Blanc de noir - weisse Weine aus roten Trauben (Info)
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_Weiss aus rot?_ Die Kataloge und Weinpreislisten sind voll davon: "Weissherbst - weiss
gekeltert" steht da, "blanc die noir" oder auf deutsch "Weisser aus roten Trauben". Und sie werden vor
allem als Sommerweine empfohlen.
Noch im Vorjahr waren solche Weine ein Geheimtipp - plötzlich sind
sie buchstäblich in aller Munde. Vor allem bei deutschen Winzern.
Aber es gibt sie auch im Ausland. Obwohl bislang selten, sind weisse Weine aus roten Trauben seit
langem bekannt. Das geht deshalb, weil die meisten roten Sorten ihre Farbstoffe nur in der Beerenhaut
haben, das Innere der Beere dagegen ist weiss. Erst wenn die Beerenhäute stark gequetscht werden, wird
der Wein rosafarben, richtig rot wird er nur, wenn die zermatschten ("gemaischten") Trauben komplett
vergären. Dann entsteht Alkohol, der die Farbe so richtig löst und in den Saft übergehen lässt.
_Entstehung_ Roséweine entstehen, wenn der Winzer gerade mal ein wenig Farbe in den Saft übergehen
lässt. Sie sind eine bekannte Weingruppe. Es geht aber noch heller. Das bekannteste Produkt, das zur
Gruppe der "blanc de noir" gehört, ist der Champagner. Er enthält in aller Regel neben dem weissen
Chardonnay auch bedeutende Mengen von den Rotweinsorten pinot noir (Spätburgunder) und pinot meunier
(Müllerrebe, Schwarzriesling). Die roten Trauben werden kaum gemaischt und ganz zügig ausgepresst.
Dadurch bleibt der Champagner hell - nur mit einer kräftigen goldgelben Farbe. Bei normalen
Weinen, sogenannten Stillweinen, war das bislang sehr selten.
_Der Charakter_ Rotweintrauben bringen meist weniger Säure mit als die weissen. Das bedeutet: die
blanc de noir sind sehr bekömmlich. Sie sind schon eine
echte Bereicherung für die Geschmackspalette, weil sie sehr eigene Fruchtaromen mitbringen.
_Der Grund für den Boom_ Eigentlich mag man sich wundern: Rotwein wird in Deutschland viel
besser bezahlt als Weisser. Also warum machen Winzer aus teuren Rotweintrauben weissen Wein? Das
kann man wohl nur verstehen, wenn man diese Weine als ein Nebenprodukte der Rotweinherstellung sieht.
Die deutschen Winzer sind bestrebt, immer bessere Rotweine zu machen.
Und weil eben viele typische Rotwein-Aromen und die Farbe in der
Beerenhaut sitzen, ist es günstig, wenn viel Beerenhaut mit weniger Saft vergärt. Dann werden die Roten
dichter und kräftiger. Also ziehen die Winzer Saft ab - und zwar den ersten, der sozusagen ohne
Druck aus den Trauben läuft. Der ist ganz hell. Und so haben sie ihn auch vergoren. Eigentlich sind die
weissen aus roten Trauben also eine Art Verlegenheitsprodukt. Der Markt hat nicht nach ihnen geschrieen.
Aber sie verkaufen sich dennoch gut, weil sie den Typ des angenehmen, aromatischen Sommerweins gut
treffen.
_Zwischenstufen_ Einen ganz zart-rosa Wein nennt man im französischen "taché" und in
den englisch-sprachigen Ländern "blush". Im Deutschen unterscheidet
man zwar auch zwischen Rosé und Weissherbst, aber auch wenn das nach einem Farbunterschied klingt,
besteht der Unterschied doch nur darin, dass im Weissherbst nur eine Sorte Trauben drin sein darf,
während der Rosé ein Verschnitt mehrerer Sorten sein kann.