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Sternanis (Illicium verum Hooker fil.) [2/2]



Für 1 Rezept Etymologie:

Siehe auch Anis. Der Gattungsname ist vom lateinischen illicere "anlocken" abgeleitet, wahrscheinlich wegen des süssen und angenehmen Geruchs.

Die achtzackigen und sternförmigen Kapseln sind ein beliebtes Gewürz in China. Die chinesische Küche ist eine sehr komplexe und vielschichtige Materie und darüberhinaus eine der ältesten Kochtraditionen der Welt.

In dem heterogenen Riesenstaat China hat sich eine Vielzahl verschiedener Gar-, Schneide- und Würztechniken etabliert; allerdings spielen in der chinesischen Küche Gewürze eine geringere Rolle als in den Küchen seiner südlichen Nachbarländer. Allen Kochstilen Chinas gemeinsam ist, dass in allen Speisen ein harmonisches Gleichgewicht zwischen den vier Geschmacksempfindungen (süss, sauer, salzig, scharf) herrschen muss. Abgesehen von dieser Gemeinsamkeit unterscheiden sich die einzelnen Stile sehr voneinander.

Die in chinesischen Restaurants der westlichen Hemisphäre so dominierende Technik des stir fry (unter heftigem Rühren bei hoher Hitze im Wok zubereiten, siehe Ingwer für ein Beispiel) ist nur eine unter vielen Gartechniken der chinesischen Küche, und sie spielt besonders in der mildgewürzten Küche der Provinz Guangdong (Kanton) eine grosse Rolle. Die etwas süssliche Shanghai-Küche (siehe Kassie über das Rotschmoren) und die mongolisch beeinflusste Peking-Küche (in der Reis von Weizen teilweise verdrängt wird) sind dagegen in chinesischen Restaurants sehr unterrepräsentiert. Zuletzt bleibt noch die scharfe Szechuan-Küche zu erwähnen: Im kalten Bergland der Provinz Szechuan würzt man kräftig mit Chili (oft in Form von scharfer Bohnenpaste) und dem einheimischen Szechuanpfeffer; doch verwenden Szechuan-Köche auch oft Orangenschalen, Sternanis, Kassie oder sogar lokale Heilkräuter.

In ganz China kennt und schätzt man das Fünf-Gewürze-Pulvers. Diese Mischung enthält Sternanis, Kassie (oder stattdessen Zimt), Gewürznelken, Fenchel und Szechuanpfeffer, üblicherweise zu gleichen Teilen. Weitere, optionale Zutaten sind Ingwer, Galgant, Schwarzer Cardamom oder sogar Süssholz. Am besten hält man die Gewürze ganz vorrätig und mahlt sie vor Gebrauch miteinander.

Fünf-Gewürze-Pulver wird oft Marinaden für Fleisch hinzugefügt, oder man würzt damit einen dünnen Teig, mit dem man Fleisch oder Gemüse vor dem Ausbacken überzieht. Weiters wälzt man auch oft Fleischstücke in einer Mischung aus Reis- oder Maisstärke und Fünf-Gewürze-Pulver und frittiert sie dann knusprig. Da das Fünf- Gewürze-Pulver sehr stark und aromatisch ist, muss es mit Bedacht verwendet werden.

Ein chinesisches Gericht, das seinen Charakter dem Fünfgewürzepulver verdankt, ist das Fünffach gewürzte Schweinefleisch. Dazu wird gewürfelter Schweinebauch mit Knoblauch und Sojasauce mariniert, weiters wird roher Reis trocken goldgelb geröstet, gemahlen und mit Fünfgewürzepulver vermischt. Man reibt nun das Fleisch mit der Reis-Gewürz-Mischung ein und dämpft es eine Stunde lang. Das Resultat schmeckt sehr ungewöhnlich, aromatisch-mild. Für weitere Rezepte mit Sternanis aus der chinesischen Küche siehe Orange (der Rindfleischeintopf au larm) und chinesischen Zimt (über master sauce).

Ausserhalb Chinas schätzt man den Sternanis nicht so sehr. Im Norden Vietnams ist er zum Aromatisieren von Rindsuppen sehr beliebt (siehe vietnamesischer Zimt). Sternanis spielt weiters eine gewisse Rolle in der persischen und pakistanischen (daher auch nordindischen) Küche und wurde von dort auch nach Indonesien eingeführt. In Indonesien ist seine Bedeutung allerdings sehr gering, ausser in den Küchen traditionsbewusster Sultane, die noch einen feudalen indischen Kochstil pflegen (etwa in Medan im Nordosten Sumatras).

Sternanis hat es auch in der westlichen Küche zu einer gewissen Bekanntheit gebracht; man verwendet ihn gerne für Glühwein und als (billigeren) Ersatz für Anis in verschiedenen Süssspeisen und ganz besonders Likören. Die meisten Anisliköre (Pernod, Anisette, Pastis) haben heute ihren Anis wenigstens zum Teil durch Sternanis ersetzt (siehe auch Eberraute).

Quelle: http://www-ang.kfunigraz.ac.at/~katzer/germ/index.html

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