Der Bockshornklee ist eine uralte Nahrungs- und Gewürzpflanze, die
in der Küche des Mittleren Ostens, Indiens, Nord- und Ostafrikas
noch heute eine wichtige Rolle spielt. In Europa ist sie etwas in Vergessenheit geraten, obwohl sie im
Mittelalter als Heilkraut angebaut wurde. Zeit, die aromatisch-bitteren Samen wiederzüntdecken!
Griechisches Heu mit ägyptischen Wurzeln: Der Bockshornklee gehört
zu den Hülsenfrüchten und damit zur Familie der Schmetterlingsbluetler. Er wird bis zu einem halben Meter
hoch und hat kräftige, verzweigte Stängel. Verbreitet ist er in Mitteleuropa, im Mittelmeergebiet und in
Asien. Seinen botanischen Namen Trigonella fönum gräcum (fönum gräcum = griechisches Heu) hat er den
alten Griechen zu verdanken, die ihn aus Ägypten nach Europa brachten. Tatsächlich riecht die
getrocknete Pflanze sehr stark nach Heu. Der Name Trigonella leitet sich wahrscheinlich von den
triangelförmigen Blueten ab. Der Bockshornklee ist eine uralte Nahrungs- und Gewürzpflanze, die heute in
Europa nicht mehr so
bekannt ist. Im Mittelalter wurde sie als Heilkraut angebaut und im antiken Griechenland wurden von
Sportlern und Philosophen in Gerstenöl geröstete Bockshornklee-Samen geknabbert, daher auch der
Spitzname 'Philosophenklee'. Vom Einbalsamierungsmittel zum Delikatessgemüse: In der Medizin genoss
der Bockshornklee bereits
früh ein hohes Ansehen. Plinius und Galen, die bekanntesten Vertreter der frühzeitlichen Heilkunde,
beschrieben seine Vorzüge bei innerer und äusserer Anwendung, die Ägypter nutzten ihn als Gewürz, als
Heilmittel und zum Einbalsamieren der Toten. Die Griechen und Römer verwendeten ihn als Gewürz- und
Heilmittel, und
Karl der Grosse befahl ausdrücklich seinen Anbau. Auch in der indischen Ayurveda-Medizin wird der
Bockshornklee schon seit
Jahrtausenden eingesetzt.
In nördlichen Gegenden wurden Bockshornklee-Samen ganz oder gemahlen
dem Getreide beigemischt, um Insektenfrass zu verhindern, ferner wurde das griechische Heu auch als
Viehfutter angebaut. In Libyen und Eritrea war es als Nahrungsmittel bekannt, besonders Frauen sollen es
wegen seines hohen Nährstoffgehaltes ihrer Nahrung zugesetzt haben, um ihre als schön empfundene
Leibesfülle zu erhalten.
Der Bockshornklee wurde früher überall dort gesammelt, wo er wild wuchs, in ganz Südosteuropa, in
Nordafrika, Vorderasien und Indien.
Heutzutage werden die jungen Triebe und Sprossen von Fitnessjüngern vor allem in Australien und den
USA als Delikatessgemüse verzehrt.
Bei uns gibt man ihn vor allem als Keimlinge über den Salat.
Samen mit geballter Nährstoffladung: Die Samen sind eine geballte
Nährstoffladung. 100g enthalten ca. 25% Eiweiss, 6,5% hochwertige Fette, 8% Nahrungsfasern
(Ballaststoffe), 48% weitere Substanzen wie Schleimstoffe und ätherische Öle, 10% Wasser und 2,5%
Asche. Ferner weisen sie Sekundäre Pflanzenstoffe wie Saponine und Flavonoide, Vitamine des B-
Komplexes, Vitamin C und E, aber auch Mineralstoffe
auf.
Vom Iran bis nach Indien als Gewürz geschätzt:
Bockshornklee-Blätter und -Samen finden in der Küche des Mittleren
Ostens, Indiens sowie Nord- und Ostafrikas eine breite Verwendung. In
westlichen Ländern wird ihr Geschmack von manchen als unangenehm bitter und bockartig empfunden, in
anderen Küchen wird er gerade wegen seiner bitteren Geschmacksnoten geschätzt, die den Appetit
anregen und die Verdauung von fetten Speisen unterstützen.
Bockshornklee-Samen werden als einzelnes Gewürz oder als wichtiger
Bestandteil von Gewürzmischungen verwendet, z.B. in indischen Curry-Mischungen, in der bengalischen
Fünfgewürzemischung 'panch
phoron', in der tamilischen Gewürzmischung 'sambaar podi', in der georgischen 'khmeli-suneli' sowie in der
äthiopischen bzw.
eritreischen 'berebere' (oder 'berbere'). In Ägypten werden die Samen für Saucen und als Kaffee-Ersatz
verwendet. In der
Lebensmittelindustrie dienen sie als Grundstoff für künstlichen Ahornsirup und zur Erzeugung von Vanille-
und Caramel-Aromen.
In Indien heissen die frischen grünen Blätter 'methi' und werden gerne als geschmackvolles Gemüse, wie
Spinat, zubereitet. Der Iran hat eine besonders reiche Tradition in der Verwendung von Bockshornklee-
Blättern. Zu den bekanntesten Beispielen gehört
'ghorme sabzi', eine dicke Sauce aus Gemüse (Lauch, Zwiebeln, manchmal auch Bohnen) und Kräutern
(Bockshornklee, Petersilie, Minze), in der Lammfleisch langsam geschmort wird.
Gegen Blähungen, graue Haare und Mundgeruch: Auch von therapeutischen
Anwendungen in verschiedenen Ländern der Erde wird berichtet. So kochen in der Türkei Mütter ihren
mageren Kindern einen Brei aus drei Teilen Milch und einem Teil Bockshornklee, damit sie schnell an
Gewicht zunehmen. Woanders ist es Sitte, den Frauen nach der Entbindung Bockshornklee ins Essen zu
mischen, um das Zusammenziehen der Gebärmutter zu fördern.
Bockshornklee-Tee kennt man in ganz Asien, vor allem in China, Tibet
und Indien. Ihm wird auch nachgesagt, dass er Männern auf die 'Sprünge helfen soll', die an Impotenz
leiden, und dass er sogar gegen ein vorzeitiges Ergrauen der Haare wirken soll. Auch wird von Heilkundigen
gerne ein Tee aus gemahlenen Bockshornklee-Samen zur
Reinigung der Atemwege empfohlen.
Und nicht zuletzt ist Bockshornklee ähnlich wie Fischöl ein 'Rohrreiniger': er wirkt vorbeugend gegen
Arterienverkalkung. Seine
appetitanregenden und verdauungsfördernden Eigenschaften wurden ja bereits erwähnt. Weitere
Wirkungen: Bockshornklee stimuliert das
Nervensystem, wirkt gegen Blähungen, regt den Stoffwechsel an, soll blutzucker- und blutdrucksenkende
Eigenschaften haben, regt den
Milchfluss an und ist wirksam gegen kalte Hände und Füsse, gegen übermässiges Schwitzen und
Mundgeruch.