Friedrich Eduard Bilz war überaus konsequent und sehr erfolgreich.
Der gelernte Weber aus Dresden litt unter den ungesunden Arbeitsbedingungen seiner Zunft und wurde -
Naturheilkundler. Sein
erstes Buch wurde ein Bestseller, sein Radebeuler Sanatorium Bilz -
Licht - Luft-Bad im ganzen Land gerühmt. Warum also nicht auch ein
gesundes Getränk erfinden, aus edlen Südfrüchten und besten einheimischen Obstarten. Ab 1902 vertrieb
der Naturheilkundler gemeinsam mit dem Kaufmann Franz Hartmann vom Stammhaus Detmold aus die
erste europäische Limonade unter den Namen Bilz-Limetta und
Bilz-Brause. Schon drei Jahre später verkauften sie auf dem gesamten
Kontinent jährlich 25 Millionen Liter. Doch viele andere versuchten, das Getränk nachzumachen. Bilz und
Hartmann beschlossen deshalb, einen klangvollen, unverwechselbaren Namen zu suchen:
O-Ton: Dann wurde in einem Wettbewerb die Marke Sinalco kreirt.
Sinalco heisst sine alcohole, ohne Alkohol. Bei den ersten Werbemassnahmen wurden beide Namen
verwendet, also Bilz-Sinalco oder
Sinalco und unten drunter der Anhang Bilz-Brause, bis der Name so
gelernt war, dass man nur noch Sinalco verwendet hat.
Nicole Fischermanns, die Produktmanagerin, zeigt auf alte emaillierte Werbeschilder, Plakate im
Jugendstil und die typischen Flaschen mit schräg gestelltem weissem Schriftzug, dem stilisierten
kelchförmigen Glas auf rotem Punkt. Die Sinalco wird AG und zieht nach Duisburg um. Die Firma wuchs
ständig, gewann mit bedeutenden Braüreien wichtige Konzessionäre. Auch das Exportgeschäft bluehte.
Um 1930 drängten dann aus Amerika Pepsi und Coca-Cola mit
aggressivem Marketing auf den deutschen Markt. Sinalco bringt zwar deshalb auch ein Kola-Produkt
heraus, hat aber Mühe, dem Druck
standzuhalten. Jörg Reese, der Marketing-Manager analysiert.
O-Ton: Nach dem zweiten Weltkrieg war natürlich alles, was irgendwie
mit Deutschland zu tun hatte nicht unbedingt beliebt. Dementsprechend war alles, was aus Amerika kam
interessant und begehrenswert. Und da hatte Sinalco im Prinzip das Pech eben eine deutsche Marke zu
sein.
Und keiner hat sich so richtig mit Herzblut darum gekümmert. Im Gegenteil zu Pepsi und Coca-Cola.
Mehrere Wechsel der Mehrheitsaktionäre taten das Übrige dazu, um die Marke über längere Zeit zu
schwächen. 1994 startet Martin Konnerth den Relaunch - die Erneuerung der Marke Sinalco. Ein
eingängiger
Werbespot entsteht. Gerald Elbers war zu dieser Zeit Verkaufs- und
Vertriebsleiter im Unternehmen.
O-Ton: Wir hatten eben das Interesse an einer Marke, die in den 90er
Jahren noch über 80 Prozent der Bundesbürger bekannt war. Das hat uns schon gereizt. Der
entscheidende Schritt war dann 2001 die gelbe Kiste mit der neuen PET-Flasche. Als die gelbe Kiste
plötzlich in
den Märkten stand, sagten viele Ältere, wie die Sinalco gibt es wieder? Ob die auch noch so schmeckt wie
früher? Das war der Kaufanreiz.
Gerald Elbers, inzwischen Pensionär, ist immer noch überzeugt von dieser Marke. Von derzeit 6 auf 10
Prozent Marktanteil zu kommen, das das klappt, daran hat er keine Zweifel. Auch Jörg Reese findet, dass
Sinalco zu einer Art Mythos geworden ist. Solide wie eine Bank aus gutem Holz, die es aufzuarbeiten,
frisch zu lackieren und neu aufzustellen gilt.
O-Ton: Vielleicht ist ein bisschen zu viel Bescheidenheit noch in der
Marke drin. 204 Es gab Sinalco schon in Südamerika, da hat kein Mensch von Coca Cola dort gesprochen.
Und diesen Mythos gilt es jetzt nun wieder zu erfrischen und im wahrsten Sinne des Wortes zu beleben.