Frauen haben's einfacher; die schliessen sich in eine WC-Kabine des
Restaurants ein und erledigen, was sie zu erledigen haben. Einem Mann fällt das viel schwerer: nicht nur,
weil er Angst hat, dass ein
Pinkelnachbar am nächstgelegenen Pissoir steht und einen Vergleichstest, längenmässig und aus einem
Meter Distanz, vornehmen möchte. Nein, dem Mann geht es viel mehr um den Geruch seines Urins, der
schlicht stinkt. Er hat, genauso wie die Frau im Kabäuschen, Spargel gegessen. Ein gutes Pfund war's.
Das bedeutet schlicht: Zur
Spargelzeit, nach dem Spargelessen, sollte sich jeder Mann zum Wasserlösen hinsetzen - in einem
abgeschlossenen Toilettenhäuschen.
Denn Urin nach Spargelgenuss riecht recht kräftig und eher unangenehm.
Doch Spargel ist gesund und schmackhaft. Ich kann mich an eine Geschichte erinnern, kurz vor der
Wende in Deutschland. Da war ich in Quedlinburg, in Sachsen-Anhalt. In einem Restaurant bestellte ich
das
draussen gross ausgeschilderte "Glas Spargelbrühe". Das schmeckte, kostete damals umgerechnet
zwanzig Rappen - und es hatte den gleichen
Effekt in der Männertoilette. Stinkig halt. Aber gesund, wohlig wohl.
Hier ein Rezept aus Frankreich, das zwar die Nebenwirkungen nicht ausschliesst - doch dass es
phantastisch mundet, ist viel wichtiger.
Für zwei Personen ist es ein Hauptgericht, für vier eine üppige Vorspeise und für sechs Leute eine hübsche
Überraschung Vierundzwanzig grüne Spargel in ungefähr fünfzehn Zentimeter lange Stücke schneiden.
Vorher die untersten zwei Zentimeter wegschneiden.
Vielleicht muss noch was geschält werden. Das geschieht am besten mit einem Sparschäler, den man
auch für Kohlrabi und Kartoffeln benützen kann. In viel Salzwasser vier Minuten lang kochen lassen,
vorsichtig herausheben und in eiskaltes Wasser legen. Auskühlen und gut abtropfen lassen.
Je drei Spargel nebeneinanderlegen; zwei in Olivenöl eingelegte, abgetropfte Sardellenfilets längs zwischen
zwei Spargel legen. Die drei Spargel und die zwei Sardellenfilets mit zwei Zahnstochern zusammenheften:
Um das Bild ganz klarzumachen: aussen ein Spargel,
dann folgt eine Sardelle, wiederum ein Spargel, wiederum eine Sardelle, schliesslich noch ein Spargel. Die
beiden Spiesschen stecken im unteren und im oberen Drittel (aber nicht im zarten Spargelköpfchen).
So kommen acht Spargelspiesschen zusammen, die insgesamt vierundzwanzig Spargel und sechzehn
Sardellenfilets aufweisen. In eine sehr grosse ofenfeste Form geben (es können auch zwei kleinere sein);
alle Spiesse sollten nebeneinander Platz finden. Acht Esslöffel bestes Olivenöl darüberträufeln. Ferner acht
kleine Rosmarinzweige, die gehackt oder in kleine Stücke gerissen werden.
Schliesslich gut pfeffern und vorsichtig salzen. Eine gute halbe Stunde bei Zimmertemperatur marinieren,
dabei die Spiesse mehrmals wenden.
Den Backofen auf höchster Stufe vorheizen, auf Grill umschalten, die Form (die Formen) auf die oberste
Gitterschiene schieben, zwei Minuten grillen, die Form herausheben, sämtliche Spiesse wenden und
weitere drei Minuten grillen. Vorsicht: heiss!
Die Spiesse auf Teller verteilen. Mit dem Öl und den teilweise geschmolzenen Sardellen übergiessen. Brot
dazu.