Alles ganz normal! So sagen die Winzer über den 2004er - und das ist
ausnahmsweise vielleicht sogar untertrieben. Eigentlich sah es ja gar nicht so gut aus. Die Bluete im Juni
eher spät und ungleichmässig.
Dann der Sommer, der so doll nicht war...
Aber einmal mehr zeigt sich: es kommt beim Wein oft auf den Herbst
an. Und der war warm, sonnig, eigentlich optimal - ein
Super-September und ein goldener Oktober. Die Trauben waren gesund
und so konnten sie lange hängen bleiben. Das hat zum Ergebnis, dass sie völlig ausreifen konnten.
_Menge_ Vom 2004er gibt es reichlich. Mit rund 11 Mio Hektolitern ist der Jahrgang 25% grösser als 2003
und er liegt auch deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Die Erträge sind aber - mit Ausnahmen -
noch im gesetzlichen und qualitativ vertretbaren Rahmen. Ausserdem sind die Keller nach der eher kleinen
und gut gefragten Vorjahresernte vollständig geleert.
_Qualität_ Die 2004er werden im Grossen und Ganzen deutlich besser sein, als der Sommer den Laien
erwarten lässt. Die lange Vegetationszeit hat vollreife Beeren hervorgebracht. D.h.: viel Aroma und auch
genug
eigener Zucker. Gleichzeitig sind die Säuren zwar reif, aber nicht zu sehr abgesunken.
Zusammengenommen gibt das ausgewogene und anregende Trinkweine. Wenn 2003 vor allem für
Menüweine (Weine zum Essen) steht, dann liefert 2004 zur Ergänzung die Weine zum Nur-so-Trinken, die
Kneip- und Zechweine - im positiven Sinn.
Wie immer, wenn erst der Herbst die Reife bringt, profitieren die spätreifenden Sorten mehr als die frühen.
Das heisst: 2004 ist
wieder ein typisches Rieslingjahr. Zudem sind interessanterweise die Mostgewichte der Burgunder
teilweise noch höher als im Vorjahr.
Zumindest liegen sie deutlich über den Erwartungen. Es wird also auch in diesem Jahr sehr kräftige und
selbständige Rotweine geben.
_Preise_ Die Verbraucher werden wohl kaum etwas von Veränderungen bemerken.
Jedenfalls gibt es keinen Grund für Preiserhöhungen. Im Gegenteil:
vor allem beim Dornfelder dürfte in den nächsten Wochen der Preis nach unten gehen. Die Winzer haben
sehr viel davon angelegt und lassen in diesen Weinbergen auch wachsen was das Zeug hält. Noch
verdienen sie nämlich gut mit dieser Sorte. Der Preisabstand zu Weisswein hat sich aber von 1:4 schon
auf 1:2 halbiert.
_International_ Sowohl in Frankreich als auch in Italien gibt es grosse Ernten (+20% zum Vorjahr). Trotz
guter Qualitäten kann man wohl erwarten, dass Italien billiger wird. Die zuletzt völlig abgehobenen Preise
bröckeln voraussichtlich aber erst im kommenden Jahr. In Spanien gibt es nicht ganz so grossen
Mengendruck, aber auch die Qualität ist eher gemischt.