Manche Weinlagen sind legendär. Wegen der Weine, die darauf wachsen, wegen der Geschichten, die
sich um sie ranken oder einfach: weil sie
sind, wie sie sind: der Bremmer Calmont gehört zu den letzteren: ein
300-Meter Berg, der die engste Moselschleife einfasst. Der steilste
Weinberg der Welt - sagt die Tourismus-Werbung. Das wird schwer zu
beweisen sind. Aber: ein unglaublich steiler - und beeindruckender
Weinberg ist er allemal.
Geologisch ist der Calmont 400 Millionen Jahre alt. Im Devon entstanden - da hat sich der Berg
angehoben, aus dem ehemaligen
Meeresgrund mit seinen sandigen und tonigen Schlammmassen, ist Fels geworden. Aus dem Schlamm
wurde Schiefer, aus Sand Grauwacken oder Quarzit.
Der Hang ist nach Süden ausgerichtet und fängt - halbrund wie ein
Parabolspiegel - die Sonne ein. Er hat eine Neigung von über 60
Grad. Die Angaben darüber schwanken ziemlich stark. Das hat natürlich auch damit zu tun, welchen
Abschnitt man jeweils betrachtet. Auf kürzere Strecken kann die Steigung schon mal steiler sein.
Ausgrabungen aber zeigen, dass auch schon die Römer hier Reben pflanzten. Im 6. Jahrhundert finden
sich auch erste schriftliche Nachweise. Ein Bischof von Poitiers hat bei der Beschreibung seiner
Moselreise die vielen Weinstöcke zwischen den Felsen an diesem Steilhang erwähnt.
Für den eigenartigen Namen gibt es mindestens drei Erklärungen:
"calidus mons" heisst im Lateinischen "heisser Berg", "calvus mons" steht für "kahler Berg". Durchaus
möglich, dass sich aber auch die keltische "kal" für "hart" im Namen findet.
Heute werden dort noch etwa 11 Ha bewirtschaftet. Die Arbeit teilen sich ca. 60-70 Winzer. Es waren
einmal über 20 Ha, aber der Hang ist
so schwierig zu bewirtschaften, dass sich das nicht für jeden Winzer lohnt. Bis zu 1800 Stunden
Handarbeit sind nötig, um einen Hektar zu bearbeiten. Hilfe durch Technik entfällt hier fast völlig. Erst in
allerjüngster Zeit sind sogenannte Monorack-Bahnen installiert
worden, Ein-Schienen-Systeme, mit denen die Arbeit in Teilstücken
erleichtert wird.
Extreme Lagen können zwar extreme Qualität bringen, aber sie bergen auch Risiken: zum einen sind die
Bewirtschaftungskosten so hoch, dass
die Weine teuer verkauft werden müssen. Das kann nicht jeder Winzer am Markt durchsetzen. Ausserdem
sind gerade die Schiefer-Steilhänge
in trockenen Jahren gefährdet. 2003 z.B. haben sie wegen Wassermangels nicht die besten Qualitäten
gebracht.
Um den Weinbau überhaupt zu ermöglichen, haben Winzer im Lauf der Jahrhunderte an die 20 Kilometer
Trockenmaürn aufgeschichtet. Damit ist der Berg terrassiert.
_Weine_ Der Calmont ist eine Einzellage, die sich die Gemeinden Bremm und Ediger-Eller teilen. Es wird
fast nur Riesling angebaut. Die Erträge
sind recht gering und die Weine zeichnen sich durch Frucht, Mineralität und Säure aus.
_Klettersteig_ Früher war es fast unmöglich, von Bremm nach Eller quer über den Hang zu gehen. Aber
seit einiger Zeit ist ein Klettersteig ausgebaut worden. Mit Leitern, Handläufen, Stufen und Sicherungen ist
das jetzt - bei normaler Fitness und mit festem Schuhwerk durchaus
möglich. Der Pfad führt über die Felsgrate und durch die "Kaule", also die Einschnitte aus weicherem
Material. Nur selten quert er Weinberge.
Wer hier wandert, der hat auch die Chance, die typische Flora und Fauna des Calmont kennen zu lernen.
Vom Apollofalter über die Weinbergsrose bis zur Zippammer.