Der kleine Felix ist das erste Kind von Claudia und Matthias R. aus Mittelfranken, und natürlich sind die
jungen Eltern bemüht, ihren Sohn so optimal wie möglich zu versorgen. So achten sie ganz besonders auf
die Ernährung des acht Monate alten Jungen. Um Allergien und andere ernährungsbedingte Probleme zu
verhindern, füttern sie ihn ausschliesslich mit spezieller Säuglingsnahrung.
Für die Zubereitung nehmen sie nicht einfach Wasser aus der Leitung, sondern ein hochwertiges
Mineralwasser, mit dem sie das sogenannte Folgemilchpulver anrühren. Sie haben sich angewöhnt, das
Mineralwasser in Mehrwegflaschen aus Kunststoff - sogenannten
PET-Flaschen - zu kaufen. Ein Fehler.
Dazu Matthias R.: "Wir haben bewusst das Milchpulver mit
Mineralwasser angerührt, weil es natriumarm ist und weil wir dachten, da kann man nichts falsch machen.
Kurz nachdem er die Flasche getrunken hatte, machte er sein Bäuerchen, und das roch so komisch. Da
wurde ich völlig panisch. Ich nehme das Mineralwasser, rieche daran, und das hat nach Mineralöl, nach
Benzin gestunken -
ich weiss nicht ganz genau, was es war. Da war natürlich die Panik gross: Der Kleine hat etwas getrunken,
von dem ich nicht weiss, was
es ist." _Labor entdeckt Verunreinigungen_ Die besorgten Eltern wollen herausfinden, was genau ihr Sohn
getrunken hat. Sie bringen deshalb das Mineralwasser, mit dem das Milchpulver für den kleinen Felix
zubereitet wurde, in ein Labor nach Ludwigshafen. Die Experten, die auf die Analyse von Lebensmitteln
spezialisiert sind, sollen die Flasche und ihren Inhalt untersuchen. Bereits Geruch und Geschmack lassen
kaum Zweifel daran, dass das Mineralwasser aus der PET-Mehrwegflasche
verunreinigt ist. Die aufwendige chemische Analyse bestätigt diesen Verdacht.
Dr. Matthias Kleinschnitz vom Institut Kuhlmann in Ludwigshafen: "In
der untersuchten Mineralwasserprobe konnten wir Kohlenwasserstoffe nachweisen, das sind typische
Bestandteile von Mineralölprodukten.
Bei den festgestellten Gehalten kann man wohl nicht von einer akuten Gesundheitsgefährdung ausgehen,
aber dennoch hätte dieses Produkt nicht in den Handel gelangen dürfen." Experiment bestätigt Verdacht
Gesundheitsgefährdende oder zumindest unhygienische Rückstände in PET-Mehrwegflaschen - anhand
eines Experimentes weisen die Chemiker
nach, wie es dazu kommen kann. Sie befüllen zwei Kunststoffflaschen mit Limonaden und eine mit
handelsüblichem Motorenöl. Dann werden die präparierten Flaschen einen Tag lang gelagert und
anschliessend in einer speziellen Laborspülmaschine unter ähnlichen Bedingungen gereinigt, wie sie auch
vor der industriellen Getränkeabfüllung üblich sind. Die gründlich gewaschenen PET-Flaschen werden dann
mit Mineralwasser aufgefüllt.
Eine Woche dauert es in der Regel mindestens, bis das Mineralwasser den Weg vom Hersteller zum
Kunden findet - und genauso lang stehen
die Testflaschen im klimatisierten Probenraum des Labors. Dann folgt die Analyse. Ergebnis: Auch in
diesem Wasser lassen sich
Rückstände von Motorenöl nachweisen, und selbst die Limonade hat Spuren hinterlassen. Dazu Dr.
Matthias Kleinschnitz: "Im Gegensatz
zu Glasflaschen zeigen PET-Flaschen generell das Phänomen des
Aroma- und Stofftransfers, das heisst, trotz intensiver Reinigung
kann man nicht ausschliessen, dass manchmal Aromastoffe oder andere unerwünschte Substanzen auf
nachfolgende Getränke übergehen.
