. Dazu kommen in der Regel zwei weitere Faktoren: Die
Nähe zu einem Fluss und der Boden.
Der Fluss speichert mit seinem Wasser Wärme und gibt sie nachts und im Herbst ab. Ähnlich ist es beim
Boden: Dunkler Schiefer zieht die
Sonnenstrahlen magisch an und speichert sie. Ausserdem sind die Böden an Steilhängen meist sehr arm
und trocken. Unter solchen Bedingungen bringt die Rebe die besten Trauben. Allzu guter Grund bringt zwar
hohe Erträge, aber schadet der Weinqualität. Steillagen bringen dagegen - richtig bewirtschaftet - geringere
Erträge, aber
gut ausgereifte Trauben mit hohem Zuckergehalt! _Warum so viele Steillagen aufgegeben werden_ Derzeit
gibt es ein grosses Steillagen-Sterben. Allein an der Mosel
sind in wenigen Jahren 700 Hektar Weinberge verloren gegangen, überwiegend Steillagen. Auch am
Mittelrhein befindet sich der Weinbau rapide auf dem Rückzug, weil die Arbeit oft nicht mehr lohnt. Wer in
der Steillage wirtschaftet, muss doppelt soviel Arbeit in eine Flasche Wein stecken. Vieles lässt sich nur
mit der Hand machen und das dauert! Zeit ist aber auch im Weinbau Geld.
Längst hat sich gezeigt, dass nicht jeder steile Hang auch eine gute Weinlage ist. Manchmal liegt es auch
an den Besitzern guter Lagen, wenn sie nicht fähig sind, die Vorteile wirklich herauszukitzeln. Das
Steillagen-Sterben ist im Übrigen nicht nur ein deutsches Phänomen.
Im Piemont sind Ende der 90er Jahre 2000 Hektar steile Rebflächen aufgegeben worden.