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Atta-Käse aus der Tropfsteinhöhle (Info)



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Zutaten

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  • MMMMM------------------------QUELLE-------------------------------
  • - Servicezeit: Essen und
  • - Trinken - Kostprobe,
  • - WDR 25.04.2008
  • - Erfasst von Christina Phil
  • Die Franzosen tun es, die Italiener und auch die Schweizer - sie lassen Käse in Höhlen reifen. Aber auch hierzulande gibt es einen Käse, der zwischen dicken Gesteinswänden monatelang lagert - in der grössten Tropfsteinhöhle Deutschlands, der Attendorner Tropfsteinhöhle im Sauerland. Das Höhlenklima macht dann aus einfachem Käse eine einzigartige regionale Spezialität.

    _Das Geheimnis der Höhlen_ Vor rund 100 Jahren wurde sie bei einer Sprengung entdeckt: die Atta-Höhle. Über 6 Kilometer erstreckt sie sich in den Kalksteinbergen von Attendorn im Sauerland. Viele Hunderttausend Besucher bestaunen jedes Jahr die Stalaktiten und Stalagmiten in dem unterirdischen Labyrinth. Doch erst vor Kurzem wurde bemerkt, dass die Atmosphäre der Höhle auf Käse eine besondere Wirkung hat. Die gleich bleibenden Lagerbedingungen spielen eine grosse Rolle: Konstante Temperatur und immer dieselbe Luftfeuchtigkeit, Dunkelheit und Ruhe wirken sich auf die Reifung des Käses aus - er entwickelt ein spezielles Aroma, das hat eine kleine Käserei aus Much herausgefunden. Einmal in der Woche lässt Käsemacherin Juliane Schmitz ihre Käselaibe in die Atta-Höhle liefern. Drei Monate lagern sie unter Tropfsteinen - und werden zum "Atta-Käse".

    _Suche nach der richtigen Höhle_ Eine geeignete Höhle zu finden, war für Juliane Schmitz anfangs gar nicht so einfach. Zunächst fragte sie in der Tropfsteinhöhle Wiehl an. Da sich in der Wiehler Höhle ein Standesamt befindet, sagten die Betreiber wegen der möglichen Geruchsbelästigung ab. Dann wendete sie sich nach Attendorn. Höhlenbesitzer Wolfgang Böhmer war sofort einverstanden. Er hat dafür gesorgt, dass seine Besucher nicht von dem Käsegeruch belästigt werden: Die Luft aus dem Reiferaum wird abgesaugt, und ein Wasserschleier vor dem Eingang sorgt dafür, dass der Käseduft nicht in andere Räume entweichen kann.

    _Spezielle Bakterienkombination_ In der Atta-Höhle herrschen konstant 9 Grad Celsius. Das ist eigentlich zu kühl für die Käsereifung, sagt Juliane Schmitz. So entwickelte sie eine spezielle Bakterienkombination, die dem Atta-Käse zugesetzt wird. Diese Mikroorganismen sind auch bei relativ geringen Temperaturen aktiv und sorgen für die Entwicklung des unvergleichlichen Aromas. Vier Wochen reift der Käse in der Käserei in Much vor, dann wird er nach Attendorn transportiert. Am Anfang wurde er mit der Sackkarre den 80 Meter langen Gang in die Höhle gefahren. Mittlerweile hat sich Höhlenbesitzer Wolfgang Böhmer dafür einen gasbetriebenen Wagen angeschafft.

    _Salzlake gegen Schimmel, Netze gegen Fledermäuse_ Einmal pro Woche wird der Käse mit Salzlake abgewaschen. Das beugt der Schimmelbildung vor. Eigentlich, so sagt Juliane Schmitz, wäre es das Beste für den Käse, ihn drei Monate lang in Ruhe zu lassen und ganz am Schluss den Schimmel abzuwaschen. Aber das entspricht nicht den staatlichen Hygienebestimmungen. Das Veterinäramt legte fest, dass der Schimmel einmal pro Woche abgewaschen werden muss. Ausserdem musste Juliane Schmitz Netze über den Regalen aufhängen, die den Käse vor Fledermäusen schützen sollen.

    _Käse aus hofeigener Milch_ Für den Atta-Käse von Juliane und Rainer Schmitz wird nur hofeigene Milch verwendet. Die 90 Kühe und 400 Ziegen fressen fast ausschliesslich Futter aus eigenem Anbau. "Regionaler und klimafreundlicher geht es nicht", sagt Juliane Schmitz. Noch warm wird die Rohmilch in den Käsekessel gepumpt. Dann kommen Milchsäurebakterien und Lab, ein Enzym aus dem Kälbermagen, dazu. Die Milch gerinnt und kann wenig später geschnitten und in Käseformen gefüllt werden.

