_Flaschen, in denen Fernweh steckt_ Das Produkt ist Programm im Rum Kontor Es gibt Todsünden.
Eine davon: Rum pur mit Eis. Eine andere: Rum aus
Schnapsgläsern zu trinken. In beiden Fällen haben die Aromen kaum eine Chance, sich zu entfalten. Das
wäre ein Jammer, denn Rum, dieses Destillat aus Zuckerrohr, steckt voller Düfte. Er sollte aus bauchigen
Gläsern und angenehm temperiert genossen werden. Für Petra und Jürgen Dietrich ist Rum kein Getränk,
es ist eine Philosophie. Seit dreieinhalb Jahren versuchen sie professionell, ihre Kunden davon zu
überzeugen.
Die ersten sechs Monate waren aus wirtschaftlicher Sicht die schwersten - meist fand sich das Paar in
seinem "Kölner Rum Kontor"
an der Lübecker Strasse allein wieder. Mit 350 zum Teil sehr seltenen Sorten ihrer Lieblingsspirituose und
der bangen Frage: Auf
was haben wir uns bloss eingelassen? Üppige Dekoration sucht man in dem hohen, schlichten
Verkaufsraum vergeblich - hier geben hunderte
Flaschen, versehen mit fantasievollen, bunten Etiketten, den Ton an.
Die Zeiten der Sorgen sind vorbei, jetzt läuft der Laden, nicht zuletzt dank der Homepage im Internet. Der
Versand macht heute 80 Prozent des Umsatzes aus, die übrigen 20 Prozent entfallen auf den
Direktverkauf.
Die Abnehmer sind oft Leute, die schon genau so viel von der Welt gesehen haben wie die Dietrichs. Sie
sitzen in Süddeutschland, Österreich, Italien, Frankreich, in der Schweiz, aber auch in ferneren Ländern.
Aus Tokio kamen schon Bestellungen, aus den USA gehen viele Anfragen ein, aber die Frachtkosten sind
zu hoch.
Wo Rum produziert wird, scheint die Sonne - in der Karibik, Indien,
Australien, Neuseeland, auf den Kanarischen Inseln, den Inseln des Indischen Ozeans. Fernweh umweht
die Herkunftsnamen - Trinidad,
Guadeloupe, Guyana, Venezuela; Barbados, Martinique. Diese Erzeugnisse haben so gar nichts von der
hiesigen Supermarkt-Ware, bei
deren Erwähnung die Dietrichs die Nase rümpfen. Rum, sagen sie, könne sich durchaus neben einem
guten Cognac behaupten. Die Preise bewegen sich zwischen elf Euro für einen El Dorado, Guyana, und
539 Euro (!) für einen 50 Jahre alten, in Jamaika destillierten und in Schottland in Eichenfässern gereiften
Alfred Lamb's.
[Foto] Sie haben die Liebe zum Rum zu ihrem Beruf gemacht und das "Kölner Rum Kontor" eröffnet: Petra
und Jürgen Dietrich.
Kölner Rum Kontor Lübecker Strasse 6 Altstadt-Nord
(Eigelsteinviertel) 50668 Köln U: Hansaring Öffnungszeiten Di-Fr 10 bis 19 Uhr,
Sa, 10 bis 15 Uhr.