Es ist ein Phänomen in jedem deutschen Büro, in jeder Firma, auf jeder Baustelle - rückt die Mittagszeit
näher, wird die übliche
Begrüssungsformel durch ein schlichtes Wort ersetzt: "Mahlzeit!" Mal
mit Nachdruck, mal eher sanft, mal auffordernd, mal in eine vorsichtige Frage gekleidet, erfüllt die
Kurzformel viele Funktionen. Doch wie hat sich die "Mahlzeit" als Gruss durchgesetzt? Und warum nicht
"Mittag" oder "Hunger"? Das fragte sich auch ein Leonardo-Hörer - Leonardo ist der Mahlzeit deshalb auf
den Grund
gegangen.
Der millionenfache Wunsch "Mahlzeit" hat mit der Arbeit zu tun, man hört ihn niemals im heimischen
Esszimmer oder am Hotelbüfett. Und richtig ist auch, dass der Gruss ausschliesslich in der Mittagszeit
ertönt, nicht zum Frühstück und nicht zum Kaffeetrinken oder Abendessen.
"Mahlzeit" - das ist ein deutsches Wort, nicht nur ein Gruss, sondern
identisch mit dem Essen selbst. Ursprünglich war das "Mal" ein Zielpunkt, im "Brandmal" ist es noch
enthalten. Es wurde dann zur festgesetzten Zeit, verwandt mit dem lateinischen metire (messen), und aus
dem feststehenden Zeitpunkt für das Essen wurde dann die Sache selber - eben das Mahl. Vom Zeitpunkt
zur Mahlzeit, und dann
zum Gruss und Wunsch, und heute eben mittags im Betrieb. Vielleicht hat sich der Begriff deshalb in der
Arbeitswelt gehalten und nur hier, weil auch nur hier die Zeit festgelegt, die Mittagspause genormt und der
schmale Zeitkorridor zur Mahlzeit tarifvertraglich geregelt ist.
Das Manuskript zum Beitrag im pdf-Format:
http://www.wdr5.de/sendungen/leonardo/manuskript/ms040603kla_stankow
ski_mahlzeit.pdf http://www.wdr5.de/service/service_kleine_anfrage/322872.phtml