Fisch, Sonstiges

Fisch in grünem Reis



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Zutaten

  • Fisch
  • Grüner Reis
  • REF

  • - Rubrik von Michäl Merz
  • - Meyer's 49/2000
  • - Wanphen Heimann
  • - Umgew. von Rene Gagnaux
  • Wie entsteht bei Wanphen Heimann ein neues Gericht? Die Spitzenköchin vom Zuercher "Sukhothai", die von Montag bis Samstag in der Profiküche steht und keine Zeit hat für private Einkäufe, hat eine eigene Methode: "Am Sonntag öffne ich den Kühlschrank und muss etwas aus dem kochen, was ich finde." Eine ihrer improvisierten Köstlichkeiten ist das "Pla Khau Mau", eines der ganz grossen Erfolgsgerichte des "Sukhothai".

    Das gebratene Fischfilet in grünem Reis wirkt völlig unspektakulär, wenn es aufgetragen wird, fast wie ein thailändisches Fischstäbchen. Doch was so einfach aussieht, ist das Resultat einer ganzen Reihe von komplexen Küchenideen. "Jeder Bissen muss knackig-knusprig sein", sagt Heimann und erklärt: "Wenn die Kruste unter den Zähnen aufbricht, sollte sie einen Schwall von Aromen entlassen." Um dies möglich zu machen, mariniert Heimann das nur sanft aromatische Fischfleisch, bevor sie es mit grünen Reiskörnern paniert. Pfeffer, Knoblauch und Sojasauce verleihen dem Fisch würzige Aromenkraft, die den frischen Eigengeschmack nicht totschlägt, sondern unterstützt.

    Auch wenn der knusprige Fisch den Appetit anregt, würde er ohne die passende Sauce unseren Gaumen schnell langweilen, war Wanphen Heimann von Anfang an klar. Und auch: "Ich könnte eine feurige Chilisauce, eine kraftvolle Currysauce oder eine einfache Ingwersauce dazu servieren." Aber die Köchin aus Leidenschaft mochte nicht auf die bekannten Dips und Saucen zurückgreifen, die für den wirklichen Feinschmecker banal sind.

    Die Ingwersauce ging Heimann trotzdem nicht aus dem Kopf. Denn sie besitzt den kulinarischen Ansatz, den die Küchenmeisterin suchte. "Vor allem junger Ingwer ist ungeheuer gesund", erklärt die gebürtige Thailänderin. "Ausserdem besitzt er einen wunderbar zarten, ja sogar sinnlichen Biss." Zufälligerweise fand sich am bewussten Sonntag eine Dose Kokosmilch im Kühlschrank. So zauberte die Spitzenköchin daraus die frische und doch sämige Sauce, die perfekt zum fritierten Fisch passt und die fette Knusprigkeit des grünen Reises dennoch verdaulich macht.

    "Aplati" nennt die Fachwelt den grünen Reis. "Aplati" ist ein sprachlicher Überbleibsel aus kolonialer Vorzeit, als die Franzosen in Indochina den Ton angaben. "Aplati" stammt vom Wort aplatir und umschreibt die Reiskörner sehr präzis: Sie sind platt gedrückt, also "abgeflacht".

    Der grüne Reis ist bis heute in spezialisierten Asienshops unter dem Namen "Aplati" zu finden. Wer das inzwischen überaus begehrte Korn einst erfunden hat, ist jedoch unklar. Warens die Vietnamesen oder die Thailänder? Sicher ist: Beide Länder fabrizieren das Produkt aus so genanntem "weissem Klebreis". Dieser gart nicht nur klebrig aus, sondern pappt wie ein Brei zusammen und schmeckt süsslich. Klebreis wird deshalb in ganz Südostasien vor allem zu Desserts verarbeitet.

    Wanphen Heimanns Bündner Ehemann Gion sagt oft, die Thailänder seien das arbeitsamste Volk, das er kenne. Aber auch: "Es ist auch das verspielteste Volk." So ist es nicht erstaunlich, dass der Thai Green Rice anders fabriziert wird als der in Vietnam.

    Die Vietnamesen drücken das noch unreife Korn in mühseliger Arbeit aus den Rispen. Die flache Form bekommt das Korn, weil es noch weich ist in seiner Struktur. Die Thailänder hingegen weichen das reife Korn in Wasser ein. Es wird in leicht getrocknetem Zustand von speziellen Maschinen flach gewalzt. Das ermöglicht dem Thai Green Rice, der seine Farbe von den Blättern des Pandangrases hat, ein Garen innert Minuten - wie das beim vietnamesischen Reis der Fall ist, der mit chemischen Zusätzen grün gefärbt wurde.

    Klar, dass sich die verspielten Thailänder nicht damit begnügen, nur grünen Reis herzustellen. Sie fertigen auch Reis in Rot, Gelb und Orange. Wie diese Farben entstehen? "Randen liefern das Rot, Karotten färben die Körner Gelb, und Kürbis schenkt den ursprünglich weissen Körnern ein tiefes Orange", sagt Wanphen Heimann. Und mit einem kleinen Seitenhieb auf das vietnamesische Brudervolk sagt sie: "Das wirklich Schöne an natürlich gefärbtem Reis ist, dass er anders schmeckt."

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