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Eberraute (Artemisia abrotanum L.) [2/2]
Für
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Rezept
[Fortsetzung Eberraute] Etymologie:
Der lateinische Name der Pflanze, abrotonum, ist nicht mit aper "Eber" verwandt, sondern dem
Griechischen (habrotonon) entlehnt; über den Ursprung des griechischen Wortes ist mir nichts bekannt.
Deutsch Eberraute ist eine volksetymologische Anlehnung des lateinischen Namens an die ebenfalls
bittere Raute.
Der englische Name Southernwood ist angeblich eine Vereinfachung von southern wormwood "südlicher
Wermut", da die Eberraute als südliche (mediterrane) Variante des Wermuts angesehen wurde. Der
britische Volksname old man "alter Mann" steht ebenfalls im Gegensatz zum Wermut, der im Volk auch
als old woman "alte Frau" bezeichnet wird.
Das estnische sidrunpuju enthält sidrun "Zitrone" und puju "Beifuss"; Eberraute wird also als eine nach
Zitronen duftende Abart des Beifusses interpretiert. Ein anderes Beispiel, dass ein ziemlich kontroversieller
Geruch in nordeuropäischen Namen mit Zitronen assoziiert wird, findet man beim Jesuitentee.
Das französische garde-robe "Kleider-Wächter" bezieht sich auf die
Fähigkeit der Eberraute, durch ihren Geruch Motten zu vertreiben; allerdings ist Lavendel zu diesem Zweck
beliebter. Zu den Namen des Wermuts lässt sich nicht viel sagen: Der deutsche Name ist
unbekannter Herkunft, findet sich aber auch in anderen westgermanischen Sprachen (z.B. Altenglisch
vermod). Das lateinische absinthium geht auf griechisch apsinthion zurück, das sich aber einer weiten
Analyse entzieht. Der englische Name wormwood bezieht sich auf die wurmtrebenden (vermifugen)
Eigenschaften der Pflanze.
Französisch armoise amere "bitterer Beifuss" bezieht sich auf die im Vergleich zu Beifuss gesteigerte
Bitterkeit.
Über die Herkunft des botanischen Artnames, siehe Beifuss. Siehe auch dort über den schwedischen
Namen des Wermuts, malört.
Die Eberraute, ein etwas altmodisches Küchenkraut, wird heute kaum noch verwendet. Mit ihrem starken
und aufdringlichen Zitronengeruch und der ausgeprägten Bitterkeit tut man sich tatsächlich auch schwer,
geeignete Anwendungen zu finden. Auf jeden Fall muss beim Dosieren Vorsicht walten.
Eberraute eignet sich hauptsächlich für Fleisch. Ähnlich wie beim Beifuss, dem die Eberraute aber bei
weitem überlegen ist, bietet es sich an, starkschmeckendes und eher fettes Fleisch (Schwein, Gans, Ente
oder Lamm) mit Eberraute zu verfeinern, wobei die Bitterstoffe gleichzeitig appetitanregend und
verdauungsfördernd wirken.
Andererseits kann Eberraute aber auch, ähnlich wie Salbei, zum Würzen von sehr zartschmeckendem
Fleisch (Kalb) verwendet werden, um es geschmacklich interessanter zu machen. Auf jeden Fall lohnt
dieses vergessene Gewürzkraut Experimente! Angeblich wird Eberraute in Italien auch zum Würzen von
Kuchen gebraucht, aber ich habe noch nie ein derartiges Rezept gesehen.
Weiters sind Extrakte der Pflanze gelegentlich in magenstärkenden Mitteln enthalten.
Quelle: http://www-ang.kfunigraz.ac.at/~katzer/germ/index.html
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