Die meisten Regionen in Übersee sind bis heute eher für ihre Rotweine bekannt. So ist es nämlich, wenn
Sie beispielsweise an Australien, Chile und Argentinien denken. Die ersten wirklich berühmten Weissweine
waren die Chardonnays aus Kalifornien. Die dortigen Winzer schauten schon früh über die Grenzen hinaus
und überlegten, was nötig ist für eine gute Qualität der Weissweine.
Im Gegensatz zu den roten Rebsorten lieben die weissen Rebsorten eher ein kühleres Klima. Dieses sorgt
für eine langsamere Reifung der Trauben, und das ist wiederum für eine intensivere Aromabildung
zuständig. Je kühler es ist, desto weniger Zucker können die Trauben bilden und desto säurereicher
werden sie. Der Stil des Weines gerät dann eher leicht und frisch.
Auch bei der Gärung werden kühlere Temperaturen bevorzugt, das heisst Temperatur gesteuerte Gärtanks
sind schon mittlerweile die Regel.
Die typischen Weissweine aus der neuen Welt:
_Kalifonien_ Obwohl schon hier schon über 750 Jahre Reben kultiviert wurden, ging der eigentliche Boom
erst in den 60er Jahren los. Robert Mondavi in Kalifornien baute eine attraktive Winery im Kolonialstil
- mit Probierraum. Der in diesem Jahr verstorbene Robert Mondavi
galt als Ikone in der Weinwelt. Er orientierte sich auch schon früh an den französischen Weinen, und
feierte in den 80er Jahren schon grosse Erfolge mit seinem "Fumé" - ein Sauvignon Blanc mit leicht
rauchigem Aroma. (dem Pouilly-Fumé der Loire nachempfunden). Die
Chardonnays konnten ebenfalls schon früh mit den Weissweinen des Burgunds konkurrieren. Die anderen
Kalifornier machten Furore mit ihren kraftvollen, intensiv goldfarbenen Chardonnays. Von weitem waren sie
schon an ihrer intensiven Farbe im Glas zu erkennen, und im Aroma waren sie sehr vollmundig, buttrig,
üppig - und sehr stark
vom Barrique geprägt. Das waren sicherlich sehr eingängige Weine, jedoch konnte man sich an ihnen sehr
schnell satt trinken. Heute zeigen die kalifornischen Chardonnays mehr Finesse, haben meist ein
kräftigeres Säuregerüst, und sie wirken nicht mehr so sättigend.
Wie auch in den anderen Übersee Weinregionen bauen die Winzer die weissen Rebsorten jetzt eher in
kühleren und höher gelegenen Regionen an.
_Australien_ Auch hier werden kühlere und hochgelegenere Regionen vor allem für die weissen Rebsorten
gesucht. Das Klima zwischen dem 30. und 40.
südlichen Breitengrad, wo der australische Weinbau stattfindet, zeichnet sich durch relativ milde
Sommertemperaturen von rund 20°C aus. Allerdings ist die Niederschlagsmenge zeitweilig sehr niedrig, so
dass viele Weinbauern gezwungen sind, ihre Weinberge künstlich zu bewässern.
Angebaut werden vorwiegend moderne europäische Rebsorten, wie Chardonnay, Sauvignon Blanc, aber
auch Viognier, Riesling, Colombard und Sémillon. Letzterer ist aus dem Hunter Valley besonders
geschätzt! Für uns faszinierend ist, wie unglaublich, ja fast klinisch sauber die Kellereien sind. Um bei der
Wärme vor bakteriellem Verderb zu schützen, werden die Keller, anders als bei uns, ganz hell und sauber
gehalten.
Beliebt sind die australischen Weine vor allem wegen ihrer günstigen Preise. Klar ist, dass die Reben fast
alle maschinell bearbeitet werden, dass den Weinen oft Weinsäure zugesetzt wird, und dass sie oft mit
Eichenchips oder Eichenaroma versehen sind. Das Weingesetz ist dort sehr grosszügig, und erlaubt ist
fast alles.
Ertragsbeschränkungen gibt es keine. Als oberste Regel gilt:
produziert wird für den Verbraucher - und hauptsächlich nach
dessen Wunsch.
