Brot und Wein spielen im Christentum eine zentrale Rolle - schon gar
am Gründonnerstag. Jesus hat nach den biblischen Texten mit seinen Jüngern zusammen das Abendmahl
gefeiert. Und dabei eben Brot und Wein mit ihnen geteilt. Schon alleine dadurch ist der Wein aus dem
heiligen Land weltweit bekannt. Aber auch sonst gehört das Land Kanaan zu den ältesten Weinbau-
Gebieten der Geschichte. Allerdings
versteht das Alte Testament darunter das gesamte Palästina, das heisst Israel sowie Teile von Jordanien
und dem Libanon. Schon um 1800 v. Chr. hat es Aufzeichnungen über den Weinhandel zwischen Palästina
und Ägypten gegeben. Demnach brachten die Weingärten zwischen Mittelmeer und Totem Meer grosse
Mengen an Wein. Er war nicht nur Getränk, sondern unverzichtbarer Bestandteil des religiösen und
kulturellen Lebens. Kein Wunder deshalb, dass er in der Bibel ein bedeutende Rolle spielt. Mehr als 500
mal wird Bezug auf ihn genommen. Nach der arabischen Eroberung um 650 n. Chr. riss die Tradition ab.
Zwischen 1100 und 1300 während der Kreuzzüge wurde sie wieder aufgenommen, um danach bis ins späte
19.
Jahrhundert wieder zu ruhen.
In den Jahren nach 1880 begannen Juden aus aller Welt, nach Israel zurückzukehren. Baron Edmond de
Rothschild stiftete eine grosse Summe Geld, um den Weinbau wiederzubeleben. Er gründete eine Kellerei
und übertrug Teile davon später an die Weinbauern vor Ort.
_Weinbau heute_ Israel hat rund 6000 Ha Anbaufläche. Das entspricht der Rebfläche von Franken. Knapp
die Hälfte liegt an den Hängen des Carmel-Berges.
Bedeutend ist aber auch das Anbaugebiet Galiläa mit den Golan-Höhen
im Norden und selbst in der Wüste Negev wird Wein angebaut. Das Klima ist durch einen langen,
trockenen Sommer (verhindert Pilzkrankheiten!) und einen kurzen, regenreichen Winter geprägt. Das sind
extreme Verhältnisse. Dank modernster Anlagen zur Bewässerung und zur Kühlung beim Weinausbau
können dennoch sehr gute Weine produziert werden. Dabei nutzen die Winzer auch die unterschiedlichen
Klimata in den Bergen -je höher desto kühler - für den Anbau
unterschiedlicher Sorten. Und die grossen Temperatur-Unterschiede
zwischen Tag und Nacht selbst in der südlichen Wüste führen zu aromatischen und relativ säurereichen
Weinen. Alleine die Genossenschaft Carmel bewirtschaftet ein Drittel der Rebfläche.
Daneben gibt es mittelgrosse und internationale bekannte Produzenten wie Barkan, Tishbi, Galil Mountain,
die Golan Heights und Yarden sowie seit jüngster Zeit erst eine ganze Reihe von Kleinst-Weingütern. Eine
grosse Tradition hat auch das Kloster
Latrun, das Weine erzeugt, die gerne auch als Messweine gekauft werden.
_Rebsorten und Weine_ Angebaut werden in der Regel internationale Rebsorten. Daraus wurden lange Zeit
vor allem schwere und sehr süsse Weine gemacht. Erst in den letzten Jahrzehnten sind auch Weine
internationalen Zuschnitts gekeltert worden. Auch heute noch steht die Weinerzeugung unter religiöser
Aufsicht eines Rabbiners, damit die Weine als koscher eingestuft werden können. D.h. damit sie den
religiösen Regeln genügen. Allerdings sind die in den unterschiedlichen jüdischen Glaubensschulen
unterschiedlich. Im ganz strengen Sinne müssen die Weine eigentlich sogar heiss-sterilisiert werden. Die
Aromen sind
dann allerdings auch weitgehend zerstört. Der grösste Teil der Weine wird heutzutage aber so erzeugt,
dass er weltlichen Qualitätsmasstäben entspricht. Israelische Weine haben bei Vergleichsverkostungen
immer wieder mal ganz vorne mitgemischt. Die Produktion ist sehr modern und in der Weinbauforschung
arbeiten israelische Wissenschaftler an der Spitze mit. Es gibt wenig Vorbehalte gegenüber technischen
Verfahren bis hin zum Einsatz etwa der Gentechnik.