Backen, Kuchen, Exotisch

Turten von Walis (Üsserbärger-Fladu), Teil 2



Für 45 Cm-form

Zutaten

  • 500 g Brot
  • - Vollkorn
  • 500 g Alpkäse
  • - gerieben
  • 1/2 Litr. Milch
  • 4 Eier
  • 100 g Rosinen
  • ; Salz
  • Wenig Safran.
  • Butter
  • - fingerhoch !
  • Folgendes war die Antwort von Arthur Heinzmann zu der im Teil 1 gestellten Frage ! Arthur Heinzmann: also... ich bin heute fündig geworden was diese Walliser Törtchen angeht.

    Ich hab mich kurzerhand mal in unser örtliches Altenheim zu den Insassen gesetzt und mit Ihnen etwas geplaudert. Nach einer halben Stunde startete ich eine Art Wettbewerb. Ich las den Leuten die Dialektform des Rezeptes vor. Siegerin sollte die Person werden, welche mir verraten kann, woher dieser Dialekt stammt und was es mit den Törtchen auf sich hat.

    Es war sehr interessant zu sehen, wie aufmerksam die Leute zuhörten. Hie und da meldete sich jemand und ich musste das eine oder andere Wort noch mal wiederholen. Als ich beim Safran angelangt war, wurde ich jäh von einer 94 jährigen Munderin unterbrochen.

    "hehe wart amal, das sind kei wallisär turtä, das want dü da meintscht, sind üsserbärger-flade"!

    oder in Deutsch: "he warte mal, was Du da meinst, sind keine Walliser Törtchen, sondern Ausserberger Fladen" ! Weiter ging dann die Erklärung. Früher hätten die Ausserberger den Mundern immer wieder etwas von ihrem Safran entwendet, um ihren Walliser Fladen eine besondere Note zu geben. In den Nachkriegsjahren seien diese Fladen in unserer Gegend eines der wenigen Festessen gewesen. 'Normale' Leute hätten sich den Safran aber gar nicht leisten können. Um nun anzugeben, seien die Ausserberger nachts nach Mund gewandert und hätten dort immer nur ein wenig vom Safran genommen, in der Hoffnung, die Munder würden es nicht merken. Der Safran habe den Aussenbergern nur zur Färbung des Fladens gedient. Vom Geschmack habe man praktisch nichts gemerkt. Das seien dazumal die einzigen 'Walliser Fladen' gewesen, die immer gelber waren als die Übrigen und diese 'Ausserberger Fladen' wurden bald mal bekannter als die andern.

    Irgendwann hat dann mal ein Munder einen Ausserberger beim Klau erwischt und gestellt. Der wurde dann so lange in einen Gadu (Erker) gesperrt, bis er schliesslich verriet, wozu er den Safran wollte. Seither gab es 'gelbere Fladen' nur noch zu besonderen Anlässen, allerdings mit gekauftem Safran hergestellt.

    Die kleine Frau mit dem guten Mundwerk merkte noch an, dass derjenige, welcher dieses Rezept im Dialekt geschrieben hätte, bestimmt weder ein Ausserberger, noch ein Munder gewesen sei. Das sei kein echter Walliser Dialekt, meinte Sie schmunzelnd.

    Heute abend nun habe ich in der Heimküche auf genaü Anweisung dieses Munder Frauchens ihren 'Üsserbärger- Fladu' gebacken. Das Interessante an der ganzen Sache ist, dass man hier micht mit genauen Mengen arbeitet, sondern aus dem Handgelenk.

    Um eine runde 45 cm Kuchenform zu belegen, brauchte ich:

    [Siehe Zutaten] Anstelle einer Pfanne habe ich eben das Kuchenblech genommen. Den Teig habe ich zu einem flachen Fladen geformt und dann über die geschmolzene Butter gelegt. Die Rosinen habe ich auch in den Teig eingearbeitet und nicht darübergestreut. Ansonsten entsprach das Rezept genau den Angaben von Emmi (Name der Munderin). Einige wollten den 'Üsserbärger-Fladu' warm, andere kalt essen. Für mich konnte ich bloss noch ein winziges Eckchen retten, hat aber ganz gut geschmeckt.

    Abschliessend möchte ich allen Ausserbergern versichern, dass ich nichts gegen Sie habe und auch nicht beabsichtige, sie des Diebstals am Munder Safran zu bezichtigen. Ich habe lediglich weitergegeben, was mir Emma S. aus Mund über ein Rezept verraten hat.

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