Die dunkelviolette gurkenförmige "Königin der Nacht" ist gedünstet, gebraten oder gekocht eine wahre
Köstlichkeit - wenn man sie kräftig
salzt und mit Knoblauch zubereitet.
Als die Aubergine bei uns noch Eierfrucht hiess, da kannte man vermutlich nur ihre weisse, einem Hühnerei
gleichende Verwandte, die "Aubergine blanche", wie sie sich jetzt vornehm nennt. Auf unseren Märkten ist
sie inzwischen ebensowenig bekannt wie ihr alter deutscher Name. Dafür trifft man gelegentlich auf ihren
schlankeren gestreiften Bruder "Slim Jim" aus Guadeloupe. Oder auf die kleine rundliche "Violette ronde de
Valence", die in Marokko zu Hause ist.
Etwas häufiger sieht man die "Mostruosa di New York", die allerdings aus Italien stammt. Genauso wie ihre
frühreife Schwester "Violetta di Parma". Weniger klangvoll mit Namen, dafür umso feiner ist die "Lange
Violette", die sich wegen ihres Geschmacks ganz besonderer Beliebtheit erfreut. Ihre makellose Figur (10
bis 30 cm lang und bis 1 kg schwer) und das glänzende dunkelviolette Aussehen tun das ihre, dass sie
immer neue Freunde gewinnt und als das Glanzstück der Familie gilt.
Als die Aubergine vor etwa 700 Jahren aus China und Indien nach Europa kam, war das Misstrauen gross,
getreu dem Spruch "Was der Bauer nicht kennt...". Gehört sie doch zu den Nachtschattengewächsen und
hatte den Ruf, Liebe und Wahnsinn zu erzeugen.
In alten Büchern findet man eine Geschichte, die wir nicht vorenthalten möchten: Gegen Ende des 13.
Jahrhunderts soll der
berühmte Taddeo di Alberotto, Professor der Medizin und Arzt in Bologna, besonders eindringlich vor den
oben schon erwähnten Gefahren gewarnt haben. Einer seiner Schüler jedoch wollte es genaür wissen.
Nach neun Tagen reichlichen Auberginengenusses war er so fidel und ausgelassen wie nie zuvor. Vor
seinem Lehrmeister verlor er schliesslich jeglichen Respekt. Worauf der grosse Doktor endlich den Beweis
für seine Theorie erbracht sah.
Die Praxis ist: Der Genuss von Auberginen hat weder Tollheit noch
Liebe zur Folge. Wer auf die erotisierende Wirkung wartet, sollte sich nicht nur ein Auberginenfeld anlegen,
sondern es auch auf einmal essen. Denn nur in rauhen Mengen kann die "Königin der Nacht" ihre
angebliche Kraft entfalten. Viel vergnüglicher ist es, die Aubergine ihres Geschmacks wegen zu mögen.
Nur unreife Früchte sollte man besser meiden; sie bekommen nicht so gut. Die reifen dagegen erweisen
sich als eine ganz spezielle Delikatesse, die sich auf vielfältige Weise zubereiten lässt.
Als Grundregel gilt: Eine Aubergine ohne Knoblauch ist eine Aubergine
ohne Seele. Womit bereits angedeutet ist, dass es kaum ein Auberginengericht gibt, bei dem Knoblauch
nicht eine tragende Rolle spielt. Doch bevor Sie nach dem Knoblauch greifen, sollten Sie folgendes
beachten: Da Auberginen Bitterstoffe enthalten, muss man
sie - in Scheiben oder Streifen geschnitten - erst einmal kräftig
salzen, so dass mit der austretenden Flüssigkeit auch alles Bittere entweicht. Dieser Vorgang dauert etwa
30 Minuten.
Neben dem Knoblauch liebt die Aubergine vor allem frische Kräuter.
Und viel Olivenöl. Aber vom besten muss es sein. Wie ein kleiner Schwamm nimmt sie es während des
Garens begierig auf und lässt die Kräuter und Gewürze sich voll entfalten. Wobei es kaum eine Rolle spielt,
ob Sie die Auberginen nun schmoren oder grillen oder ob Sie sie als Auflauf oder gefüllt zubereiten wollen.
Der Vielseitigkeit sind keine Grenzen gesetzt.