    _Keine Käsetradition im Rheinland_ Als Juliane und Rainer Schmitz Mitte der 90er-Jahre begannen, die hofeigene Milch zu Käse zu verarbeiten, machten sie das in einer umgebauten Garage. Einen Kredit zu bekommen, war nicht einfach. Man kann in Much keinen Käse machen und verkaufen, sagte die erste Bank. Die zweite konnte sich nicht vorstellen, dass man Ziegen melken kann. Erst die dritte Bank gab das nötige Startkapital. Dass es am Anfang so schwierig war, liege auch an der fehlenden Käsetradition im Rheinland, meint Juliane Schmitz. "Käsemachen ist sehr viel Arbeit. Das hat man ja nur gemacht, um die Milch haltbar zu machen für den Winter. Das aber brauchte man im Rheinland nicht. Hier waren immer viele Menschen, eine dichte Population, man konnte die Milch frisch verkaufen und anschliessend Bier trinken gehen, was dem Rheinländer ja sehr entgegenkommt." _Probleme mit der Vermarktung_ Auch das Verkaufen des Käses ist nicht einfach. Mit Hofläden zum Beispiel hat Juliane Schmitz schlechte Erfahrungen gemacht: "Die Hofläden kaufen lieber ihren Käse bei grossen Käsereien ein, die ihren Käse wiederum schon zum Teil in Holland kaufen. Die tun dann so, als ob das selbst gemachter Käse wäre, das finde ich ziemlich bedauerlich." Auch ins Sortiment der grossen Supermärkte aufgenommen zu werden, ist sehr schwierig. Viele sind zentral organisiert und an Hauptlieferanten gebunden. Einzige Chance: Man muss die Marktleiter von dem regionalen Produkt überzeugen. Mittlerweile haben sich Juliane und Rainer Schmitz mit ihrem Käse einen guten Namen gemacht. Die Kollektion aus "Jule’s Käsekiste" kann man in verschiedenen deutschen Supermärkten kaufen - besonders beliebt ist der Atta-Käse.

    _Streit um den Namen_ Obwohl der Atta-Käse der einzige deutsche Höhlenkäse ist, darf er nicht "Atta-Höhlenkäse" genannt werden. Arla, die grösste Molkerei Europas, hat sich per Gericht dagegen gewehrt. Sie hat sich den Begriff "Höhlenkäse" schützen lassen. Juliane Schmitz: "Wir hatten gehofft, dass "Atta-Höhle" als eigenständiger Begriff gelten würde, aber das haben die nicht akzeptiert." Besonders ärgerlich dabei: Der Höhlenkäse der Firma Arla reift in Stollen, also in von Menschen gemachten Hohlräumen, und nicht wie der Atta-Käse in einer richtigen, natürlichen Höhle. Aber eine Auseinandersetzung vor Gericht wäre für die kleine Bauernhofkäserei zu teuer geworden. Also nannte Juliane Schmitz ihre Spezialität eben "Atta-Käse".

    _Das Geheimnis der Atta-Höhle_

    Um Kosten und Mühe zu sparen, hat Juliane Schmitz versucht, die Lagerbedingungen der Höhle im heimischen Reiferaum nachzumachen. Sie hängte feuchte Bettlaken auf, um eine hohe Luftfeuchtigkeit zu bekommen, stellte die gleiche Temperatur ein wie in der Höhle. "Aber", so stellte sie fest, "das gibt kein Aroma, also nicht das, was sie hier in der Höhle haben. Letztendlich kann ich es gar nicht erklären, was es genau ist - das ist das Geheimnis der Atta-Höhle."

    Autorin: Hanna Dietz

    _Links_ * http://www.wdr.de/tv/servicezeit/essen_trinken/extras/küchentipps/k /käse.jsp Küchentipp: Käse. (Servicezeit: Essen & Trinken, Küchentipps Archiv) * http://www.wdr.de/tv/servicezeit/essen_trinken/sendungsbeiträge/200 8/0208/00_käse.jsp Geriebener Käse im Test. (Servicezeit: Essen & Trinken vom 8. Februar 2008) * http://www.wdr.de/tv/daheimundunterwegs/service/markt/20040507.phtml Vielfalt pur: Alles rund um den Käse. (daheim&unterwegs vom 7. Mai 2004) * http://www.atta-höhle.de Atta-Höhle Attendorn. Informationen zur Höhle und zum Atta-Käse

    * http://www.juleskäsekiste.de Jule's Käsekiste. Homepage zur Käsefarm * http://www.was-wir-essen.de/abisz/2047.php Warenkundliche Informationen über Käse. Seite des aid Infodienstes: "was wir essen"

    http://www.wdr.de/tv/servicezeit/essen_trinken/sendungsbeiträge/200 8/0425/01_atta.jsp :Letzte Äend. am: 4.05.2008

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