Wenn die Familientradition es will, wird aus einem Konditor ein Imker. Was der Ururgrossvater 1847 in der
Kölner Sternengasse begann, setzt der gelernte Konditormeister Heinz-Josef Müngersdorff
(69) in der fünften Generation An St. Agatha fort - den Handel mit
Honig und Nebenprodukten. Inzwischen ist mit seinen beiden Söhnen die sechste Generation ins Geschäft
eingezogen.
Der Privatbetrieb Honig Müngersdorff trotzt der Konkurrenz der Supermärkte problemlos. Der kleine Laden
neben dem Kaufhof mitten in der Stadt könnte gut eine Modernisierung vertragen, "doch das würden mir die
Kunden übel nehmen", befürchtet Müngersdorff. "Die sagen immer, bei Ihnen ist es klein und gemütlich,
lassen Sie das so." Also hat sich seit dem Einzug in die Räume 1953 kaum etwas verändert. Rechts die
Regale mit hunderten Gläsern, links, was sich aus der Wabe sonst noch herstellen lässt. Und über allem
schwebt dieser typische harzig-süsse Honigduft.
Die Gemütlichkeit hat ihren Preis, der Betrieb platzt aus allen Nähten. Hier wird jeder Quadratzentimeter
genutzt. Müngersdorff ist Abfüllstelle des Deutschen Imkerbundes. Tonnenweise wird Honig aus ganz
Deutschland und dem Ausland angeliefert, in Gläser gefüllt, etikettiert und ausgeliefert. Etwa 4000 Kilo
produziert das Unternehmen, das elf Mitarbeiter und eine Niederlassung in Leidersdorf in der Oberpfalz hat,
noch selbst. In Bayern stehen auch die meisten firmeneigenen Bienenstöcke.
35 Honigsorten sind im Angebot, neben den deutschen Trachtgebieten zahlreiche Sorten aus Übersee. Auf
die ausländische Ware lässt Müngersdorff nichts kommen, sie unterliege beim Import den gleichen
Kontrollen wie deutsche. Die Qualitätsrichtlinien des Deutschen Imkerbundes aber seien strenger als das
Lebensmittelrecht und nur deutscher Honig, der diesen Anforderungen entspreche, dürfe sich "Echter
Deutscher Honig" nennen.
Die Lieblingssorte des Chefs ist der Schwarzwald-Tannenhonig, in
diesem Jahr wegen der geringen Ernte (schuld war das Wetter) eine teure Rarität. Kaum zu überblicken ist
das Nebensortiment -
Propolis, Duschgel, Kerzenwachs, Honigwein und Geräte für die Zucht. Auch privat dreht sich in der
Familie alles um die fleissigen Insekten. Der Chef: "Bei uns sieht es aus, wie in einem
Bienen-Museum."
[Foto] Er führt das Geschäft in der fünften Generation: Heinz-Josef
Müngersdorff (69), hier mit Verkäuferin Giovanna Burgio. Für ihn ist der Honig Erwerbsquelle und
Lebenselixier.
Honig Müngersdorff An St. Agatha 37 Innenstadt 50667 Köln U: Neumarkt, Heumarkt