_Neuseeland_ Passt eigentlich so gar nicht ins Schema, denn im Gegensatz zu den anderen
Überseeweinregionen zeichnet sich Neuseeland durch sein kühles Klima aus. So gehören die
neuseeländischen Sauvignon Blancs zu den berühmtesten und besten der Welt. Die Weine gleichen in
ihrer Art eher den europäischen als den Neue Welt-Weinen.
Natürlich ist das kühlere Klima auch ideal für Chardonnay und Riesling, ja sogar der Müller-Thurgau und der
Gewürztraminer sind
hier anzutreffen.
In Neuseeland werden nur hochwertige Weine produziert. Und auch im Land selber sind allenfalls
sporadisch Weine unter 10.- EUR
anzutreffen. Wenn jemand einen günstigen Wein wünscht, kauft er australischen.
_Südafrika_ Was vielleicht viele nicht glauben: Südafrika war in den letzten
Jahren ein Weissweinland! Nachdem die Reblaus Ende des 19.
Jahrhunderts auch noch Südafrika erreichte, gab es keine grosse Auswahl mehr an Rebenstecklingen. So
wurde das "Gros" mit Chenin Blanc und Colombard bepflanzt. Beide Weissweinsorten zählen nicht zu den
edelsten Weinsorten. Während der Apartheid wurden sowieso 95 % aller Weine von der KWV (Kooperative
Wijnbouwers Vereniging) ausgebaut, das heisst der überwiegende Teil wurde als Brandy gebrannt.
Erst 1991 / 1992 fing man an, moderne Rebsorten zu kultivieren, beziehungsweise im Barrique
auszubauen.
Heute legen Winzer ebenfalls mehr Augenmerk auf moderne Rebsorten, wie Chardonnay und Sauvignon
Blanc.
_Chile_ Gehört mit zu den modernsten Weinregionen der Welt. Auch hier lag der Weinbau über viele Jahre
im Dornröschenschlaf. Als 1981 die freie Marktwirtschaft kam, fing man mit dem modernen Weinbau an.
Viele Winzer aus aller Welt haben hier mittlerweile ein "Zweitweingut", da hier ja die Lese im März / April
stattfindet.
Diese Mischung aus Tradition und Moderne ergibt eine unglaubliche Motivation und gute Stimmung.
Das Klima hier ist eher warm, - man kann sagen, es liegt zwischen
Bordeaux und Napa Valley - und es bringt daher eher alkoholreiche
Weine hervor. Für den Anbau der weissen Rebsorten werden kühle Lagen bevorzugt, wie das Casablanca
Valley, welches zum Meer hin gelegen ist oder auf der anderen Seite, wo sie von der kühlen Luft der Anden
profitieren.
Dominierend sind auch hier Chardonnay und Sauvignon Blanc.
Ergänzend gibt es Viognier, Sémillon, Riesling, Gewürztraminer, Chenin Blanc, Moscatel Alejandria, etc.
_Argentinien_ Im Gegensatz zu Chile ist das Klima noch mehr von den Anden geprägt und es wirkt sich
kühler und raür aus. Auch hier dominieren natürlich die Rotweine. Eine Spezialität bei den weissen
Rebsorten ist die Torrontés Riojano. Diese argentinische Sorte bringt frische, blumige Weine mit einem
kräftigen Muskateller-Aroma hervor.
Ursprünglich wurde die Sorte ausschliesslich in der Provinz Salta angebaut. Das Calchaquies-Tal um
Cafayate war dabei die bedeutendste
Anbauregion. Heute ist sie in zahlreichen Provinzen Argentiniens vertreten.
Am zweithäufigsten ist noch der Chenin Blanc anzutreffen. Häufig wird er für Schaumweine oder in
Verschnitten eingesetzt. Da die Weine bisher jedoch nicht an die Qualität vergleichbarer Produkte in
Kalifornien oder der Loire herankommen, ist die Tendenz der Rebfläche fallend.
Auch die Chardonnay-Traube wird häufig bei der Schaumweinproduktion
verwendet. Die stillen Weine sind noch häufig recht neutral, da die idealen Standorte noch nicht überall
gefunden wurden. Die besseren Weine zeigen jedoch, dass in Zukunft auch mit hervorragenden
Chardonnayweinen zu rechnen ist. Die Universität von Davis in Kalifornien entwickelte einen eigens für das
typische Klima geeigneten Klon. Der Klon mit dem Namen 1A oder Mendoza-Klon ist
sehr kleinbeerig.