Letztendlich lassen sich PET-Flaschen nicht immer zu 100 Prozent
reinigen." _Computernasen prüfen den Geruch_ Bis zu 25-mal wird eine Mehrwegflasche aus Kunststoff in
der Regel
abgefüllt und an den Handel ausgeliefert, bevor sie ausrangiert wird. Das Problem dabei: Immer wieder
bewahren Verbraucher in ihren
leeren Pfandflaschen andere Flüssigkeiten, wie zum Beispiel Reinigungsmittel, auf, bevor sie sie wieder
zurückgeben. Die Getränkehersteller setzen deshalb auf spezielle Computernasen, die fremde Gerüche
erkennen und die entsprechenden Flaschen aus dem Mehrwegkreislauf aussortieren. Willi Lahrmann,
Vorstandsmitglied bei der Genossenschaft Deutscher Brunnen in Bonn: "Die
Industrieunternehmen, die diese Produkte abfüllen, sind sich ihrer Verantwortung hinsichtlich Qualität sehr
bewusst und lassen sich auch extern zertifizieren, sodass Ausreisser - wie hier einer
vorliegt - nach menschlichem Ermessen 100-prozentig ausgeschlossen
werden können." _PET-Flaschen nicht zweckentfremden!_
Ganz so sicher scheint die Technik dennoch nicht zu sein. Zumindest ist das verunreinigte Wasser von
Familie R. offenbar kein Einzelfall. Beispielsweise im Bayerischen Institut für Gesundheit und
Lebensmittelsicherheit in Erlangen landen regelmässig PET-Mehrwegflaschen zur chemischen Analyse,
weil sich besorgte
Kunden über Geruchs- und Geschmacksabweichungen beschweren. Häufig
lassen sich dann auch tatsächlich Spuren lebensmittelfremder Stoffe in den Getränken nachweisen.
Dazu Dr. Kurt Werkmeister: "Was uns viele Verbraucher dann
reinbringen zur Untersuchung, sind Flaschen, die zweckentfremdet worden sind - und zwar durch Lacke,
Lösungsmittel, Putzmittel und
dergleichen mehr. Wenn man so ein Mineralwasser dann trinken möchte, das ist so was von Ekel
erregend." Familie R. kann das nur bestätigen. Ihr Erlebnis hat Folgen.
Matthias R.: "Ich habe all die letzten Jahre versucht, bewusst
umweltfreundlich einzukaufen, und bewusst auf Pfandflaschen gesetzt, aber nach dem ganzen Zinnober mit
dem Mineralwasser ist für mich die Konsequenz: Ich kaufe Wegwerfflaschen."
_Mehrweg - der Umwelt zuliebe_
Glaspfandflaschen sind aus Umweltschutzsicht sicher die bessere Alternative. Zwar bescheinigen Experten
etwa des Naturschutzbundes Deutschland e.V. (NABU) den PET-Mehrwegflaschen gegenüber den
Glasmehrwegflaschen deutliche Umweltvorteile - gegenüber den
Einwegflaschen liegt das Mehrwegsystem aber auf jeden Fall vorn.
Zitat des NABU: "Mehrwegsysteme sind grundsätzlich
umweltfreundlicher als Einwegsysteme, da die vielfachen Umläufe der Mehrwegsysteme ein Beitrag zur
Schonung begrenzter Ressourcen sind.
Je grösser aber die Transportentfernung ist, desto geringer wird der ökologische Vorteil von
Mehrwegverpackungen. Die kritische Grenze liegt hier bei etwa 750 Kilometern." Rat der Experten:
Getränke bevorzugen, die in der Region abgefüllt wurden.
Fazit: Keine Fremdflüssigkeiten in PET-Mehrwegflaschen füllen, die
später wieder in den Lebensmittelkreislauf gelangen! _Weitere Informationen_
* http://www.bfr.bund.de/cd/10007
Ausgewählte Fragen und Antworten zu PET-Flaschen auf der Seite des
Bundesinstituts für Risikobewertung
* http://idw-online.de/pages/de/news144181
Artikel: "Mineralwasser aus PET-Flaschen ist mit Antimon
verunreinigt". (Professor William Shotyk und seine Mitarbeiter am Institut für Umwelt-Geochemie der
Universität Heidelberg
bestimmten Antimon, ein potenziell giftiges Schwermetall, im Wasser von 15 kanadischen Handelsmarken
und 48 Marken aus ganz Europa.)
* http://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/warencodes/wasser.htm
Infos über Trink-, Mineral-, Tafel-, Quell- und Brauchwasser auf
der Seite des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
* http://www.nabu.de/m07/m07_02/04723.html
Auf der Seite des Naturschutzbundes Deutschland e.V. (NABU) findet man den "NABU-Mehrweg-Guide -
Die wichtigsten Fragen und Antworten
zum Mehrweg und Pfand".
* http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/2002/pd11002.htm
Pressetext auf der Seite des Umweltbundesamtes: "Grünes Licht für
Mehrweg - Erweiterte Ökobilanz für Getränkeverpackungen
bestätigt bisherige Ergebnisse"
* http://www.duh.de/1168.html
Artikel auf der Seite der Deutschen Umwelthilfe: "Die Vorteile des
Traditionswerkstoffs Glas als Lebensmittel-Verpackung"
_Links_
*
http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeiträge/2007/0327/006_müll.js
p Ich war mal eine PET-Flasche
(Quarks & Co vom 27. März 2007)
* http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20040405/b_2.phtml
Bier in PET-Flaschen
(Servicezeit: Kostprobe vom 5. April 2004)