Die Kohlrübe gehört zur selben botanischen Art wie der Raps. Raps dient zur Ölgewinnung, die Kohlrübe
wurde als Gemüse und Futterpflanze genutzt. Sie ist vermutlich aus einer Kreuzung zwischen Kohl und
Herbstrübe entstanden. In Experimenten konnte diese Kreuzung nachvollzogen werden. Wann sich diese
Kreuzung ereignet hat, wissen wir nicht. Möglich wäre ihre Entstehung im Mittelmeergebiet oder in
Nordwesteuropa an der Atlantikküste, da dort beide Elternarten wild vorkamen. Wegen der grossen
Ähnlichkeit mit der Herbstrübe wurde die Kohlrübe oft nicht gesondert beschrieben.
Wahrscheinlich ist die von den antiken Schriftstellern unter dem Namen 'napus' erwähnte Rübe die
Kohlrübe. Dioskurides und Plinius d. Ä. stellten sie im 1. Jahrhundert n. Chr. dar. Die Wurzel von 'napus'
werde gekocht gegessen, sie blähe aber und gebe wenig Nahrung. Sie werde auch in Salzwasser
eingemacht. In den Kräuterbüchern der Renaissancezeit zeigen die Abbildungen mit den Namen 'Trucken
Steckrüben' bei Leonhart Fuchs und 'Steckrüben, Napus' bei Joachim Camerarius sehr wahrscheinlich die
Kohlrübe.
Camerarius schrieb über sie: 'Die eine weiss, die andere gelblich.
Die gelbliche ist dicker dann die weisse, aber am Geschmack unfreundlicher (...) wenn man die
Steckrüben nicht versetzt, so wird eine wilde daraus, die man Napum sylvestrem kan nennen.' Kulturelle
Bedeutung und Verwendung Die Kohlrübe ist die anspruchsloseste aller Rüben und gedeiht am besten in
kühl-feuchtem Klima. Im Gegensatz zur Herbstrübe, auch
Saatrübe genannt, wurde die Kohlrübe traditionell nicht gesät, sondern als junger Setzling gesteckt. Man
kann aber auch die Kohlrübe in dünner Saat direkt säen, am besten Mitte Juni. Sie ist eine ideale
Nachfrucht nach Frühkartoffeln, wächst schnell, ist ertragreich und lässt sich einlagern. All diese Faktoren
machten sie zu einem wichtigen Lebensmittel in Notzeiten. Im Ersten Weltkrieg war die Kohlrübe in den
Städten die 'Hungernahrung', damals wurde sie sogar als Grundlage für Konfitüre verwendet. Der
Beigeschmack von Hunger und Armut, den sie sich damit verdiente, ist wohl einer der Hauptgründe, warum
sie, als die Zeiten besser wurden, fast völlig von den Speisezetteln verschwand.
Geschmacklich erinnert die Kohlrübe an Kohlrabi und Karotten.
Meistens wurde die Kohlrübe als Eintopf mit Kartoffeln, Zwiebeln, Lorbeerblättern und fettem Fleisch
gekocht. Eine andere traditionelle Zubereitungsform ist, sie mit gelben Rüben und Speck weich zu
dünsten. Dieses verschmähte Gemüse entfaltet einen überraschend guten Geschmack und besitzt eine
feine Konsistenz.
Äussere und innere Merkmale Es gibt gelbe, weisse und violett überhauchte Kohlrüben. Die
gelbfleischigen werden meist als Gemüse genutzt, die weissfleischigen als Viehfutter. Im Gegensatz zur
Kohlrabi ragt die Kohlrübe zu ein bis zwei Dritteln aus der Erde, der untere Teil steckt in der Erde. Um sie
geschmacklich zu verbessern, kann man den Teil, der aus der Erde ragt, anhäufeln. Die Kohlrübe enthält
etwa 90 % Wasser, um die 1 % Eiweiss, zirka 0.1 % Fett und zirka 7 % Kohlenhydrate, davon etwa 3 %
Zucker, überwiegend Traubenzucker -
was ihr den angenehm süssen Geschmack verleiht. An Mineralstoffen ist vor allem Kalium und Calcium in
grossen Konzentrationen enthalten. Bei den Vitaminen führt Vitamin C mit beachtlichen 30-36
mg pro 100 g Frischgewicht, der Vitamin-B-Komplex ist in geringer
Menge vertreten. Die gelben Kohlrüben enthalten ausserdem BetaCarotin und andere Carotinoide.