Abnehmen mit Diätprodukten - Misserfolg vorprogrammiert
Für
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Info
In der Bevölkerung besteht die weitverbreitete Meinung, dass Diätprodukte sich besser zum Abnehmen
eigenen als andere Lebensmittel. Doch schaut man genau auf die Nährwertangaben, so erkennt man, dass
die Diätvarianten mehr Kalorien haben als herkömmliche Produkte.
Herkömmliche Hallorenkugeln haben 420 kcal pro 100 g, die Diätvariante hingegen sogar 476 kcal. Ebenso
verhält es sich bei den Buttercookies desselben Herstellers. Der normale Keks hat 406 kcal pro 100 g, der
Diätkeks 451 kcal. Auch die Diät-Nuss-Nougat-Creme
hat weit mehr Kalorien zu bieten als der gewöhnliche Aufstrich. Und das, obwohl die Diät-Creme ohne
Zucker, nur mit Zuckerersatz,
hergestellt ist. Das gilt für alle anderen Diätprodukte auch und soll sie für Diabetiker geeignet machen. Die
Liste der Produkte könnte man fortführen: Die Diät-Ausgaben von Marzipan-Herzen,
Zwieback oder Eis weisen viel mehr Kalorien aus als herkömmliche Lebensmittel. Wer damit abnehmen
will, wird kaum Erfolg haben. Doch vielleicht sind die Produkte ja wichtig für Diabetiker? "Ganz klar: Nein.
Früher stand in der Betrachtung nur der Blutzucker.
Also wenn ich Zucker vermeide, kann ich den Blutzucker regulieren.
Heute wissen wir wesentlich mehr. Wir finden Typ-II-Diabetes fast
immer mit Adipositas verbunden, das heißt, die Patienten sind übergewichtig und deshalb brauchen wir den
Ansatz, Gewicht zu reduzieren. Und das können wir nicht mit Diabetikerprodukten, die letztendlich sogar
mehr Kalorien beinhalten." Dr. Martin Schönaür, Diabetiker-Praxis
Fazit: Die Spezialprodukte sind also kontraproduktiv. Kurz vor
unserer Sendung teilte uns die Halloren-Schokoladenfabrik mit, dass
sie ihre Diät-Produkte inzwischen aus dem Sortiment genommen hat.
Höherer Fettanteil bei Diät-HallorenkugelnErst Fett macht
Diätprodukte schmackhaft:
Alle mit "Diät" deklarierten Produkte, die wir mit ihren "normalen Geschwistern" verglichen haben, enthalten
mehr Fett: die Diät-
Hallorenkugeln beispielsweise 41 g, herkömmliche dagegen nur 14 g.
Das ist ein Plus von 300 Prozent. Die Erklärung für den hohen Fettanteil liegt im geringen Zuckergehalt der
Diätvariante. Durch den Austausch des Zuckers durch Süßungsmittel kommt es zu einer
Geschmacksbeeinträchtigung. Zum Ausgleich wird stattdessen mehr Sahne zugegeben. Durch mehr Fett
wird der Geschmack verbessert.
Trotz dieser Tatsache dürfen diese Produkte die Aufschrift "Diät" und "Für Diabetiker" tragen. Die
Verbraucher sind empört. Doch das ist ganz offiziell erlaubt.
"Das ist aus heutiger Sicht völlig unverständlich. Die Ursprünge der Diätverordnung gehen auf das Jahr
1963 zurück, es liegen 45 Jahre dazwischen. Man ging damals davon aus, dass der Diabetiker auf
Kohlenhydrate achten muss, und hat alles Weitere gar nicht beachtet.
Mittlerweile weiß man viel mehr. Man weiß, dass viele Diabetiker übergewichtig sind und dass es die
Diabetes lindern kann, wenn man abnimmt und Gewicht reduziert." Uta Viertel, Verbraucherzentrale
Sachsen Ein völlig veraltetes Gesetz lässt es also zu, dass Produkte nicht nur sinnlos, sondern nach
neuen Erkenntnissen für die Zielgruppe sogar schädlich sind. Um die prekäre Situation zu entschärfen,
forderte die Verbraucherzentrale einige Hersteller der umstrittenen Produkte auf, freiwillig auf die
Kennzeichnung als Diätprodukt zu verzichten. Mit wenig Erfolg.
"Die Hersteller waren überhaupt nicht einsichtig. Sie haben gesagt, solange sie die rechtliche Grundlage
haben, werden sie die Produkte weiterhin so ausloben wie bisher. Wir finden das unverantwortlich, weil ein
Hersteller im Interesse seiner Kunden zu handeln hat und sie nicht in die Irre führen sollte, wie es derzeit
passiert." Uta Viertel, Verbraucherzentrale Sachsen Schlecht für die Diät - schlecht fürs Portemonnaie:
Hinter dieser Haltung dürften, wie so oft, wirtschaftliche Interessen stehen. Die Preise der Diätprodukte
zumindest lassen dies vermuten. Kosten die normalen Butterkekse 1,19 Euro, muss der Kunde für die
Diätkekse 60 Cent mehr bezahlen. Weitere Vergleiche zeigen:
Die Diätprodukte sind bis zu zwei- oder dreimal so teuer.
"Wir hoffen sehr, dass mit diesem Gesetz im Rahmen der EU diese Diabetikerprodukte so nicht mehr
beworben werden dürfen. Auch die Bezeichnung 'für Diabetiker geeignet' muss unbedingt wegfallen, weil sie
einfach nicht stimmt." Uta Viertel, Verbraucherzentrale Sachsen Umschau-Test: Diätlebensmittel im
Vergleich: