Mohn ist eine der ältesten Kulturpflanzen. Die Menschen essen ihn seit rund 5000 Jahren, seit überhaupt
Ackerbau betrieben wird.
Agrarwissenschaftler der griechischen und römischen Antike haben schon Rezepte mit Mohn
aufgeschrieben. Mohn ist eine enorm fruchtbare Pflanze: In einer Kapsel stecken etwa 3000 Samenkörner.
Seit der Antike kennt man auch die berauschende und betäubende Eigenschaft des Mohns. Man ritzt die
unreifen Samenkapseln an und gewinnt daraus einen opiumhaltigen Saft, die älteste Droge der Welt.
Eine dreieinhalbtausend Jahre alte Götterstatue aus Kreta zeigt die Göttin des Schlafes, aus deren Kopf
Mohnkapseln wachsen. Ein antiker Beweis dafür, dass die betäubende Wirkung damals bereits bekannt
war. Das gilt übrigens für alle Hochkulturen der Antike.
In Europa wurde Opium erst im späten 18. Jahrhundert zur Modedroge, zunächst in England, dann auch in
Frankreich und Deutschland. Das reiche Badepublikum der rheinischen Kurstädte berauschte sich daran.
Aber nur bis zum Beginn der preussischen Zeit. Damals erhob der Staat nämlich ein Monopol auf Drogen.
Ab da war Opium verletzten Soldaten vorbehalten, deren Schmerzen es linderte.
Die modernen Mohnzüchtungen enthalten kaum noch berauschende Substanzen. Trotzdem ist der Anbau
in Deutschland an strenge Auflagen geknüpft. In Österreich ist das anders: Im nordösterreichischen
Waldviertel wird Mohn seit 25 Jahren wieder kultiviert, vor allem Graumohn, der fein-nussig schmeckt.
Ausserdem gibt es weissen und
blauen Mohn. In vielen Rezepten kann man Mandeln oder Nüsse einfach durch Mohn ersetzen.
Für alle Sorten gilt: Vor dem Verarbeiten muss man den Mohn mahlen,
weil er erst dann sein volles Aroma entfaltet. Das geht am besten in einer speziellen Mohnmühle oder mit
dem Zerhacker der Küchenmaschine. Danach hält sich das Mohnmehl aber nur zwei bis drei Tage, denn
das Öl ist lichtempfindlich und wird schnell ranzig.
Mohnsamen enthalten viel ungesättigte Fettsäuren, aber Kalzium und Eisen, Kohlenhydrate und Eiweiss
stecken auch darin. In Österreich und Polen wird sehr viel mit Mohn gekocht und gebacken. Nicht nur für
Süssspeisen, sondern auch für herzhafte Gerichte wie zum Beispiel Spätzle oder Schupfnudeln mit
Mohnsamen.
In Feinkostgeschäften oder Reformhäusern gibt es auch Mohnöl. Es hat über 70 Prozent ungesättigte
Fettsäuren und verleiht Salaten, Suppen und Süssspeisen ein nussiges Aroma. Weil es ebenfalls
lichtempfindlich ist, sollte es möglichst dunkel aufbewahrt werden.