Die Nachfolgestaaten des ehemaligen Yugoslawien liegen voll im Urlaubstrend. Wahrscheinlich weiss
jeder, der dort hinfährt, dass auch Wein wächst - aber als wirkliche Qualitäts-Weinbauländer sind
Kroatien und Slowenien nicht bekannt. Wie wohl schon die Griechen bzw. die Kelten vor 2400 Jahren die
Reben hier her brachten. Immer noch dominieren meist schlecht ausgestattete Winzergenossenschaften
90% der Produktion. Nur die überschaubare Anzahl an Privatweingütern sorgt derzeit dafür, dass von einem
kleinen Boom Sloweniens in der Weinwelt die Rede ist.
_Slowenien_ Hier hat der Weinbau nach der Staatsgründung 1991 eine rasante Entwicklung genommen.
Die Rebe ist hier - im Dreiländer-Eck zwischen
Ungarn, der österreichischen Steiermark und Friaul-Julisch-Venetien
~ eine alte Bekannte. Slowenien hat ein interessantes Mischklima aus Alpen-, Kontinental- und
Mittelmeer-Einflüssen: optimal für den
Weinbau. Knapp 23.000 Ha stehen in dem relativ kleinen Land unter Reben - das entspricht in etwa der
Rebfläche Rheinhessens. Es werden
aber nur 700.000 Hl Wein erzeugt.
"Primorje" heisst das westlichste Anbaugebiet - was übersetzt etwa:
"am Meer" heisst. Das ist die Region, die wohl auch die meisten Urlauber besuchen. Hier wachsen etwa je
zur Hälfte Weiss- und
Rotweine. Der Weinbau lehnt sich stark an die italienische Nachbarschaft an. Angebaut werden Tokai
friuliano, Chardonnay, Sauvignon blanc, Weiss- und Grauburgunder. Eine Spezialität ist der
Picolit, der hier ebenfalls getrocknet und zu Süsswein verarbeitet wird. Als Rotweinsorten: Cabernet
sauvignon, Merlot und
Spätburgunder.
Touristisch interessant ist auch das Karst-Gebiet (Kras) mit
zahlreichen Höhlen - etwa der Adelsberger Grotte. Hier wird unter
dem Namen Teran ein sehr fruchtiger und eigenständiger Rotwein aus der Rebsorte Refosco gewonnen.
Weit im Landesinnern liegt Podravje (das "Drau-Land") mit Maribor als
Zentrum. Viele Touristen sind hier zumindest auf der Durchfahrt. Hier lehnt sich der Weinbau an die
Steiermark und Ungarn an. So gibt es hier auch Weine aus der Sorte Furmint, die auch den Tokayer
wesentlich bestimmt.
Dazwischen ist die Region Posavie (Sava-Tal). Der bekannteste und
originellste Wein dort ist der Cvicek, der aus roten und weissen Trauben gekeltert wird (also eine Art
Schillerwein) und sehr säurereich und trocken mit wenig Alkohol daherkommt.
Slowenien hat eine Qualitätspyramide, die der deutschen nicht unähnlich ist (mit Tafel-, Land- und
Qualitätswein sowie diversen
Auslesen).
_Kroatien_ Hier gibt es 60.000 Ha Rebfläche und es werden mehr als 2 Mio Hl Wein produziert. Die beiden
Hauptanbaugebiete liegen einmal entlang der Küste und dann im Nordosten im Hinterland. Dort werden vor
allem Weissburgunder, Welschriesling, Traminer und andere Weissweinsorte zu frischen, sehr
mitteleuropäischen Weinen ausgebaut, die auch gerne als "Spricer" - Gespritzter - getrunken werden.
Touristen werden wesentlich stärker mit dem Gebiet "kroatisches Küstenland" in Kontakt kommen. Im
Norden, in Istrien, werden überwiegend Weisse angebaut. Hauptsorte ist der Malvasia.
Zwischen Rijeka und Dubrovnik wachsen vor allem kräftige Rotweine aus einheimischen Sorten. Allen voran
die Plavac mali, die nahe verwandt mit der kalifornischen Sorte Zinfandel ist. Die Weine werden entweder
unter dem Sortennamen vermarktet oder unter Ortsnamen. Die bekanntesten sind wohl Dingac und Postup.
Beide Weine werden aus angetrockneten Trauben gekeltert. Sie werden dadurch noch dichter und voller.
Der Peljesac dagegen fällt eher fruchtig und leichter aus.
Vorsichtig: es gibt ihn in verschiedenen Geschmacksrichtungen!
Der Faros von der Insel Hvar ist ebenfalls aus Plavac Mali - auf
dieser Insel wächst auch ein sherry-ähnlicher Weisswein aus
Bogdanusa.
Prosek ist ein Portweinähnliche Spezialität, die in ganz Kroatien sowohl rot als auch weiss angeboten wird.
Kroatien ist ausgesprochen reich an einheimischen Sorten, die oft als einfache Tischweine miteinander
verschnitten werden. Das mag für den Urlaub ganz nett sein, es lohnt sich aber nicht diese Weine mit nach
Hause zu nehmen. Die Weissen sind vielfach oxidiert, also durch Luftkontakt "schnell-gealtert".