Es gibt Gerichte, die trotzen jeder Gourmet-Mode. Wer je eine echte
Berner Platte aufgetischt bekam, wird diesen Essgenuss kaum mehr vergessen - und die damit verbundene
Geselligkeit genauso wenig, denn
eine Berner Platte ist nichts für einsame Esser.
Ein währschaftes Mahl für die tapferen Krieger - Um die Entstehung
der Berner Platte ranken sich einige Geschichten. Eine davon lautet folgendermassen: Am 5. März 1798
besiegten die bernischen Truppen in
der Schlacht bei Neuenegg die Soldaten Napoleons. Was die siegreichen Berner nicht wussten, war, dass
die Franzosen am selben Tag den Krieg gewonnen hatten und in Bern einmarschiert waren. Müde,
zufrieden, aber auch über Verluste aus den eigenen Reihen traürnd, zogen die tapferen Kämpfer von
Neuenegg nach Hause, nach Wohlen bei Bern.
Die Frauen des Dorfs vernahmen die gute Kunde von der gewonnenen Schlacht bei Neuenegg, sie hatten
aber auch Kenntnis vom verlorenen Krieg und wollten ihren Mannen im Gasthof 'Kreuz' mit einem
währschaften Mahl ihre Dankbarkeit für die Tapferkeit beweisen.
Jede Frau steuerte bei, was sie jahreszeitlich bedingt noch im Rauch hängen hatte, was in der Beize lag,
was sie aus Keller oder Vorratskammer entbehren konnte: Speck, Würste, Siedfleisch,
Schinken, Zunge, Rippli, Gnagi, dazu Wintergemüse wie Sauerkraut, Sauerrüben, Dörrbohnen und
Kartoffeln.
Als die Soldaten im Dorf eintrafen, waren die Köstlichkeiten zubereitet, und damit jeder von allem etwas
abbekam, schnitten die Frauen das Fleisch auf und legten es auf das Gemüse. Das gemeinsam
eingenommene Mahl half, den Hunger zu stillen und die auf dem Schlachtfeld zurückgelassenen
Kameraden für kurze Zeit zu vergessen.
Aus 'bernois', 'plat' und 'faim' wird Berner Platte - Eine andere
Geschichte, wie es zur Bezeichnung 'Berner Platte' kam, ist einiges älter und lautet: 1712 gewannen
bernische Soldaten unter Mitwirken
waadtländischer Hilfstruppen die Schlacht bei Villmergen.
Auf der Rückreise machte eine Truppe Halt in St. Niklaus bei Koppigen. Im Gasthof 'Bären' gab ein Offizier,
der kein Deutsch sprach, dem Wirt bekannt, dass die Krieger hungrig und durstig seien.
Der Wirt wiederum verstand kein Französisch, und so wurde aus einem sprachlichen Nichtverstehen ein
kulinarischer Glücksfall: aus den
Erläuterungen des Offiziers machten dem 'Bären'-Wirt bloss die
französischen Wörter 'bernois', 'plat' und 'faim' Sinn. Er übersetzte diese für sich mit 'Berner Platte, fein'.
So kochte er, was er an feinen Zutaten in der Vorratskammer hatte oder schnell auftreiben konnte:
Geräuchertes, Gesalzenes und
Wintergemüse. Den Soldaten schmeckte es prächtig - sie langten
kräftig zu.
Grosser Genuss - ungetrübte Geselligkeit - Die Berner Platte gehört
genauso zum Emmental wie die behäbigen Häuser und die hügelige Landschaft. Das währschafte Gericht
ist nicht zur Folklore verkommen, sondern wird häufig genossen: z.B. wenn sich die Familie trifft oder
wenn Feste gefeiert werden. Wer die Spezialität nicht zuhause zubereiten will, findet sie in den meisten
Gasthöfen: für den
grossen Appetit gibt es die Berner Platte, für den kleineren den Berner Teller.