Keine Angabe
Scampi und Garnelen
Für
1
Rezept
"Um Shrimps zu kochen, muß man weder reich noch berühmt oder sonderlich schlau sein. Dafür bin ich
der lebende Beweis", sagt Forrest Gump. Der sentimentale Film verführte mich, das "Bubba Gump
Shrimps-Kochbuch" zu erstehen, als Taschenbuch bei Heyne. Originell
sind vielleicht noch Mama Blues Kesselshrimps, mit Zwiebeln und Sellerie in Bier gekocht. Der Rest ist
leider so amerikanisch wie das Merchandising zum Film. Hätten Forrest Gump oder die Werber von
Paramount doch in Vietnam oder im Urlaub in Thailand von den Einheimischen gelernt, was man aus
Garnelen alles zubereiten kann.
Dort sind Tiger Prawns, Garnelen in allen Größen geräuchert, getrocknet und als Garnelen-Paste so
allgegenwärtig, daß ich nach
einer Woche fast eine Abneigung gegen die geliebten Krustentiere entwickelte.
Schon beim Stop in Bangkok gab es als erste Mahlzeit die berühmte Thaisuppe "Tom Yam Goong". Jedes
Restaurant, jeder Straßenstand und jede Hausfrau kennt eigene Varianten. Auch Maggi Thailand macht
einen Brühwürfel. Ich bereite meine Grundbrühe so: Die Köpfe und
Schalen von 12 mittleren Garnelen, 3 bis 4 Hühnerklein, 5 Knoblauchzehen, 2 Zwiebeln, 3 Stengel
Zitronengras, leicht zerklopft, 3 Limettenblätter, eine geviertelte Limone, Stiele und Wurzeln eines Bundes
Koriander, die Schalen einer kleinen Ingwerknolle, 1 dl Fischsauce (nam pla) und einen Teelöffel
Krabbenpaste mit 2 Litern Wasser aufkochen. Abschäumen und eine Stunde simmern lassen. Die Brühe
durch ein Sieb und Passiertuch abgießen. 12 Garnelenschwänze, geschält, ohne Darm, 6 Champignons in
Scheiben, 2 Zitronengrasstengel, die unteren Drittel in feine Stucke geschnitten, 6 zerdrückte Thai-Chilis,
die Ingwerknolle, feingeschnitten, und 4
Limonenblätter in der Brühe einige Minuten aufkochen, bis die Garnelen gar sind. Korianderblätter
einstreuen, mit Limonensaft abschmecken. Zitronengras, Limonenblätter, harte Ingwerstücke essen die
Thais nicht mit. Ich rate Ihnen, auch die Chilis im Teller zu lassen.
Diese Suppe können Sie ungeniert variieren. Geben Sie feingeschnittene Hühnerbrust dazu oder
Frühlingszwiebeln, Sojasprossen, Spinat. Mit Kokosmilch und Minze bekommt sie einen neuen Pfiff. Und
eingeweichte Glasnudeln oder Bahmi-Nudeln
verwandeln die Suppe in ein Hauptgericht.
Die besten aller Garnelen heißen bei uns "Krabben", sie schmecken direkt vom Kutter, selbst gepult. Ein
Butterbrot mit Rührei, dick mit "Krabben" belegt, hilft über verregnete Urlaubstage. Garnelen werden oft
untergeschoben, wenn es eigentlich der teure Kaisergranat sein soll, französisch Langoustines, italienisch
Scampi. Die schmecken am besten ganz frisch, kurz in Salzwasser abgekocht und in Mayonnaise
gestippt.
Tips aus der hohlen Hand Sollten Sie mal nach New Orleans kommen, essen Sie ein Prawn-Gumbo oder
Jambalaya bei Paul Prudhomme. Aber
mit "File", das die Choctaw-Indianer aus den getrockneten Blättern
des Sassafras herstellen. Sorry, Mama Blue, das ist Cajun-Küche. Und
das "Picayune Creole Cookbook" von 1901, wiederaufgelegt bei Random House, das wäre das richtige
Bubba-Gump-Kochbuch.
Bei den Garnelen, Natantia, unterscheidet man Geißelgarnelen, Penöoidea, und die eigentlichen Garnelen,
Caridea. Die höhere Qualität haben die Kaltwasser-Garnelen. Die meisten Garnelen kommen
bei uns gefroren oder wieder aufgetaut auf den Markt. Es handelt sich vor allem um Furchengarnelen und
Schiffskielgarnelen (Tiger Prawns) aus Südostasien. Gekochte und gefrorene Grönland-Shrimps,
auch die fälschlich Krabben genannten Granate, sind Caridea aus kalten Gewässern. - Die Scampi,
Nephrops norvegicus, im Deutschen
eigentlich Kaisergranate, sind zoologisch eine völlig andere Abteilung, sie gehören zu den Hummerartigen.
Sie haben einen schlanken hellroten Körper mit langgezogenen Scheren. Sie kommen manchmal frisch auf
den Markt, sind teuer, empfindlich und werden oft, nicht immer aus Unkenntnis, durch die preiswerteren
Garnelen ersetzt. Sollten Sie sich über "Shrimps, Hummer und Langusten" umfassend informieren wollen,
empfehle ich das Buch dieses Titels aus der Teubner Edition bei Gräfe und Unzer.
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