Kuriose Ernährungstipps und was dahinter steckt (Info)
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_Currywurst gegen Alzheimer, Kaffee gegen Brustkrebs_ Zum Thema Ernährung und Gesundheit findet
man immer wieder die kuriosesten Meldungen. Schokolade soll gegen Husten helfen heisst es da oder:
Wein sei gut bei Zahnfleischentzündungen. Wie kann ein Laie
erkennen, ob ein Ernährungstipp eher unsinnig ist oder auf gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen
beruht? Zum Beispiel, in dem er versucht herauszufinden, was für eine Art von Studie oder
wissenschaftlicher Untersuchung der entsprechenden Meldung zu Grunde liegt.
_Studie ist nicht gleich Studie - welcher Begriff steht wofür?_
~ Laborversuch:
Im Labor findet Grundlagenforschung statt. Ein Wirkstoff aus einem Lebensmittel wird gezielt in Kontakt
gebracht mit menschlichen oder tierischen Zellkulturen. Die Forscher beobachten dann, wie die Zellen auf
den Wirkstoff reagieren. Die Ergebnisse können nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen werden.
Zum einen nimmt man ja keine isolierten Wirkstoffe zu sich, sondern Nahrungsmittel, die noch viele andere
Substanzen enthalten. Und zum anderen muss die Nahrung und damit auch der entsprechende Wirkstoff
erst noch verdaut werden, so dass gar nicht klar ist, wann und in welchem Zustand er in die Zellen gelangt.
~ Epidemiologische Studien:
Solche Studien untersuchen keine Zellen oder Tiere, sondern Bevölkerungsgruppen. Grundsätzlich gilt: Je
mehr Menschen
teilnehmen und je länger solche Studien laufen, desto aussagekräftiger sind sie.
~ Fall-Kontrollstudien:
Menschen mit einer bestimmten Krankheit werden im nachhinein (retrospektiv) nach ihren
Ernährungsgewohnheiten in der Vergangenheit befragt. Zum Vergleich befragen die Forscher eine etwa
gleich grosse Gruppe von gesunden Menschen. Anhand auffälliger Unterschiede bei der Ernährung der
beiden Gruppen versucht man nun herauszufinden, welche Nahrungsmittel möglicherweise vor bestimmten
Krankheiten schützen bzw. welche Nahrungsmittel negative Effekte haben.
Das Problem bei solchen Studien: Es ist sehr schwierig, eine in allen
Merkmalen (Alter, Geschlecht etc.) vergleichbare Gruppe zu finden für eine bereits bestehende Gruppe von
Kranken. Zweitens gibt es bei solchen retrospektiven Studien immer einen grossen Unsicherheitsfaktor,
nämlich das menschliche Gedächtnis. Viele Menschen können sich im nachhinein gar nicht mehr im Detail
an ihre Ernährung erinnern oder nehmen sie verzerrt war, weil sie nach einer Ursache für ihre Erkrankung
suchen.
~ Kohortenstudie:
Eine bestimmte Gruppe von Menschen - z.B. alle Bewohner einer
bestimmten Region oder eine bestimmte Berufsgruppe - wird über einen
langen Zeitraum beobachtet. Wenn dann bestimmte Krankheiten auftreten, suchen die Forscher nach
Übereinstimmungen zwischen den Betroffenen. Solche Studien sind schon recht zuverlässig, bergen aber
die Gefahr, dass sich verfälschende Faktoren einschleichen. So hat man in der "Nurses Health Study"
festgestellt, dass Frauen, die Hormone schlucken, seltener einen Herzinfarkt bekommen. Die Forscher
haben dabei aber übersehen, dass diese Frauen auch insgesamt gesünder lebten und deshalb besser vorm
Herzinfarkt geschützt waren.
~ Randomisierte, kontrollierte Studie:
Solche Studien liefern die zuverlässigsten Ergebnisse. Eine grosse Zahl von Menschen wird nach dem
Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe bekommt einen bestimmten Wirkstoff, die
andere Gruppe bekommt ein Placebo. Damit die Probanden objektiv bleiben und sich zum Beispiel nicht
schon allein deshalb besser fühlen, weil sie regelmässig Vitamine schlucken, sollten sie nicht wissen, was
sie zu sich nehmen. Noch besser ist es, wenn auch der Forscher nicht weiss, welche Gruppe tatsächlich
einen Wirkstoff geschluckt hat und welche nicht - eine solche Studie nennt man
"doppelblind".