Keine Angabe
Ingwer - Zingiber Officinale (Teil 1/2)
Für
1
Info
Andere Namen: Imber, Ingber, Immerwurzel, Schnapswurzel.
: Englisch: Ginger, Französisch: Gingembre.
Ingwer ist der getrocknete Wurzelstock der Ingwerpflanze aus der Familie der Gewürzlilien, die mehr als
250 tropische Stauden mit gewürzreichen Wurzeln umfasst. Die Pflanze wird bis zu 1,5 m hoch und sieht
mit ihren lanzettlichen Blättern schilfähnlich aus. Die fleischigen, daumendicken Wurzelstöcke sind
geweihartig verzweigt.
Sie kommen entweder ungeschält oder (ganz oder teilweise) geschält in den Handel - je nach
Herkunftsgebiet.
Die getrockneten Ingwerwurzeln riechen aromatisch und schmecken brennendscharf. Hauptbestandteil des
ätherischen Öls ist das Sesquiterpen Zingiberen. Für den milden, charakteristischen Geruch ist in erster
Linie der Sesquiterbenalkohol Zingiberol verantwortlich. Der scharfe Geschmack rührt vom Oleoresin (früher
als Gingerin bezeichnet) her, das aus Gingerol, Zingeron und einer Anzahl noch unbekannter Harze
besteht.
Etwa um Christi Geburt dürfte der Ingwer zum erstenmal nach Europa gebracht worden sein. Dioskurides,
der um die Mitte des 1.
Jahrhunderts nach Christus lebte, schrieb über ihn: "Der Ingwer ist
ein eigentümliches Gewächs, das im troglodytischen Arabien sehr häufig wächst. Das frische Kraut wird
gekocht zu vielen Dingen, wie bei uns die Raute, gebraucht, indem man es zu Tränken und gekochten
Speisen mischt. Die Wurzeln sind klein wie beim Cypergras, weisslich, wohlriechend und von
pfefferartigem Geschmack. Man wählt zum Gebrauch die nicht von Würmern zerfressenen Wurzeln. Weil
sie leicht verderben, werden sie eingemacht und in irdenen Gefässen nach Italien gebracht; sie sind dann
zum Verspeisen fertig und werden samt ihrer Brühe verbraucht. Der Ingwer erwärmt, befördert die
Verdauung, ist dem Magen gesund; er wird auch Gegengiften zugesetzt und hat in seiner Wirkung
Ähnlichkeit mit dem Pfeffer." Auch Plinius behauptet in seiner Naturgeschichte, der Ingwer wachse in
Arabien. Davon war aber niemals die Rede. Zweifellos wurde der Ingwer wie Pfeffer und Zimt von den
geschäftstüchtigen arabischen Händlern aus Indien ans Mittelmeer gebracht. Die Araber verstanden es, die
wirkliche Herkunft der von ihnen gehandelten Gewürze jahrhundertelang geheimzuhalten.
Nach Deutschland dürfte der Ingwer im 9. Jahrhundert gekommen sein.
Im Mittelalter war er so beliebt, dass die Baseler Gasse der Gewürzkrämer nach dem Ingwer als
wichtigstem Vertreter des Gewürzsortiments "Imbergasse" getauft wurde. Um die gleiche Zeit beklagte sich
der württembergische Dichter Bebel über die Gewürzverschwendung seiner Zeit und sagte von einem
Bürgermädchen: "Wein und Gewürze, Zimt, Pfeffer und Ingwer haben
ihr Blut verdorben." Die erste Augenzeugennachricht aus dem Ursprungsland des Ingwers stammt von
Mareo Polo, der dem Gewürz in China begegnete. Von Antonio Pigafetta, der Ferdinand Magellan auf
seiner Weltumseglung begleitete, stammt diese Nachricht: Im grünen Zustand wird der
Ingwer hier genauso wie Brot gegessen. Ingwer ist nicht - um es
genau zu sagen - die Frucht eines Baumes, sondern die eines
Strauches. Dieser Strauch treibt Wurzelsprossen, ungefähr eine Spanne lang, ähnlich wie die Keimlinge
des Zuk- kerrohrs. Auch die
Blätter ähneln denen des Zuckerrohrs, sind aber etwas schmaler.
Die Sprossen haben keinen Wert. Nur die Wurzel ist der Ingwer, der in den Handel kommt. Grüner Ingwer
ist bei weitem nicht so stark wie getrockneter. Zum Trocknen wird Kalk verwendet, da man ihn auf andere
Weise nicht haltbar machen könnte." Nach Westindien kam der Ingweranbau zu Anfang des 16.
Jahrhunderts durch den Spanier Mendoza. Er breitete sich rasch auf den Inseln aus.
Schon 1547 sollen 1,1 Millionen kg Ingwer von Westindien, vor allem von Jamaica, exportiert worden sein.
Ab 1585 kam Santo Domingo, ab 1654 Barbados als Ingwer-Ausfuhrgebiet dazu.
Adamus Lonicerus zählt in seinem 1679 erschienenen Kräuterbuch eine ganze Reihe medizinischer
Verwendungszwecke des Ingwers auf:
"Imber ist gantz gut dem bösen erkalten Magen. Wem die Zähne wehe thun, der nemme Imberzehen und
schneid sie klein, siede die in Wein und wasche die Zähn nüchtern und warm damit. Imber in die Kost
vermischt ist fast gut für schwinden. Ein halb Loth Imber mit Essig genützt, dess Abends wann du wilt
schlaffen gehen, auf einen Trunck eingenommen, benimmt die böse Feuchtigkeit durch den Schweiss,
also, dass man sich nach Mitternacht wol zu decke, und also schwitze.
Imber ist allen Menschen gut, so innerlich erkaltet seyn, fürnemlich der grün und eingemachte Imber."
Grösster Ingwer-Exporteur der Welt ist seit jeher Indien. An
zweiter Stelle liegt Westafrika, an dritter Stelle Jamaica, gefolgt von Japan und China. Die Weltproduktion
beträgt rund 20.000 Tonnen jährlich; etwa die Hälfte davon wird im eigenen Land verbraucht.
Von den Ursprungsländern abgesehen haben die arabischen Länder den grössten Ingwerverbrauch zu
verzeichnen; es folgen Schweden und die Länder des britischen Commonwealth. Nach einer Statistik der
Welternährungsorganisation der UN verspeist ein Araber alljährlich rund 170 g Ingwer, ein Schwede über 65
g, ein Inder 25 g, ein Südafrikaner 11 g und ein Deutscher nur rund 5 g. Am wenigsten wissen die
Franzosen mit diesem Gewürz anzufangen - 1 g jährlich
reicht für 200 Einwohner.
Fortsetzung Teil 2/2
Titel - Rubrik - Stichworte