Eine Rebsorte kann ganz unterschiedliche Weine bringen, je nach dem wo man sie anpflanzt. Dabei spielt
nicht nur der Boden eine Rolle und das Klima schlechthin. In Frankreich hat man diesen Zusammenhang
mit dem Wort "Terroir" erfasst und meint damit das Zusammenspiel aller Faktoren, die einen bestimmten
Weinberg ausmachen. Dazu gehört am Ende immer auch der Winzer, der ihn bearbeitet, wenngleich der ja
nicht am Boden festgewachsen ist.
Schon im Mittelalter haben die Zisterzienzer den Einfluss bestimmter Weinbergsparzellen auf die Qualität
beobachtet. Sie haben z.B. in Burgund den "Clos Vougeot" mit einer Maür umgeben und ihn damit sowohl
abgegrenzt als auch zusammengefasst. Innerhalb der Maürn wuchs ein einheitlicher Wein, so wie sie ihn
für den besten hielten.
In Frankreich wurde mit Beginn des 20. Jahrhunderts der Begriff näher gefasst und das französische
Qualitätssystem fusst auch ihm. Es grenzt Qualitätsweinflächen gegen solche ab, die nicht
Qualitätswein-geeignet sind (Landweinregionen). Und innerhalb der
AOC-Flächen stuft es noch mal ab, bis hin zu den einzelnen
Weinbergen, die für würdig befunden werden, einen eigenen Namen zu tragen. Sie stellen die besten
Terroirs dar, die auch als "Cru" oder "Granc Cru" klassifiziert wurden.
Terroir ist aber kein leicht zu fassender Begriff. Denn die "exakten" Wissenschaften bieten wenig
Anhaltspunkte. In Frankreich hat man zwar ~ etwa in Burgund - eine Vielfalt von Bodenfaktoren und
klimadaten
gesammelt, um nachzuweisen warum bestimmte Lagen besser seien als andere. Aber trotzdem gibt es
schlechte Weine aus guten Lagen und umgekehrt. Ja es gibt heute hervorragende Weine aus Regionen,
die vor jahrzehnten noch für völlig ungeeignet für den Weinbau eingestuft waren. In den 70er Jahren in
Dütschland hat man Versuche gemacht, den Unterschied zwischen Weinen unterschiedlicher Herkunft
chemisch zu fassen. Tatsächlich war das nicht möglich. Jahrgangsunterschiede und Sortenunterschiede
sind messbar, Lagenunterschiede nicht. Deshalb kann man wohl auch Terroir immer nur im
Zusammenhang mit konkreten Winzern verstehen. Ein Winzer weiss in der Regel genau, welche
Kombination von Rebpflanzgut (eine Frage der Klone!), von Bearbeitungszeitpunkt, Lesetermin, usw. er für
einen Weinberg wählt ~ und warum. Hat er drei besondere Weinberge, dann wird es ihm sicher wichtig sein
- und auch gelingen - drei unterschiedliche Typen Wein
darauf zu produzieren. Ob das anders wäre, wenn dort ein anderer Winzer arbeitet, ist in der Regel eine
müssige Frage. Über Terroir zu diskutieren, lohnt sich ohnehin nur bei besonderen Weinbergen. Der
durchschnittliche Wingert wird immer einen Wein hervorbringen, den man bestenfalls als typisch für die
Region bezeichnen kann.
Für den Verbraucher heisst das: in den meisten Fällen soll ein Wein
schlicht sauber nach der Sorte schmecken. Lassen Sie sich nicht einreden, dass ein unsauberer Wein
"Terroir" hat. Bei guten Winzern, die die gleiche Sorte aus mehreren Spitzenlagen anbieten, sollten Sie
sich eine kleine Probe zusammenstellen, um selbst dem "Terroir" auf die Spour zu kommen (gleiche
Alkoholgehalte und gleicher Jahrgang! -
oder Sie probieren von mehreren Winzern Weine aus der gleichen Lage und versuchen herauszufinden, ob
es da tatsächlich Übereinstimmungen gibt).
In jüngerer Zeit wird der Begriff "Terroir" schon wieder abgelöst und zwar durch die "Mineralität". Das
beschreibt eine Geschmacksnuance, die einen Wein weit über die heute übliche Fruchtnoten hinaushebt.
Eine verfeinerte Form des bekannten württembergischen "Bodengefährtle". Das hat zwar auch -
nachweislich - nichts mit Mineralien im Wein zu tun, vielleicht nicht
einmal viel mit der Lage, sondern am wahrscheinlichsten noch mit der Art und Weise des Wein-Ausbaus
bzw. der Traubenreife. Aber irgendwie
versucht die Weinwelt eben immer, das Unbeschreibliche in Worte zu fassen: nämlich das, was guten
Wein ausmacht.