_Die USA: Von der Kaffee-Wüste zum Coffee-Shop Land_
Amerika war schon seit jeher ein Kaffeeland. Historisch mag das auf die amerikanischen
Unabhängigkeitskriege (1775-1783)
zurückzuführen sein, als sich die Amerikaner von der britischen Krone lösten, und sie damit auch die
britischen Teegewohnheiten demonstrativ ablegten. Also, Kaffee ist zwar das alle einende Nationalgetränk
der USA, aber wer kann sich nicht an Reisen erinnern, als man in einem typischen Drive-In an einem
Highway Kaffee
"refill-coffee" aus einer Glaskanne bekam. Diesen darf man sich
unbegrenzt nachschenken: Klingt erst mal ziemlich reizvoll,
allerdings schmeckt der so zubereitete Filterkaffee eher nach braunem Wasser und bestätigte die
Europäer, dass die Amerikaner in Kaffeefragen reine Barbaren sind.
Da war es kein Wunder, dass sich in Amerika aromatisch zubereiteter Kaffee nach italienischen Vorbild
aus Espressobars mit grossem Erfolg durchsetzte. Zu nennen ist hier natürlich "Starbucks Coffee". Der
damalige Leiter Howard Schulz lernte während einer Italienreise die Espresso Bars zu schätzen und
beschloss, dieses Konzept in Seattle auszuprobieren. Mit Erfolg - die Amerikaner nahmen die neue Art,
Kaffee zu geniessen, begeistert an, mit dem schon bekannten Resultat, dass US-weit die kleinen
Espressotempel wie Pilze aus dem Boden
schossen. Das Positive dabei ist, dass man nun in ganz Amerika vernünftigen Kaffee trinken kann,
allerdings haben manche Firmen die Shops als Ketten aufgezogen, und in diesen sogenannten "Mc-
Coffees"
bleibt die Individualität auf der Strecke, weil Kaffee und Muffins überall gleich schmecken.
_Das Konzept_ Ende der 90er Jahre wagten sich die Amerikaner mit ihrer Coffee-Shop
Idee auch nach Europa. In Deutschland trafen Sie dabei auf eine Kaffeekultur, die sich zwischen
Stehimbiss abspielte oder Plüsch, Sahnetorten und Kaffee aus Kännchen vorgesetzt bekam.
Gerade in den Grossstädten fand dieses neue Konzept Gefallen bei Jugendlichen und auch den "Eiligen",
die nicht die Zeit haben, sich in ein Caf# zu setzen, aber dennoch hochwertigen Kaffee trinken möchten.
Zudem bieten nur die wenigsten Unternehmen ihren Mitarbeitern die Versorgung über Kantinen, so dass
diese zwar beim Schnellrestaurant, beim Bäcker oder Metzger was essen können, den guten Kaffee, der
das ganze abrundet, bekommen sie dort allerdings nicht.
In den Toplagen der Grossstädte, in Shopping- und Flaniermeilen kann
man die Coffee-Shops finden - in einem schicken, modernen Ambiente
kann der Kunde hochwertigen Kaffee von einem quirligen Barista serviert bekommen. Filterkaffee sucht
man hier vergeblich, der schwarze Muntermacher kommt mit Hochdruck aus der Espresso-Maschine.
_Haselnuss-, Erdbeer- oder Kokos-Geschmack: aromatisierter Kaffee_
Der Trend in den Coffee-Shops geht eindeutig in Richtung der
Milchklassiker Latte macciato und Caffè Latte. Was allerdings neu ist ~ die experimentierfreudigen
Amerikaner haben ihrer Phantasie freien Lauf gelassen und alle mögliche Geschmacksvariationen kreiert:
zu
probieren gibt es gängiges wie Haselnuss-, Schoko- Erdbeer- oder
Kokos-Geschmack, aber auch wirklich wilde Sachen wie
Eierlikör-Banane, Ingwer, Orange Karamel oder Hawaii Kona Macadamia
Schoko Kaffee.
_Coffee-to-go. Kulturbruch Pappbecher?_
Es gibt Eilige und ganz Eilige, und letztere gehören auch zu der Spezies, die morgens ohne Frühstück aus
dem Haus gehen, und sich im nächsten Coffee-Shop einen Kaffee zur Mitnahme einpacken lassen. Bei
der Bestellung hört sich das so an: "Einmal Coffee-to-go, und einen
Bagel in einer Running-bag." Das sind dann die braunen Papiertüten,
in die dann der Kaffee mitsamt Bagels oder anderen Snacks hineinkommen.
Viele sehen in diesen Pappbecher mit Deckel, die im Gehen, im Auto oder wie gesagt im Büro getrunken
werden, den Untergang des Abendlandes. Andererseits, wenn sich im Becher hochwertiger Kaffee befindet,
ist der dem abgestandenes Bürokaffee immer noch vorzuziehen.
_Bagels, Muffins & Donuts statt Kaffee und Kuchen_ Für den kleinen Hunger gibt es in den Coffee-Shops
natürlich auch
die Speisen ganz nach US Vorbild, Sahnetorten sucht man hier vergeblich. Die eher geschmacksneutralen
Bagels, also die Kringel mit Loch, werden gerne mit deftigen Speisen angeboten, wer was Süsses will,
kann sich an Schoko Muffins, Donuts mit Haselnüssen oder kleinen Cookies versündigen.