Wie Gerichte zu ihrem Namen kamen: Fürst-Pückler-Eis (I
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Von Bernd Ax
Unter dem Namen "Fürst-Pückler-Eis" oder "Pückler-Schnitte" kennt
man das dreifarbige Eis, das meist aus den Sorten Erdbeere, Vanille und Schokolade hergestellt wird.
Doch kaum jemand weiss, wie die süsse Versuchung zu dem fürstlichen Namen kam.
_Der Lebemann Fürst Pückler_ Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wirkte Hermann Fürst von Pückler-
Muskau in Cottbus als erfolgreicher Literat und
international gefragter Gartenarchitekt. Er schuf - nach englischem
Vorbild - sogenannte Landschaftsparks rund um seine Schlösser, die
man heute noch bewundern kann. Als Mensch war der Fürst ein extravaganter Lebemann, der seine
sterblichen Überreste in einer Pyramide aufbahren liess.
_Kulinarisch kein Kostverächter_ Der Fürst war nicht der Erfinder, sondern eher der Förderer des
schmackhaften Desserts. Die seinerzeit als Eisbombe gestaltete Delikatesse soll zuerst von einem
Berliner Konditor namens Schulz in den Nationalfarben des Fürstentums (Weiss, Rot, Schokoladebraun)
kreiert worden sein. Andere Quellen geben einen Kollegen aus Branitz als Erfinder an. Fürst Pückler, der
seit einem Dinner im Palast des Sultans von Konstantinopel leidenschaftlicher Eisliebhaber war, gestattete
jedenfalls gerne, die Eisbombe nach ihm zu benennen. Das ursprüngliche Rezept ist im Schloss noch
erhalten.
_Die erlesene Rezeptur des Originals_ Der Cottbusser Eishersteller Knuth Hartmann bereitet das Fürst-
Pückler-Eis auch heute noch nach dem Originalrezept zu. Wenn
er darüber spricht, gerät er ins Schwärmen: "Das war für die
damalige Zeit 100-prozentig ein Luxuseis, weil es einen sehr hohen
Nährwert hat. Es besteht fast aus purer Sahne und hochwertigen Zutaten." Das Fürst-Pückler-Eis, das im
Eiscafé Hartmann serviert wird, hat
wenig mit den dreifarbigen Blöcken zu tun, die in den Tiefkühltruhen der Supermärkte zu finden sind. Hier
wird das Eis ganz traditionell zubereitet - als sahnige Schnitte oder auch
versteckt in einem Schokomantel.
Die drei Farben erhält das Eis zum Beispiel durch die Zugabe von "Früchten edler Art" zur Sahne - so
heisst es in der
Originalrezeptur. Die weisse Schicht besteht aus Sahne mit Maraschinolikör sowie gehackten Pistazien
und nicht aus Vanilleeis, wie es heutzutage üblich ist. Die rote Farbe bekommt die Sahne durch
Himbeermus - erlaubt sind auch Erdbeeren oder Kirschen. Zur
Schokoladenseite des Fürst-Pückler-Eises gehören zum Beispiel
Mandeln, die vier Stunden in feinem Likör eingelegt wurden.
_Abschrift des Originalrezepts aus dem Schloss_ Man nehme 1/2 l frische Sahne und 3-4 Löffel feinen
Zucker, schlage
beides zusammen sehr hart und teile es zu drei gleichen Teilen. In den ersten Teil gebe man zerstossene
Früchte edler Art, die zweite Portion wird mit feinen zerstossenen Mandeln und bitterer Schokolade
vermengt. Die Mandeln sollte man vier Stunden in feinen Likör legen.
Die dritte Portion vermischt man mit ½ kleinen Tasse Marashino. Alle Portionen glatt übereinandergeben
und in einem eisernen Gefäss anderthalb Tage in rotem Salz zum Kühlen geben. Nach dem Kühlen mit
Früchten und flüssiger Schokolade verzieren.
Ein weitergehenderes Rezept findet man unter:
http://www.onlinekunst.de/oktoberzwei/Rezept_Pückler_Eis.htm
Vor dem Hintergrund, dass es neben dem Boom der italienischen Eisvariationen kaum heimische
Eiskreationen gibt, ist es umso erfreulicher, dass man rund um die Schlösser des Fürsten die klassische
Variation immer noch probieren kann.
_Links_
* http://www.pückler-museum.de Stiftung Fürst-Pückler-Museum, Park
und Schloss Branitz
* http://www.fürstpückler.de *
http://www.fürstpückler.de/gourmet/spezialeis.htm Seite über
Hermann (Ludwig Heinrich) Fürst von Pückler-Muskau mit vielen
Informationen über sein schillerndes Leben und auch einem Rezept für das nach ihm benannte Eis.
_Buchtipp_
* Heinz Ohff Der grüne Fürst Das abenteuerliche Leben des Hermann
Pückler-Muskau Piper, 2002 ISBN 3492237150 Preis: 9,95 Euro