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Aachener Printen (Info)



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  • Von Klaus Wittkamp
  • _Unter Napoleon kam die Printe in Form_ Mehr als 8000 Tonnen Printenmasse werden jährlich gemischt, geformt, geschnitten und gepresst.

    Aachen - Sie heissen nicht einfach "Printen", sondern "Aachener Printen", und sie sind einzigartig in der Welt. Und die Knabberei setzt sich erfolgreich gegen alle Vergleiche mit Leb- oder Honigkuchen zur Wehr. Mehr als 8000 Tonnen Printenmasse werden jährlich in etwa 50 Aachener Grossbetrieben und Traditions-Bäckereien gemischt, geformt, geschnitten und gepresst. Das Markenzeichen "Aachener Printen" dürfen jedoch nur 22 Betriebe aus der Innenstadt verwenden, die einem Schutzverein angehören.

    _Mandeln und Nüsse_ In Dosen, Beuteln, Schachteln und Säckchen verpackt, mit Schokolade, Zuckerguss, Mandeln und Nüssen überzogen, hat das würzige Gebäck aus dunklem Weizenmehl - mit einem Aroma aus Nelken, Koriander, Zimt, Farinzucker und Kandis - inzwischen weltweit ungezählte Liebhaber gefunden. Die Herkunft der Aachener Printen wird in Belgien vermutet. Vor mehr als 350 Jahren soll ein Bronzegiesser aus Dinant das "Gebildebrot" als Proviant nach Aachen mitgebracht haben. Diese "Urprinten" waren aus einer geschmeidigen, mit Rohrzucker oder amerikanischen Wildbluetenhonig wenig gesüssten, weichen Masse geformt. Um sie in "Fasson" zu bekommen, drückte man sie in hölzerne Formen (Modeln) mit kunstvoll geschnitzten Motiven. Das Drücken, das "Prenten", soll dem Gebäck den Namen gegeben haben.

    Die Geburtsstunde der heute klassischen Printenmasse und -form wird gerne in die Zeit Napoleons verlegt. 1806 verhängte der Feldherr gegen England die Kontinentalsperre. Den Aachener Spezialisten gingen daraufhin schnell Rohrzucker, amerikanischer Wildbluetenhonig und viele Gewürze aus. Die Printenbäcker griffen zu Siruptopf und Rübenzucker. Der Teig wurde gröber, zäher und schwerer formbar. Kurzum, das Zeitalter der flachen, glatten, harten, etwa zehn Zentimeter langen und rechteckig geschnittenen Kräuterprinten hatte begonnen.

    Als Erfinder dieser Kräuterprinte gilt der Aachener Bäckermeister Henry Lambertz. Aus seiner Backstube ging die Lambertz-Gruppe hervor. Das neue "Printen-Format" hatte viele Vorteile: so die fabrikmässige Herstellung und den bequemen Versand. Allein am Produktionsstandort Aachen steigerte das seit 1688 führende Gebäckunternehmen im Geschäftsjahr 2001 / 2002 seinen Gesamtumsatz aus Backwaren um 15,7 Prozent auf 254,5 Millionen Euro. 11,3 Prozent davon entfallen auf die Spezialität Printen.

    Ebenso professionell, auch ohne Backstrassen, geht es in der traditionsreichen Printenbäckerei Heinz Klein zu. Er produziert zusammen mit seiner Frau und zwei bis drei Mitarbeitern nichts anderes - und das ist einmalig in der Kaiserstadt - als Printen. An allen Werktagen von morgens bis abends, gleichgültig ob im Frühjahr, Sommer, Herbst oder Winter. Die Hochsaison vor dem Weihnachtsfest beginnt im Oktober, praktischerweise gleichzeitig mit der Nuss-Ernte. Auf 30 bis 40 Tonnen Printen, in zwölf Varianten jährlich bringt es der Kleinbetrieb. Printen herstellen sei "ein Vollzeitjob", sagt Heinz Klein, der seine Ware auf eigenen Verkaufsstände auf den Weihnachtsmärkten von Essen, Düsseldorf und Köln anbietet.

    Heinz Klein sind die härteren Originalprinten ans Herz gewachsen, auch wenn er weiss, dass der Geschmackstrend zu den weicheren Varianten tendiert. Lachend trägt er einen Kübel dunklen, vorgewärmten Sirup zur Rührmaschine, ehe er die anderen Ingredienzien nachfüllt. "Warmer Sirup gehört zu den Rezeptspezialitäten meiner Bäckerei" - mehr verrät er nicht, es wäre auch ein Wunder. "Es gibt kein bestes Printenrezept, es muss nur schmecken". Klein schneidet oder presst den Teig wie zu Grossvaters Zeiten: mit Lineal und Rädchen oder drückt ihn in Modeln, deren Konturen - wegen der Zähigkeit des Teiges - aus Blech gebogen sind.

    _Gebäck in Fussform_ Bei der Produktion der Standardform erleichtert eine kleine Maschine das Schneiden. Auf Bestellung gibt es auch Sonderanfertigungen, wie zum Beispiel in Fussform - auf Wunsch eines Orthopäden.

    Ein Stück Geschichte findet der Besucher in den "Alt Aachener Kaffeestuben" des früheren, ungekrönten Königs der Printenbäcker, des Belgiers Leo van den Däle. Hier wird eine einzigartige Modeln-Sammlung gezeigt. Die Printen haben sich inzwischen zu einer Zutat in der Aachener Küche gemausert. Empfohlen sei der rheinische Sauerbraten nach Aachener Art, dessen Sauce mit Printenstücken verfeinert wird. Ein echter Kaiserstädter favorisiert als Dessert das Printen-Eis.

    [Foto] Printenbäcker Heinz Klein zeigt eine Auswahl seiner Backware.

    :Letzte Änder. : 5.01.2003

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