Die Rebe ist eine ziemlich empfindliche Pflanze. Sie ist hochgezüchtet und vor allem: Mitte des 19.
Jahrhunderts ist sie mit
eine grossen Zahl von Krankheitserregern konfrontiert worden, gegen die sie keinerlei eigene
Abwehrmechanismen hat. So wie die überall Eingeborene auf dieser Welt durch Krankheiten dezimiert
wurden, die die europäischen Eroberer mitbrachten, so sind die europäischen Kulturreben durch
eingeschleppte amerikanische Pilze und Parasiten fast vernichtet worden. Die amerikanischen Wildreben
dagegen waren durch Jahrtausendelange Abhärtung resistent geworden. Seitdem kämpfen Winzer mit
grossem Aufwand darum, gute Weinqualität aus gesunden Trauben zu erreichen. Sie tun das in aller Regel
mit Chemikalien, Spritzmitteln. Dafür geben die europäischen Winzer (EU) rund 650 Mio. EUR im Jahr aus.
_Weinbau mit weniger Chemie_ In jüngerer Zeit ist das wieder ein wichtiges Züchtungsziel geworden. Hier
kommen die Wünsche der Winzer und die ihrer Kunden zusammen. Ihren Anfang nahm diese Züchtung vor
über 100 Jahren.
Die Idee: man müsste die Qualität der europäischen Edelreben doch
irgendwie mit der Pilzresistenz der amerikanischen Wildlinge zusammenbringen können. Dazu kreuzte
man Reben der beiden Arten miteinander. Das Ergebnis waren sogenannte Hybriden. Sie waren äusserst
umstritten. Vor allem deshalb, weil die amerikanischen Reben einen fremden Geschmack in den Wein
brachten. Erst Generationen später gibt es heute befriedigende Erfolge. Das prominenteste Beispiel:
_Die Sorte Regent_ Sie wurde vor 40 Jahren an der Bundesforschungsanstalt für Pflanzenzüchtung im
Weinbau/Geilweiler Hof in Siebeldingen gekreuzt aus roten und weissen Sorten, wird seit rund 20 Jahren
angebaut und hat seit 1996 die Zulassung als Qualitätsweinsorte. Die natürliche Abwehr gegen
Pilzkrankheiten ist nicht völlig sicher. Deshalb spritzen konventionelle Winzer die Reben trotzdem - wenn
auch
deutlich weniger als andere Sorten. Die Regentreben haben aber auch den Vorteil frosthart zu sein und früh
zu reifen.
_Die Weine_ Sind tieffarbig, ziemlich körperreich, säurearm und gerbstoffbetont. Sie wirken schlicht
"südländisch". Das liegt daran, dass die Erträge nicht sehr hoch sind und die Trauben sehr hohe
Zuckerwerte kriegen. Die Weine sind relativ schnell zugänglich und trinkbar. Sie haben oft eine sehr eigene
Note (ich nenne das gerne "Lack-Ton" - so ähnlich wie der südafrikanische Pinotage).
Die Weine eignen sich auch gut für den Ausbau im neuen Barrique.
_Der Erfolg_ Der Weinstil, der den Verbrauchern offenbar gut gefällt und die Anbau-Vorteile für die Winzer
zusammen haben die Sorte schnell zum
"Renner" gemacht. Zeitweise führte sie die Hitlisten der Neuanpflanzungen und ist heute mit 2200 Ha (gut
2% der Anbaufläche) in Deutschland spürbar im Anbau. Hauptanbaugebiete sind Rheinhessen und die
Pfalz. Der Erfolg der Sorte hängt letztendlich aber auch mit dem Namen zusammen. Vergleichbare
Züchtungen mit weniger gelungenen Bezeichnungen haben es nicht geschafft sich durchzusetzen. Der
Name ("Herrscher") leitet sich von einem berühmten indischen Diamanten ab, der die Krone König Ludwig
XV.
von Frankreich zierte.